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München/Würzburg: Lehrer in Bayern sollen künftig mehr arbeiten

München/Würzburg

Lehrer in Bayern sollen künftig mehr arbeiten

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    Um eine drohende Lücke von 1400 Stellen vor allem an Grund- und Mittelschulen zu schließen, will Bayerns Kultusminister Lehrer unter anderem zu Mehrarbeit verpflichten.
    Um eine drohende Lücke von 1400 Stellen vor allem an Grund- und Mittelschulen zu schließen, will Bayerns Kultusminister Lehrer unter anderem zu Mehrarbeit verpflichten. Foto: Martin Schutt, dpa

    Eine Unterrichtsstunde pro Woche mehr für Grundschullehrer. Eine höhere Mindestzahl von 24 Wochenstunden bei Antragsteilzeit. Streichung der Möglichkeit eines "Sabbatjahres" und vorzeitiger Ruhestand erst ab 65: Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) will auch mit dienstrechtlichen Maßnahmen eine drohende Lücke in der Lehrerversorgung an Grund-, Mittel- und Förderschulen abwenden.

    Drohende Versorgungslücke von rund 1400 Lehrerstellen

    "Die Maßnahmen sind für die betroffenen Lehrer nicht erfreulich", räumte Piazolo ein. Die zusätzliche Belastung solle jedoch möglichst gering bleiben: So soll etwa die Extra-Stunde der Grundschullehrer auf einem Arbeitszeitkonto angespart und in fünf Jahren wieder ausgeglichen werden. Piazolo hofft zudem durch freiwillige Maßnahmen wie dem Aufschub des Ruhestandes oder einer vorzeitigen Rückkehr aus Teilzeit oder Beurlaubung weitere Maßnahmen vermeiden zu können.

    "Die Maßnahmen sind für die betroffenen Lehrer nicht erfreulich", gibt Kultusminister Michael Piazolo zu.
    "Die Maßnahmen sind für die betroffenen Lehrer nicht erfreulich", gibt Kultusminister Michael Piazolo zu. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Nach Berechnungen des Kultusministeriums werden ab Herbst bayernweit rund 1400 frei werdende Vollzeitstellen an den drei Schularten nicht besetzt werden können. Als Gründe für die Lehrer-Lücke nannte Piazolo steigende Geburtenzahlen, den anhaltenden Zuzug nach Bayern sowie eine überraschend große Nachfrage nach Teilzeit bei den Lehrern. So liege der Anteil der Teilzeit-Lehrer an Grundschulen inzwischen bei rund 60 Prozent.

    BLLV: Lehrerversorgung in Unterfranken nicht garantiert

    Auch in Unterfranken sei man derzeit von einer optimalen Lehrerversorgung weit entfernt, sagt Gerhard Bless vom Unterfränkischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV). Bereits jetzt sei die Sicherstellung der Grundversorgung nur durch drastische Sparmaßnahmen wie der Teilzeit-Aufstockung und der Verkürzung der Elternzeit möglich. Zukünftig sei daher auch in Unterfranken die ausreichende Lehrerversorgung nicht garantiert: "Wenn sich bald nicht grundlegend etwas ändert, rechne ich in ein paar Jahren auch in Unterfranken mit großen Problemen und erheblichen Einschnitten in den Schulen", so Bless.

    Eine Alternative zu den nun angekündigten Zwangsmaßnahmen sieht Minister Piazolo unterdessen nicht: Eine von Lehrerverbänden geforderte bessere Bezahlung von Grund- und Mittelschullehrern hält Piazolo derzeit nicht für realistisch. "Wir sprechen hier über eine dreistellige Millionensumme jährlich", sagte er. Der Lehrerberuf sei in Bayern auch heute schon "hoch attraktiv und krisensicher".

    Lehrerverband BLLV kündigt Widerstand gegen Piazolos Pläne an

    Auch eine Vergrößerung der Klassen sei "für Bayern keine Option". Und die in anderen Bundesländern praktizierte Einstellung von Nicht-Pädagogen als Quereinsteiger in den Schulen lehnt der Kultusminister ebenfalls ab. Denkbar sei dies nur in Fächern wie Sport oder Musik. Bless sieht das ähnlich: Die Frage nach der Qualifizierung sei hierbei extrem problematisch, mahnt er.

    Der Lehrerverband BLLV kündigte postwendend Widerstand gegen Piazolos Pläne an: Das Schulministerium habe jahrelang Vorschläge zur Bekämpfung des Personalmangels ignoriert: "Dass nun die Lehrkräfte dafür büßen sollen, akzeptieren wir nicht", sagte Verbandspräsidentin Simone Fleischmann. Auch die SPD-Bildungspolitikerin Simone Strohmayr nannte die Pläne des Kultusministers "verfehlt und für Lehrer demotivierend".

    Piazolo zeigte sich gesprächsbereit: "Ich bin für andere Ideen immer offen", erklärte er. Allerdings halte er den Spielraum für kurzfristige Alternativen "für nicht sehr groß".

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