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WÜRZBURG/NÜRNBERG: Ermittlung gegen früheren „Club“-Präsidenten Roth zu Ende

WÜRZBURG/NÜRNBERG

Ermittlung gegen früheren „Club“-Präsidenten Roth zu Ende

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    Michael A. Roth
    Michael A. Roth Foto: dpa

    „ Das Verfahren ist eingestellt“, bestätigt Oberstaatsanwältin Antje Gabriels-Gorsolke, Sprecherin der Ermittlungsbehörde, auf Anfrage.

    „Ausgiebig überprüft“

    Das betrifft zwei Aspekte: zum einen das routinemäßige Insolvenz-Überwachungs-Verfahren, bei dem von Amts wegen beispielsweise geprüft wird, ob jemand den Antrag auf Insolvenz zu lange hinausgezögert hat. Doch gegen Roth hatte es auch die Anzeige eines Lieferanten gegeben, der für seine Ware kein Geld gesehen hatte. Man habe „ausgiebig überprüft,“ ob Roth von einer drohenden Zahlungsunfähigkeit gewusst habe, als er Ware bestellte, macht die Oberstaatsanwältin deutlich. Der Verdacht ließ sich nicht erhärten.

    In ganz Franken sorgten die Gerüchte um Ermittlungen gegen Roth für Aufsehen. Denn weit über Nürnberg hinaus ist der gebürtige Kitzinger eine bekannte Persönlichkeit: Er war zweimal Präsident des traditionsreichen Fußballvereins 1. FC Nürnberg, von 1979 bis 1983 und 1994 bis 2009. Auch da polarisierte Roth mit seiner Amtsführung. Unter seiner Präsidentschaft kamen und gingen mehr als ein Dutzend Trainer, darunter Klaus Augenthaler, Felix Magath, Wolfgang Wolf, Hans Meyer und Thomas von Heesen. In diese Zeit fiel auch der DFB-Pokal-Sieg des „Club“ in der Saison 2006/2007. Lebenswerk in Scherben

    Die drei Buchstaben ARO stehen – wie der Club - in Franken für Michael A. Roth. Die Pleite seines ARO-Teppichimperiums im vorigen Jahr ist schlimm genug für den eigenwilligen Unternehmer: Der weißhaarige 80-Jährige mit der markanten weißen Mähne und Vollbart stand 2015 mit 80 Jahren vor den Scherben seines beruflichen Lebenswerkes. ARO musste Insolvenz anmelden – und prompt gab es Vorwürfe der Insolvenzverschleppung und des Betruges gegen Roth.

    Seit 2012 hatte Roth versucht, in einem Insolvenzverfahren in Eigenregie eine Wende mit seinem angeschlagenen Unternehmen zu schaffen. Auffallend fanden Insider, dass Roth noch bei seinem 80. Geburtstag im August 2015 beruhigt hatte: „Jetzt sind wir endlich stabil.“ Kurz darauf folgte der erneute (und diesmal finale) Gang zum Insolvenzrichter – möglicherweise nicht völlig überraschend für Roth.

    Schon zuvor soll er Mietverträge für 33 Aro-Filialen gekündigt und Räumungsverkäufe angeordnet haben, berichteten Medien in Nürnberg. Ein Geschäft kam Insolvenzverwalter Harald Schwartz 2015 verdächtig vor: Roth habe – bevor er Insolvenzantrag stellte – das Gros der wertvollen Aro-Teppiche (Wert angeblich 1,9 Millionen Euro) an eine eigene Firma namens „Kiliani“ verkauft, um die Ware zu Geld zu machen. Aus der Sicht des Insolvenzverwalters lautet die entscheidende Frage, wem die Ware gehört.

    Dubiose Firma „Kiliani“

    Zunächst hieß es in ersten Medienberichten, die Firma „Kiliani“ sei in Würzburg angesiedelt. Dort war aber keine Firma „Kiliani“ der Familie Roth registriert. Michael A. Roth sagte dieser Redaktion im Juli auf Anfrage zu den bekannt gewordenen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, „Ich sehe die Sache gelassen.“

    Zu der Frage, ob er drei Wochen vor Insolvenzantrag Ware in Millionenwert an eine Würzburger Firma seiner Frau namens „Kiliani“ abgeliefert habe, erklärte er: „Das stimmt nicht, da gab es null Geschäft.“ Er habe keine Lieferanten-Schulden, die Ermittlungen „muss ich nun halt über mich ergehen lassen“, sagt er. Das einzige Kiliani in Würzburg, das er kenne, sei das gleichnamige Volksfest, das gerade im Gange sei.

    Das war nicht ganz ehrlich: Nicht in Würzburg, aber im Handelsregister des Amtsgerichts Nürnberg wurde die Redaktion fündig. Dort ist seit 2010 an Roths Wohnort Rückersdorf die „Kiliani“ unter HRB 26307 eingetragen, geleitet von Ehefrau Angie.

    Doch so fragwürdig dem Insolvenzverwalter das auch vorkam: Antje Gabriels-Gorsolke, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Nürnberg, machte im Juli nach entsprechenden Presseberichten dieser Redaktion gegenüber schon deutlich: „Dies ist nicht Gegenstand unserer Ermittlungen.“

    Die Ermittlungen drehten sich um ganz andere Punkte: routinemäßig ging es um den Verdacht der Insolvenzverschleppung sowie um die Anzeige des Lieferanten. Roth sagte dieser Redaktion, alle Rechnungen seien beglichen. „Vielleicht hat da einer verschlafen, seine Rechnung zu stellen“, vermutet er. Wiederholt würden nur Vorwürfe, die vor einem Jahr schon einmal geäußert worden seien. „Sie sind falsch.“ Zu diesem Schluss kam jetzt auch die Staatsanwaltschaft.

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