Die zunehmende Zahl an Corona-Impfungen durch niedergelassene Ärzte führt offenbar zu einer wachsenden regionalen Ungleichheit bei der Impfstoff-Versorgung. Dies zeigen interne Zahlen über die bis Ende April in Arztpraxen durchgeführten Impfungen in den Städten und Landkreisen, die dieser Redaktion vorliegen.
So wurden bis Ende April im Landkreis Kitzingen rund 7,3 Prozent der Landkreis-Bewohner von Haus- und Fachärzten geimpft, im Landkreis Haßberge aber nur rund 4,3 Prozent. Dazwischen lagen Rhön-Grabfeld (6,2 Prozent), die Stadt Würzburg (6,1 Prozent), der Landkreis Würzburg (5,7 Prozent), Bad Kissingen (5,4 Prozent), Main-Spessart (5,3 Prozent), die Stadt Schweinfurt (5,1 Prozent) und der Landkreis Schweinfurt (4,6 Prozent).
Im Landkreis Starnberg fast dreimal so viele Hausarzt-Impfungen wie in den Haßbergen
Unterfranken insgesamt lag Ende April mit einer Quote von rund 5,6 Prozent dabei deutlich unter dem Bayern-Durchschnitt von 6,6 Prozent. Überdurchschnittliche viele Hausarzt-Impfungen gab es zu diesem Zeitpunkt zum Beispiel in der Stadt München (6,7 Prozent). Im oberbayerischen Landkreis Starnberg hatten mit 12,4 Prozent sogar fast doppelt so viele Hausarzt-Impfungen pro hundert Einwohner stattgefunden, wie in Bayern insgesamt – und fast dreimal so viele wie im Landkreis Haßberge.

Der Grund für dieses Ungleichgewicht liegt in der Verteilung des zur Verfügung stehenden Impfstoffes: Während der Freistaat die regionalen Impfzentren entsprechend des jeweiligen Bevölkerungsanteils beliefert, läuft die Hausarzt-Versorgung mit den Vakzinen bundesweit über den pharmazeutischen Großhandel. Dabei wird die wöchentlich zur Verfügung stehende Impfmenge schlicht durch die an der Impfung teilnehmenden Arztpraxen geteilt. So konnte beispielsweise in dieser Woche nach Auskunft der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) jede Praxis maximal 36 Dosen Biontech und 50 Dosen Astrazeneca bestellen.
Höhere Hausärzte-Dichte führt zu höherer Impfstoff-Versorgung
Eine höhere Hausarzt-Dichte oder mehr teilnehmende Fachärzte in einer Region führen damit zu einer höheren Impfstoff-Versorgung pro Einwohner – eine Ungleichbehandlung, die bei der politisch gewollten noch stärkeren Beteiligung der Haus- und Fachärzte an der Impfkampagne in den nächsten Wochen noch zunehmen könnte.
"Alle Bürger sind aber gleichwertig", betont Thomas Habermann (CSU), Landrat von Rhön-Grabfeld: Der Staat müsse deshalb - wie bei den Impfzentren – auch bei der Hausarzt-Impfung für eine gerechte Verteilung sorgen. Er fordert: "Vor allem darf der ländliche Raum dabei nicht hinten runterfallen."
Bayerns Gesundheitsminister verweist zur Lösung des Problems auf Berlin
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sieht dies ebenso, verweist aber auf begrenzte Möglichkeiten des Freistaats zur Lösung des Problems: "Der Bund muss die Verteilung der Impfstoffe an Arztpraxen nachjustieren", verlangte er stattdessen nach einem Spitzen-Treffen mit Vertretern der Kommunen und der Kassenärzte: "Wo es weniger Ärzte gibt, sollten diese zum Beispiel die Möglichkeit bekommen, entsprechend mehr Impfdosen zu bestellen." Einen schnellen Ausgleich über die regionalen Quoten der Impfzentren lehnt Holetschek dagegen ab. Allenfalls bei "ausreichenden Impfstoff-Lieferungen" will er regionale Sonderkontingente für Impfzentren prüfen.
"Es ist noch nichts in trockenen Tüchern", sagt Johann Keller, Geschäftsführer beim Landkreistag. Freistaat, Ärzte und Kommunen müssten nun gemeinsam beim Bund auf eine gute Lösung drängen: "Es braucht einfach eine Komponente, die den Ärzten in unterversorgten Gebieten mehr Impfdosen gibt."