Bislang hat es die Berliner Ampel Markus Söder wirklich leicht gemacht: Von der Wahlrechtsreform über die geplanten Heizvorschriften bis zur Cannabis-Freigabe kam eine Wahlkampf-Vorlage nach der anderen aus Berlin. Und Söder wäre nicht Söder, wenn er diese Möglichkeiten nicht knallhart ausnutzen würde. Bayern-Verlässlichkeit gegen "Ampel-Chaos" lautet deshalb die Dauer-Botschaft, mit der der CSU-Chef das Wahlvolk berieselt.
Auch auf dem Nürnberger Parteitag, auf dem die CSU ihren in der Vergangenheit nicht immer unumstrittenen Parteichef einstimmig zum Spitzenkandidaten gekürt hat, setzte Söder vor allem auf "Berlin-Bashing": Die Ampel als Wohlstandskiller mit "Umerziehungsphantasien" vom Essen bis zum Heizen. Und die CSU als einzige und letzte Bastion, damit Bayern Bayern bleiben kann, so lautete seine Botschaft.
Söders Vorstellungen, wohin er Bayern führen will, blieben auch in Nürnberg dünn
Sehr dünn blieben dagegen auch in Nürnberg Söders Vorstellungen, wohin er Bayern denn nach einem Wahlsieg im Herbst in den nächsten fünf Jahren führen will. Schwimmbäder sanieren, damit Kinder schwimmen lernen und eine staatliche "Bayernwind", die mehr Windräder bauen soll, waren hier noch die konkretesten Ankündigungen.
Der Anspruch der CSU war es jedoch immer auch, Bayern mit eigener Handschrift entschlossen in die Zukunft zu führen. Klimawandel, Trockenheit in Franken, Lehrermangel, Kita-Krise, Energieversorgung sind deshalb nur einige der Fragen, die klare bayerische Antworten brauchen.
Die Ampel mag Söder den Gefallen tun, auch noch bis zum Herbst weiter zu stolpern. Für einen Landtagswahlsieg kann es deshalb reichen, sich vor allem an Berlin abzuarbeiten. Um Bayern wirklich in eine gute Zukunft führen zu können, wird Söder jedoch deutlich konkretere Antworten liefern müssen.