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München: Dritter Nationalpark: Warum Naturschützer noch daran glauben

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Dritter Nationalpark: Warum Naturschützer noch daran glauben

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    Zeigt sich gerne als Freund der Bäume, will aber keinen neuen Nationalpark in Bayern: Ministerpräsident Markus Söder (CSU).
    Zeigt sich gerne als Freund der Bäume, will aber keinen neuen Nationalpark in Bayern: Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Foto: Peter Kneffel, dpa

    Geht es um den Nationalpark im Bayerischen Wald, will Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) mit Lob nicht sparen: Dessen Gründung vor fünfzig Jahren habe die Vorreiter-Rolle Bayerns beim Umwelt- und Klimaschutz begründet, erklärt Söder zum Jubiläum im aktuellen Nationalpark-Magazin "Unser wilder Wald": "Was vor fünfzig Jahren als ein durchaus gewagtes Experiment begann, ist heute eine eindrucksvolle Erfolgsgeschichte für Mensch und Natur in der Region geworden." Deshalb werde der 24 250 Hektar große Nationalpark auch um 600 Hektar erweitert.

    Erfolg im Bayerischen Wald wird in Franken nicht fortgeschrieben

    Eine Erfolgsgeschichte also, die die aktuelle Staatsregierung allerdings in Steigerwald, Spessart oder Rhön nicht fortschreiben will: Nach erbitterten Debatten vor Ort hatte Söder das von seinem Amtsvorgänger Horst Seehofer (CSU) ausgegebene Ziel, nach dem Bayerischen Wald und Berchtesgaden einen dritten Nationalpark in Bayern zu gründen, 2018 einkassiert. Im Koalitionsvertrag zwischen CSU und Freien Wählern finden sich zum Schutz des Waldes nur acht dürre Zeilen. "Einen dritten Nationalpark werden wir nicht realisieren", heißt es darin knapp.

    Naturschützer: Söders Klima-Bekenntnisse nicht glaubhaft

    Doch wie passt Söders Lob für die Erfolgsgeschichte und Entwicklung im Bayerischen Wald mit der Ablehnung weiterer großer Schutzgebiete zusammen? Gar nicht, findet Richard Mergner vom Bund Naturschutz (BN): "Wenn Söder den Klimaschutz zu Recht zum größten Zukunftsthema auch in Bayern erklärt, dann kommt er an der Nationalpark-Debatte nicht vorbei", glaubt der Vorsitzende.  Auch die Hoffnung, das Thema mit den erst in diesem Mai von Forstministerin Michaela Kaniber  (CSU) ausgerufenen neuen, kleineren Naturwald-Gebieten auch in Unterfranken zu ersticken, sei zum Scheitern verurteilt: "Der Druck steigt, weil die Menschen mehr Waldschutz wollen."

    Über einen dritten bayerischen Nationalpark etwa im Steigerwald wird bereits seit Jahren leidenschaftlich gestritten.
    Über einen dritten bayerischen Nationalpark etwa im Steigerwald wird bereits seit Jahren leidenschaftlich gestritten. Foto: David Ebener

    Söder könne sich nicht glaubhaft einen grünen Mantel umhängen, wenn er es bei Lippenbekenntnissen zum Waldschutz belasse, glaubt auch Florian Tully vom Verein "Nationalpark Steigerwald". Wenn der Ministerpräsident demonstrativ Bäume umarme, während im Steigerwald weiter alte Buchen gefällt werden, dann passe das nicht zusammen, kritisiert Tully: "Wir glauben Söder sein Engagement für Wald und Klima jedenfalls erst, wenn wir auch Taten sehen."

    CSU-Mann Eck: Klimaschutz nur ohne Nationalpark

    Bayerns Innenstaatssekretär Gerhard Eck (CSU) sieht dagegen keinen Widerspruch zwischen dem Klimaschutz-Kurs der Regierung und der Ablehnung weiterer Nationalparks: Wer den Klimawandel bekämpfen wolle, der brauche "eine nachhaltige, naturnahe Wald-Bewirtschaftung", sagt der Vorsitzende der Nationalpark-Gegner vom Verein "Unser Steigerwald". An der Nationalpark-Ablehnung der Staatsregierung gebe es deshalb "nix zu rütteln", findet Eck.

    "Wir wollen überall in Bayern mehr Naturschutz", beteuert derweil Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler). Ein neuer Nationalpark sei aber nur möglich, "wenn die Menschen vor Ort mitmachen". Nach den letzten Nationalpark-Debatten sei aber im Steigerwald und auch im Spessart am Ende nur "viel verbrannte Erde" übrig geblieben, klagte Glauber kürzlich. Deshalb schließe die Koalition zumindest bis 2023 einen neuen Nationalpark aus.

    Zudem seien bereits zehn Prozent des Staatswaldes "der natürlichen Entwicklung überlassen", bekräftigt die Forstministerin. Dies sei "ein Vielfaches der Fläche eines Nationalparks" – allerdings "in verträglichen Portionen und verteilt über das ganze Land". Dies nutze der Natur wie den Menschen ohne die Bevölkerung zu spalten, findet Kaniber.

    Grüne: Nationalpark-Debatte wird Söder wieder einholen

    Das letzte Wort in Sachen Nationalpark in Unterfranken sei damit aber längst noch nicht gesprochen, glaubt BN-Chef Mergner – zumal Söder nicht aus ideologischen Gründen, sondern derzeit nur aus politischem Kalkül gegen ein neues Großschutzgebiet sei.

    "Söder hat hier doch die schwersten Kämpfe mit den bremsenden Köpfen in seinen eigenen Reihen – allen voran Gerhard Eck", findet auch Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann. Im Zuge der Klima-Debatte wachse der Rückhalt in der Bevölkerung für einen neuen Nationalpark etwa im Steigerwald beständig an, beobachtet Hartmann.

    Das Thema werde Söder deshalb eher früher als später einholen, ist der Grüne überzeugt: "Entweder er setzt es selbst wieder auf die Agenda. Oder er wird von den Bürgern dazu getrieben."

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