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Kirchenaustritte: Kirchen setzen auch auf digitale Medien

Kirche

Ein Mittel gegen die Austritte? So arbeiten Kirchen mit digitale Medien

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    Selfie mit Franziskus: Auch der Papst ist digitalen Medien gegenüber aufgeschlossen und weiß mit ihnen umzugehen.
    Selfie mit Franziskus: Auch der Papst ist digitalen Medien gegenüber aufgeschlossen und weiß mit ihnen umzugehen. Foto: Gregorio Borgia/AP, dpa

    Die katholische Kirche befindet sich in einer tiefen Krise. Das zeigt die am Donnerstag veröffentlichte Kirchenstatistik für das Jahr 2023. Der zufolge zählt sie in Bayern noch exakt 5.675.095 Mitglieder. Zehn Jahre zuvor, 2013, waren es gut eine Million mehr. Alleine im vergangenen Jahr traten in den sieben bayerischen (Erz-)Bistümern mehr als 106.000 Katholikinnen und Katholiken aus. Nach dem Negativrekord von 2022 mit mehr als 153.000 Austritten ist es der zweithöchste Wert. Medien schreiben von einem "Exodus".

    Und so kehrten im Erzbistum München und Freising 32.874 Menschen der Kirche den Rücken, im Erzbistum Bamberg 10.909, im Bistum Augsburg 21.277, im Bistum Würzburg 11.588, im Bistum Eichstätt 6210. Die Gründe dafür sind schwer zu ermitteln, da sie niemand angeben muss. Rückschlüsse darauf, ob die Zahl der Austritte mit eher konservativen oder eher liberalen Bischöfen zusammenhängt: ebenfalls schwierig, die prozentualen Austrittsquoten in den Bistümern Bayerns ähneln sich stark. Auffallend ist gleichwohl, dass im Erzbistum Köln deutschlandweit zahlenmäßig mit deutlichem Abstand die meisten Katholiken austraten. An dessen Spitze steht der hochumstrittene, erzkonservative Kardinal Rainer Maria Woelki.

    Vom auf Youtube übertragenen Gottesdienst bis hin zu Beiträgen auf Instagram

    Die Zahlen und ihre Deutung beschäftigen ungezählte Haupt- und Ehrenamtliche. Es hinterlässt Spuren, einer Kirche im Niedergang anzugehören. Dennoch lassen sich viele von ihnen nicht entmutigen – und versuchen, auf neuen Wegen Kirchenmitglieder zu halten oder zu gewinnen. Immerhin: 2023 gab es in Bayern 320 Eintritte (2022: 291). Nicht wenige Gemeinden probieren Online-Formate aus, vom auf Youtube übertragenen Gottesdienst bis hin zu Beiträgen auf Instagram.

    Kommunikationswissenschaftler Christian Klenk von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt sagt: Gerade für junge Menschen habe Social Media heute eine enorme Bedeutung. "Daher ist es zwingend notwendig, dass die Kirche und noch mehr Menschen aus der Kirche dort aufzufinden sind." Persönlichkeiten, die in den sozialen Medien authentisch über ihren Glauben sprechen, hätten die Möglichkeit, andere Menschen zu erreichen und mit ihnen über religiöse Themen und Fragen des Lebens ins Gespräch zu kommen, so Klenk.

    Das gilt für katholische wie evangelische Kirche gleichermaßen. Es ist auch das, was Religionspädagogin Lucie Gerstmann will. Die 25-Jährige ist Dekanatsjugendreferentin der Evangelischen Jugend Augsburg. Ihren Accounts auf Instagram und TikTok sieht man das auf den ersten Blick nicht immer an. "Junge Menschen interessieren sich für den Glauben", ist sie überzeugt, "aber eben nicht unbedingt in Form eines Gottesdienstes am Sonntagmorgen." Während der Coronapandemie begann Gerstmann damit, verstärkt religiöse Inhalte zu posten. "Mit der Zeit habe ich mich dann immer mehr getraut." Die Reaktionen? Neben vielen positiven Nachrichten erhalte sie auch Hassnachrichten, sagt sie.

    Aichachs Stadtpfarrer Herbert Gugler erreicht mit einem Post Hunderttausende Menschen

    Die katholische Pfarreiengemeinschaft Aichach ist auf Facebook und Instagram zu finden, wo Stadtpfarrer Herbert Gugler Gottesdienstbilder, Geburtstagsschnappschüsse oder Videos postet. Eines erreichte Hunderttausende Menschen. Es zeigte eine Aktion aus einem "Fahrradgottesdienst": Der Mesner, auf dem Kirchenboden liegend, und ein Ministrant demonstrierten dabei, was es heißt, sich zu vertrauen. Indem der Ministrant mitsamt seines Rades über den Mesner sprang.

    Fahrradgottesdienst in Aichach unter Stadtpfarrer Herbert Gugler.
    Fahrradgottesdienst in Aichach unter Stadtpfarrer Herbert Gugler. Foto: Elisabeth Niedermayr

    Ihm bereiteten digitale Medien Freude, ihr Einsatz sei aber auch pure Notwendigkeit, sagt Gugler. "Wir müssen da sein, wo die Menschen sind." Wenn man neue Entwicklungen nicht aufgreife, brauche sich die Kirche über mangelnde Resonanz nicht zu wundern. Gugler betont gleichermaßen: Seelsorge beruhe auf dem persönlichen Kontakt. "Das mache ich ungern über einen Online-Chat."

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