Bislang hatten es die Verantwortlichen abgelehnt, in die Aufzucht einzugreifen. Der Nachwuchs des Eisbärenweibchens Vilma war bereits gestorben. Vermutlich waren die beiden kleinen Tiere krank und wurden daraufhin von ihrer Mutter aufgefressen. Dass der Tiergarten seine Position nun geändert habe, begründete Encke damit, dass das Baby von Vera eindeutig überlebensfähig sei. Es sei „wohlauf und hervorragend ernährt“. Vermutlich handle es sich um ein männliches Jungtier. Es werde aber auf keinen Fall den Namen „Knut“ bekommen, bekräftigte Encke.
„Man könnte heulen, wenn man sieht, dass die Mutter die Aufzucht bisher ganz perfekt hingekriegt hat und man jetzt aufgeben muss“, sagte Encke. Doch die zunehmende Nervosität der Bärenmutter habe die Tiergartenleitung zum Eingreifen bewogen. Nachdem Vera ihren Nachwuchs aus der Bruthöhle herausgeholt und durch ihr Gehege getragen hatte, habe man befürchtet, sie könne dem Kleinen etwas antun oder es vernachlässigen. Gründe für das veränderte Verhalten der Eisbärin nannte Encke nicht. Dagegen mutmaßte Nürnbergs zweiter Bürgermeister Horst Förther (SPD), der Medienrummel am Eisbärengehege könne Vera in Stress versetzt haben. Es gebe Filmaufnahmen, die bewiesen, dass sich Kamerateams dem Gehege weiter genähert hätten als erlaubt.
Noch kurz vor dem Einschreiten hatten die Verantwortlichen ihre bisherige Haltung gegen Kritik verteidigt. Vize-Tiergartenchef Helmut Mägdefrau hatte Forderungen, man hätte bereits die Jungtiere von Vilma retten müssen, als „haltlos“ zurückgewiesen. Der Tiergarten habe nach den Richtlinien des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms „absolut richtig gehandelt“, sagte er.
Im Nürnberger Rathaus gab es allerdings zunehmend Bedenken gegen diese Haltung. „Ich weiß nicht, ob wir es durchhalten könnten, den kleinen Eisbären verhungern zu lassen, falls Mutter Vera ihn im Stich lässt“, hatte Bürgermeister Förther gemahnt. Förther verteidigte zugleich das bisherige Vorgehen des Tiergarten. „Ich stehe voll hinter der Vorgehensweise meines Teams. Im Sinne der Arterhaltung haben wir fachlich optimal gehandelt“, sagte er.
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