Ja, natürlich war das absehbar: Wenn mehr Menschen in Bayern jetzt ihre Zweitimpfung erhalten, bleibt weniger vom knappen Vakzin für Erstimpfungen. Wer bis jetzt noch gar nicht an der Reihe war, der muss also weiter warten. So weit, so schlecht.

Gleichzeitig macht die Politik immer neue Versprechungen: Die Priorisierung für Impfungen in den Arztpraxen wurde bereits gekippt, die Impfzentren sollen folgen. Das signalisiert allen Impfwilligen: Ihr müsst Euch nur melden, dann wird das auch was mit der schnellen Immunisierung. Aber Pustekuchen. Den Arztpraxen bleibt der schwarze Peter, sie müssen all die Anrufer abwimmeln oder vertrösten. Sie haben – Wegfall der Priorisierung hin oder her – einfach nicht genügend Impfstoff zur Verfügung. In den Impfzentren sieht es nicht besser aus.

Im Juni könnte das anders werden. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Wer möchte nach all den Erfahrungen der vergangenen Monate schon drauf vertrauen, dass die Liefermengen wirklich größer werden? Die Folge ist Frust auf allen Seiten: Bei den Impfwilligen sowieso, aber auch bei den Medizinern, die mit den Ansagen der Politik allein gelassen werden.
Und dann auch noch Markus Söder
Und dann kommt auch noch Markus Söder. Der Ministerpräsident spricht vom Impftempo, das seine Regierung erhöht habe, er kündigt Impfungen jetzt nicht nur in Betrieben, sondern auch in Schulen an. Er will Impfteams zu den Tafeln und in die Moscheen schicken. Und, und, und...

Alles im Prinzip richtig. Nur: Angesichts der Wirklichkeit, dem Mangel an Impfstoff, sind die ständig neuen Versprechungen unverantwortlich. Für Zehntausende in Bayern, die in den Priorisierungsgruppen zwei und drei eingruppiert sind und weiter auf den ersehnten Piks in den Oberarm warten, klingen sie wie Hohn. Seriöse Politik schaut anders aus.