Mehrere zehntausend Menschen werden ab heute (26.5.) das Ikarus-Festival 2023 am Allgäu Airport besuchen. Schon am Freitagmorgen und Vormittag reist ein Großteil der Besucher mit dem Auto an. Rund um Memmingen und das Festivalgelände am Flughafen könnte es teilweise Staus geben.
Am Freitagvormittag staut es sich am Flughafen, in der Ortsdurchfahrt von Memmingerberg und an den Zufahrtsstraßen von der Autobahn A96 aktuell.
Bis Montagmorgen legen 120 DJs bei einem der größten Festivals in Süddeutschland auf. Begleitet wird die riesige Party ab heute von massiven Kontrollen der Polizei.
Schon in den Vorjahren sorgten die Personenkontrollen durch uniformierte Beamte und Zivilpolizisten für Gesprächsstoff unter den Ikarus-Besuchern. Wir klären die wichtigsten Fragen.
Sind die Polizei-Kontrollen beim Ikarus-Festival Memmingen wirklich so massiv?
Ja. Festival-Besucher aus anderen Bundesländern staunen manchmal über die Polizei-Kontrollen in Bayern (zu unserer Archiv-Reportage vom Ikarus-Campingplatz). Im vergangenen Jahr waren über 500 Einsatzkräfte an den vier Ikarus-Tagen im Einsatz. Unterstützt werden die Beamten der Polizei Memmingen bei den Personenkontrollen von Kollegen aus dem Präsidium Schwaben Süd/West, sowie von der Bereitschafts-, Bundes- und Grenzpolizei. Auch Drogenspürhunde sind im Einsatz.
Der Grund: Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigten, dass es beim Ikarus-Festival zu "einer hohen Anzahl von Betäubungsmittelverstößen" komme. Ein Schwerpunkt der Kontrollen rund um das Festival 2023 liege bei der Anreise und Abreise der Besucher, sagt Einsatzleiter Jochen Glaser von der Polizei Memmingen. "Besonders problematisch wegen der potenziellen Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer ist die hohe Anzahl von Drogen- und Alkoholfahrten, die wir immer wieder auf der An- und Abreise feststellen. Wenn wir erreichen, dass sie nicht betrunken oder unter Drogen fahren, ist der Zweck erfüllt", erklärt Glaser.
Die Kontrollen richten sich deshalb nicht nach dem Zeitplan des Festivals, sondern finden auch in den Tagen davor und danach statt.
Ecstasy, Pillen und Cannabis: Wie schlimm ist es mit Drogen beim Ikarus-Festival?
Unmittelbar nach dem Ikarus-Festival 2022 gab die Polizei bekannt: Rund um das Event wurden 290 Straftaten festgestellt, darunter 256 Rauschgiftdelikte. Allein bei den An- und Abfahrtskontrollen entdeckte die Polizei 37 Fahrer unter Drogeneinfluss. Acht betrunkene Fahrer wurden zudem aus dem Verkehr gezogen. In den Vorjahren mussten teilweise noch mehr Drogenfahrten unterbunden werden, heißt es bei der Polizei.
Dass es sich bei fast 90 Prozent der registrierten Straftaten um Rauschgiftdelikte handelte, zeige laut den Beamten, "wie notwendig intensive Rauschgiftkontrollen auf solchen Veranstaltungen sind."
Anfahrt, Campingplatz, Festivalgelände: Wo ist mit Kontrollen zu rechnen?
Achtung: Mit Polizeikontrollen beim Ikarus-Festival Memmingen 2023 ist nicht nur auf dem Campingplatz und rund um die Bühnen am Festivalgelände zu rechnen! In den vergangenen Jahren stoppte die Polizei Gäste bereits bei der Anfahrt zum Festival und im Umkreis des Flughafens Memmingen. Besucher berichteten von deutlich sichtbarer Polizeipräsenz in
- Memmingerberg,
- Memmingen,
- Benningen,
- Ungerhausen,
- Hawangen,
- Trunkelsberg
- Holzgünz.
Auf dem Campingplatz und dem Festivalgelände kontrollieren Zivilpolizisten und auf den ersten Blick nicht erkennbare Fahnder. Ikarus-Gäste berichteten in den vergangenen Jahren, dass sie mehrfach von Zivilfahndern gezielt nach Drogen angesprochen wurden - sowohl vor den Zelten am Campingplatz, als auch auf den Wegen zu den Ikarus-Bühnen.
Übrigens: Nicht nur bei so genannten härteren Drogen schlagen die Fahnder zu. Auch Cannabis- und Marihuanabesitz werden (noch) bestraft.
Polizeikontrollen beim Ikarus 2023: Wo und wie?
Definitiv mit Kontrollen rechnen müssen Besucher des Ikarus-Festivals in der Industriestraße in Memmingerberg. "Da fließt der ganze Verkehr durch", sagt Polizist Jochen Glaser. Weitere Kontrollpunkte bei der Anreise in den vergangenen Jahren:
- Die Ortseinfahrt - und -durchfahrt von Memmingerberg,
- der Kreisverkehr am Allgäu Airport,
- vereinzelt auch bereits an den Autobahnabfahrten der A96 und A7 in Memmingen.
Da viele Besucher mit der Bahn anreisen, fanden in der Vergangenheit vor Festival-Start bereits Kontrollen am Bahnhof Memmingen statt. Ikarus-Gäste berichteten, dass ihr Festivalgepäck nach dem Aussteigen aus dem Zug oder beim Warten am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) in Memmingen gefilzt wurde. Auch die Shuttlebusse, die die Musikfans zum Gelände am Memminger Flughafen bringen, waren in der Vergangenheit Ziele von Kontrollen.
Bei der Abreise am Pfingstmontag im vergangenen Jahr leitete die Polizei den Verkehr über einen Feldweg vorbei am Allgäu Airport hinunter zur Staatsstraße 2013 bei Benningen. Hier fand nochmals eine großangelegte Drogen- und Alkoholkontrolle bei den Festivalbesuchern auf dem Heimweg statt.
Wie läuft eine Verkehrskontrolle ab?
Der Ablauf beim Ikarus-Festival Memmingen 2023 sei vergleichbar mit normalen Verkehrskontrollen, sagt Jochen Glaser von der Polizei. "Man befragt den Fahrer und schaut, ob man bei ihm Ausfallerscheinungen erkennt." Wenn der Polizist glaubt, dass ein Fahrer Alkohol getrunken oder Drogen genommen hat, schickt er ihn auf den Parkplatz nebenan. Im vergangenen Jahr führte die Polizei rund um das Ikarus-Festival auch Drogenschnelltests und Urinvortests bei Verkehrsteilnehmern durch.
Welche Papiere muss man vorlegen?
Ohne gültigen Führerschein geht nichts. Zusätzlich ist gesetzlich geregelt, dass Autofahrer auf Verlangen der Polizei die Zulassungsbescheinigung Teil I (Fahrzeugschein) vorzeigen müssen. Die Zulassungsbescheinigung Teil II (Fahrzeugbrief) muss nicht mitgeführt werden. Die Papiere sollten im Original vorgelegt werden. Kopien sind grundsätzlich keine gültigen Dokumente.
Polizeikontrolle: Das sind Ihre Rechte
Eine Verkehrskontrolle gehört zu den normalen polizeilichen Befugnissen. Der ADAC rät, Ruhe zu bewahren und - gerade wenn man weder Alkohol noch Drogen konsumiert hat - sich kooperativ zu verhalten. Zu den eigenen Rechten gehört aber auch: Grundsätzlich kann jeder Autofahrer die Teilnahme an Tests verweigern.
Dies gilt bei einer Verkehrskontrolle vor allem für die so genannten Bewegungs- und Konzentrationstests (auf einem Bein stehen, auf einer Linie gehen usw.), aber auch für Drogenschnell-/Urintests und sogar den Alkoholtest durchs "Pusten" in ein Alcotest-Gerät.
Nur: Wie sinnvoll solch unkooperatives Verhalten ist, muss jeder für sich entscheiden. Seit einer Gesetzesänderung 2017 ist der Richtervorbehalt laut Deutschem Anwaltsverein de facto abgeschafft.
Inzwischen dürfen auch Polizeibeamte und Staatsanwaltschaft eine Blutentnahme anordnen - gerade im Umfeld von Veranstaltungen wie dem Ikarus-Festival Memmingerberg geht das aufgrund hinreichender Verdachtsmomente relativ schnell.