Geht es nach Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), könnten Atomkraftwerke in Deutschland länger am Netz bleiben als bislang geplant. Angesichts des Krieges in der Ukraine sei es ihm lieber, die Energieversorgung durch Kernenergie zu sichern als durch Kohlekraftwerke, sagt Söder am Mittwoch nach einer Kabinettssitzung in München.

Ein längerer Betrieb der verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland könne für einen "kurz begrenzten" Zeitraum "sehr helfen". Söder sprach konkret von einer Laufzeitverlängerung von drei bis fünf Jahren. Er halte auch eine Verlängerung der Laufzeit für das Atomkraftwerk Isar 2 im niederbayerischen Essenbach für möglich. Das Kernkraftwerk in Grafenrheinfeld (Lkr. Schweinfurt) ging bereits 2015 vom Netz und wird bereits zurückgebaut.
Aiwanger ist Söders Meinung, Habeck bleibt skeptisch
Auch Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) sprach sich für eine Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken aus. "Mit der Kernenergie könnte man die Gasspeicher schonen", sagte er. Zuerst müsse allerdings geklärt werden, ob eine Verlängerung technisch möglich sei. Schließlich müsse eine politische Entscheidung getroffen werden, hier sei jedoch der Bund am Zug.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine nicht ausgeschlossen, dass Kohlekraftwerke in Deutschland länger laufen müssen, um das Land energiepolitisch unabhängiger von Russland zu machen. Die Versorgungssicherheit müsse gewährleistet sein, sagte der Grünen-Politiker im Deutschlandfunk. Zu einer längeren Laufzeit der letzten deutschen Atomkraftwerke hatte sich Habeck zuletzt skeptisch geäußert.