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WÜRZBURG/NÜRNBERG: Ermittlung gegen den Teppichkönig

WÜRZBURG/NÜRNBERG

Ermittlung gegen den Teppichkönig

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    Mit 80 Jahren trifft es den gebürtigen Kitzinger Michael A. Roth hart: Zuerst musste der Teppichkönig (Aro) Insolvenz anmelden. Jetzt ermittelt der Staatsanwalt gegen den Ex-Präsidenten des 1. FC Nürnberg Nach Informationen der Bild-Zeitung geht es bei den Ermittlungen um den Verdacht der Insolvenzverschleppung und des Betruges.
    Mit 80 Jahren trifft es den gebürtigen Kitzinger Michael A. Roth hart: Zuerst musste der Teppichkönig (Aro) Insolvenz anmelden. Jetzt ermittelt der Staatsanwalt gegen den Ex-Präsidenten des 1. FC Nürnberg Nach Informationen der Bild-Zeitung geht es bei den Ermittlungen um den Verdacht der Insolvenzverschleppung und des Betruges. Foto: Jens Wolf (dpa)

    Mit 80 Jahren trifft es den gebürtigen Kitzinger Michael A. Roth hart: Der Teppichkönig mit dem schlohweißen Haar und Vollbart musste 2015 Insolvenz anmelden. Jetzt ermittelt der Staatsanwalt gegen den früheren Präsidenten des 1. FC Nürnberg. Sie geht dem Verdacht des Betruges und der Insolvenzverschleppung nach. Im Kern geht es um die Frage, wann Michael A. Roth wusste, dass seine Firma Pleite war – und wie er reagierte.

    Auffallend finden Insider, dass Roth noch bei seinem Geburtstag im August 2015 beruhigt hatte: „Jetzt sind wir endlich stabil.“ Kurz darauf folgte der Gang zum Insolvenzrichter – offenbar nicht völlig überraschend für Roth. Schon zuvor soll er Mietverträge für 33 Aro-Filialen gekündigt und Räumungsverkäufe angeordnet haben.

    Ein Geschäft kam Insolvenzverwalter Harald Schwartz bereits 2015 verdächtig vor: Roth soll – kurz, bevor er Insolvenzantrag stellte – das Gros der wertvollen Teppiche bei Aro an eine Firma „Kiliani“ verkauft haben, um die Ware zu Geld zu machen. Aus der Sicht des Insolvenzverwalters lautet die entscheidende Frage, wem die Ware gehört.

    „Bild“ berichtete, die Firma „Kiliani“ sei in Würzburg angesiedelt. Allerdings zeigt der Blick ins Handelsregister des Amtsgerichts Würzburg: Hier ist keine Firma „Kiliani“ der Familie Roth registriert. Dies bestätigt der Pressesprecher des Amtsgerichts, Rainer Beckmann.

    Anzeige eines Lieferanten

    Antje Gabriels-Gorsolke, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Nürnberg, sagt auf unsere Anfrage: „Dies ist nicht Gegenstand unserer Ermittlungen.“ Sie bestätigte aber am Donnerstag Teile des „Bild“-Berichts. Es gebe „routinemäßig“ Nachforschungen im Zusammenhang mit der Insolvenz von Aro. Alle Insolvenzen dieses Kalibers bei Kapitalgesellschaften würden der Staatsanwaltschaft im Rahmen des so genannten Insolvenz-Überwachungsverfahrens auf den Tisch gelegt.

    Denn es habe Ende Juni eine Strafanzeige gegeben von einem Lieferanten wegen einer nicht gezahlten Rechnung. „Das führt immer zu einem Ermittlungsverfahren. Ob es Anhaltspunkte für Straftaten gibt, kann ich Ihnen noch nicht sagen,“ sagte die Pressesprecherin. „Wir sind noch nicht fertig mit unseren Nachforschungen.“

    In Nürnberg sorgten die Gerüchte um Ermittlungen gegen Roth für Aufsehen. Dort ist der gebürtige Kitzinger eine bekannte Persönlichkeit: zweimal Präsident des 1. FC Nürnberg, von 1979 bis 1983 und 1994 bis 2009. In seiner Amtszeit arbeiteten mehr als ein Dutzend Trainer, darunter Klaus Augenthaler, Felix Magath, Wolfgang Wolf, Hans Meyer und Thomas von Heesen. In diese Zeit fiel auch der DFB-Pokal-Sieg des „Club“ in der Saison 2006/2007.

    Michael A. Roth sagte dieser Redaktion am Donnerstag auf Anfrage, „Ich sehe die Sache gelassen.“ Seinen Worten zufolge sind alle Rechnungen beglichen. „Vielleicht hat da einer verschlafen, seine Rechnung zu stellen“, vermutet er. Der Bericht in „Bild“ wiederhole nur Vorwürfe, die vor einem Jahr schon einmal geäußert worden seien. „Sie sind falsch.“

    Kein „Kiliani“? Doch „Kiliani“

    Zu der Frage, ob er drei Wochen vor Insolvenzantrag Ware in Millionenwert an eine Würzburger Firma seiner Frau namens „Kiliani“ abgeliefert habe, erklärte er: „Das stimmt nicht, da gab es null Geschäft.“ Er habe keine Lieferanten-Schulden, die Ermittlungen „muss ich nun halt über mich ergehen lassen“, sagt er. Das einzige Kiliani in Würzburg, das er kenne, sei das gleichnamige Volksfest, das gerade im Gange sei.

    Das ist nicht ganz ehrlich: Nicht in Würzburg, aber im Handelsregister des Amtsgerichts Nürnberg wurde die Redaktion fündig. Dort ist seit 2010 an Roths Wohnort Rückersdorf die „Kiliani“ unter HRB 26307 eingetragen, geleitet von Ehefrau Angie.

    Jahrelang hatte Roth seit 2012 versucht, sein Unternehmen zu retten, mit Verkleinerung, Umbau neuem Konzept. Der „Macher“ des 1. FC Nürnberg muss bilanzieren, dass er mit seinem Unternehmen zweimal insolvent wurde. 2012 er in die roten Zahlen geraten. Roth versuchte ein Insolvenzverfahren in Eigenregie. Doch als im Herbst 2015 ein potenzieller Investor absprang, läutete das Totenglöckchen für die Aro Heimtextilien GmbH.

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