Eine Schönheit ist er zweifellos nicht, der derzeitige Münchner Hauptbahnhof. Über die Jahrzehnte gab es deshalb immer wieder Neubaupläne – zuletzt scheiterte 2006 ein preisgekrönter Architektenentwurf, weil er der Bahn zu wenig Rendite versprach.
Jetzt aber soll es etwas werden mit einem richtig großen neuen Bahnhof für die bayerische Landeshauptstadt: Stadt und Bahn präsentierten kürzlich gemeinsame Pläne für ein echtes Mammutprojekt: Ein riesiges Empfangsgebäude mit sechs Stockwerken und einem zwanzig Meter hohen „Stadt-Portal“ soll ergänzt werden durch ein 75-Meter-Hochhaus am heutigen Starnberger Flügelbahnhof. Alleine dort sollen rund 8000 Quadratmeter Gewerbefläche entstehen. Einzig die bestehende Gleishalle aus den 1950er Jahren sowie die Bahnhofsuhr über dem Haupteingang sollen vom alten Bahnhof übrig bleiben.
Die auf bis zu eine Milliarde Euro geschätzten Baukosten will die Bahn alleine stemmen. Eine finanzielle Unterstützung von Stadt oder Freistaat sei nicht notwendig, versprechen Bahn-Manager. Optimistische Schätzung der Fertigstellung: 2026.
Denn bis zur möglichen Eröffnung sind noch viele Hürden zu überwinden: Die noch ausstehende Zustimmung des Münchner Stadtrats dürfte dabei das kleinste Problem sein. Viel schwieriger ist die enge Verzahnung des Neubauprojekts mit den seit Jahren in der Schwebe hängenden Planungen für eine zweite S-Bahn-Röhre unter der Münchner Innenstadt.
Denn dort, wo die neue Empfangshalle stehen soll, müsste zuerst ein vierzig Meter tiefes Zugangsbauwerk zum neuen Tunnel entstehen. Ob es dazu überhaupt kommt, ist allerdings fraglich, weil die geplanten Kosten für das S-Bahn-Projekt immer weiter nach oben schießen. Schon jetzt soll der bislang festgelegte Kostendeckel von 2,5 Milliarden Euro gesprengt sein.
Sollte die neue S-Bahn-Röhre scheitern, will die Bahn den neuen Bahnhof trotzdem bauen, versicherte der für die Bahnhöfe zuständige Bahn-Vorstand Andre Zeug: „Wir wollen einen der attraktivsten Bahnhöfe Europas bauen.“
Ein weiterer Knackpunkt für das Projekt könnte das geplante Hochhaus sein: Dafür müsste nämlich der aus dem Jahr 1950 stammende und seit 2010 unter Denkmalschutz stehende Starnberger Flügelbahnhof abgerissen werden.
Die Münchner Kommunalpolitik erhofft sich allerdings von dem Milliardenprojekt eine Aufwertung des bislang eher schmuddeligen Bahnhofsviertels. Nachgedacht wird beispielsweise über die Verlängerung der Fußgängerzone vom Marienplatz über den Stachus bis zum neuen Bahnhof – etwa durch ein neues, riesiges Einkaufszentrum. Die neuen Pläne für den Hauptbahnhof, glaubt Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), biete jedenfalls „die Chance, die Bahnhofsgebäude und das Umfeld ganzheitlich neu zu entwickeln und aufzuwerten“.