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BAD KISSINGEN/GEMÜNDEN: Nationalpark Rhön oder Spessart?

BAD KISSINGEN/GEMÜNDEN

Nationalpark Rhön oder Spessart?

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    Wasserkuppe/Rhön
    Wasserkuppe/Rhön Foto: Sonja Demmler

    „Ein Nationalpark ist ein ökologisches Konjunktur- programm allererster Güte “

    Ulrike Scharf Umweltministerin

    Mit seiner Ankündigung, er wolle einen dritten Nationalpark in Bayern ausweisen, hat Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer viele überrascht. In der Rhön und im Spessart, beide für die Unterschutzstellung im Gespräch, fallen die ersten Reaktionen zurückhaltend, aber durchaus offen aus. Den Steigerwald, den viele Umweltexperten für besonders schutzwürdig halten, schloss die Staatsregierung derweil als Standort für einen Nationalpark aus.

    In München erläuterte am Dienstag Umweltministerin Ulrike Scharf die Pläne, die Nationalparke Bayerischer Wald (gegründet 1970) und Berchtesgadener Land (1978) um einen weiteren zu ergänzen. Ein Nationalpark sei ein „ökologisches Konjunkturprogramm allererster Güte“, sagte die Ministerin. Er stärke die Naturheimat Bayern, erhalte die Artenvielfalt und treibe die wirtschaftliche und infrastrukturelle Entwicklung voran. Für den Tourismus seien Nationalparke eine „Vitaminspritze“.

    So zähle man im Bayerischen Wald, wo der Nationalpark rund 24 000 Hektar umfasst, pro Jahr rund 1,5 Millionen Besucher. Sie brächten der Region eine Wertschöpfung von über 20 Millionen Euro. Der circa 21 000 Hektar große Nationalpark Berchtesgadener Land habe jedes Jahr sogar 1,6 Millionen Besucher und erziele dabei eine Wertschöpfung von 14 Millionen Euro.

    Auf konkrete Gebiete für den dritten Nationalpark wollte sich die CSU-Politikerin nicht festlegen. Die Auswahl erfolge nach einem „intensiven Dialogprozess“ mit den Verantwortlichen und den Bürgern vor Ort. Scharf: „Ein neuer Nationalpark ist ein Angebot an die Regionen“. Sie plane ein „offenes und transparentes Verfahren“, versprach Scharf.

    Offenes Verfahren hin, Transparenz her, der Steigerwald indes bleibe von den Plänen „ausgeschlossen“, bestätigte Ulrike Scharf die Vorgaben von Seehofer. Dort gebe es eine „Sondersituation“, sagte Ministeriumssprecher Thomas Marzahn auf Nachfrage. Diese sei geprägt von den laufenden naturschutzrechtlichen Gerichtsverfahren und dem Dialog vor Ort. Am bestehenden „Trittsteinkonzept“ halte man fest, die Staatsregierung wolle keinen Nationalpark gegen die Mehrheit der Akteure und Bürger vor Ort durchsetzen.

    Naturschützer empört

    Einschränkungen, die vor allem Naturschützer empören. Hubert Weiger, der Landesvorsitzende des Bund Naturschutz sagt: „Wenn die Staatsregierung einen Nationalpark auf den Weg bringen will, aber gleichzeitig das am besten geeignete Gebiet von diesem Prozess ausschließen will, wird klar, dass es ihr offenbar nicht um die Sache geht, sondern darum, von den Debatten um einen Steigerwald-Nationalpark abzulenken.“ Vor allem beim Schutz von Buchenwäldern, wie sie im Steigerwald zu erleben sind, komme dem Freistaat besondere Verantwortung zu.

    Ähnlich äußert sich der Verein „Nationalpark Nordsteigerwald“, in dem die Befürworter eines Nationalparks organisiert sind. Den Steigerwald nicht zu berücksichtigen, sei ein „Schlag ins Gesicht“ vieler Bürger. Vorsitzender Benedikt Schmitt fordert die Politik auf, die Variante Nationalpark im geplanten Dialogprozess ergebnisoffen mit zu prüfen.

    Eine Position, die von den Grünen und der SPD im Landtag mitgetragen wird. Grünen-Umweltexperte Christian Magerl warnt in einer Pressemitteilung vor einer „Ausschließeritis“, gehöre der Steigerwald doch zu den wertvollsten Waldgebieten in ganz Deutschland. Die Schweinfurter SPD-Abgeordnete Kathi Petersen verlangt eine „Machbarkeitsstudie“ über verschiedene Möglichkeiten der Unterschutzstellung.

    Außerdem fordert die SPD, den dritten bayerischen Nationalpark in Franken auszuweisen. Wohl auch deshalb wurde am Dienstag in München bereits über einen möglichen Nationalpark Rhön oder Spessart spekuliert. Vor Ort sorgen die Gedankenspiele für Überraschung.

    "Von der Kreis- in die Bundesliga"

    Oliver Kaiser, Geschäftsführer beim Naturpark Spessart in Gemünden, sagt, er sehe die Diskussion „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“. Dass die jahrhundertealten Eichen- und Buchenwälder im Spessart schützenswert sind, sei unstrittig. Auch kenne er die die Zahlen aus Ober- und Niederbayern in Sachen Wertschöpfung. Kaiser: „Ein Nationalpark wäre im Vergleich zum Naturpark ein gewichtiger, touristischer Motor. Da würden wir von der Kreis- in die Bundesliga aufsteigen.

    “Andererseits dürfe man nicht vergessen, dass viele Menschen von der Fortwirtschaft lebten und Angst vor beruflichen Nachteilen hätten. Er hoffe jedenfalls, dass das Für und Wider im Spessart möglichst emotionsfrei diskutiert und abgewogen werde. „Grabenkämpfe wie im Steigerwald können wir nicht gebrauchen.“

    Völlig überrascht von den Spekulationen über einen Nationalpark Rhön zeigt sich Bad-Kissingen-Landrat Thomas Bold (CSU), Vorsitzender des Vereins Naturpark & Biosphärenreservat Bayerische Rhön. Allerdings sei es naheliegend, dass die Rhön aufgrund ihrer hohen Anerkennung als Biosphärenreservat auch als Nationalpark in Frage komme. Die Ausweisung böte dem Tourismus „natürlich Chancen“. Bis es soweit ist, „wäre es aber wichtig, diesen Prozess im Dialog mit der Bevölkerung und den Kommunen zu führen“. Er, so Bold, sei dafür offen und gespannt, welche Vorschläge jetzt konkret aus München kommen. Mitarbeit: Top

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