Lieber Pumuckl, der Bayerische Rundfunk strahlte vor genau 50 Jahren das erste Hörspiel mit Dir au. . . . autsch! He!
Pumuckl: Pumuckl zwickt, zwickt sehr geschickt.
Ähm, in der Tat. Also vor 50 Jahren beim „Spuk in der Werkstatt“ . . .
Pumuckl: Pumuckl neckt, Pumuckl versteckt, niemand was meckt.
. . . Verzeihung: merkt. Meister Eder hat dann ja doch was gemerkt, als Du am Holzleimtopf . . .
Pumuckl: Wenn ein Kobold an einem menschlichen Ding hängen bleibt oder von einem Menschen eingezwickt oder festgehalten wird, dann wird er sichtbar. Pumuckl verschwindet, niemand ihn findet, weil es nicht gibt, was man nicht sieht.
Eben. Also: Herzlichen Glückwunsch, Du bist vor genau 50 Jahren . . .
Pumuckl: Genau vor siebzigdreizehn Jahren! Ich komm noch öfter auf die Welt, weil mir das Feiern sooo gefällt. Geburtstag ist ein schöner Tag, ich jeden Tag Geburtstag mag.
Vor Siebzigdreizehn Jahren? Auf einem Segelschiff auf hoher See, während eines groooßen Sturms. Tja, schnell eine kleine Pause. Natürlich ist Pumuckl als Nachfahre der berühmten Klabautermänner ein Unsichtbarer, und die haben keinen Geburtstag und werden auch nicht älter. Tatsache ist, dass der Bayerische Rundfunk am 21. Februar 1962, also vor 50 Jahren, die erste Geschichte von „Meister Eder und sein Pumuckl“ ausstrahlte. Die Schriftstellerin Ellis Kaut hatte sich den ganzen Winter über Abenteuer für den Kobold mit dem roten Haar ausgedacht. Bei einem alten Münchner Schreiner, der seine Werkstatt und Wohnung in einem Hinterhaus in der Stadtmitte hatte, hatte sich Ellis Kaut damals gerade ein Bücherregal fürs Arbeitszimmer schreinern lassen . . . so landete Pumuckl bei Meister Eder.
Und da ging der Schabernack erst richtig los!
Pumuckl: Späne fallen, Nägel knallen, Pumuckl freut's, niemand bereut's.
Na, der Meister Eder war ja nicht so begeistert.
Pumuckl: Ständig anständig ist für Kobolde sehr unanständig.
Aber das muss man schon mal sagen: Für einen Münchner Kobold sprichst Du ein ziemlich anständiges feines Hochdeutsch!
Pumuckl: Der Pumuckl gibt keine Ruh', er dichtet Dir die Ohren zu.
Ja, danke. Es reimt sich.
Pumuckl: Dichtung und Kobold ist eins. Ich kann nicht nur denken, sondern hinterher auch dichten. Wo sich was reimt, da bin ich.
„Pumuckl neckt, Pumuckl versteckt, niemand entdeckt“, das waren die ersten Worte des kleinen Hausgeistes im allerersten Hörspiel – unterbrochen nur durch das freche, herzhaft schrille, geradezu unverwechselbare Lachen. Hans Clarin hatte dem Pumuckl schon in der ersten Radio-Folge seine Stimme ge- und damit einen unverkennbaren Charakter verliehen. Über Jahrzehnte hinaus sprach der Schauspieler im Funk und später im Fernsehen den Pumuckl – und setzte keck einen Gegenpol zum derb-polternden Bayerisch des Meister Eder. Hans Clarin stammte von der Küste, aus Wilhelmshaven. Vielleicht konnte er deshalb den kleinen Kobold so gut spielen. Seiner Stimme, meinte der 2005 gestorbene Schauspieler gelegentlich, habe die Rolle indes nicht gerade gut getan. Krähen und Kreischen in 90 Hörspielen, auf Schallplatten, Musikkassetten, im ersten Kinofilm 1979, dann in 52 Fernsehfolgen zwischen 1982 und 1986 (mit dem grandios-kauzigen Gustl Bayrhammer als Meister Eder) – das müssen Stimmbänder erst einmal aushalten.
Gelbes Hemd, grüne Hose und ein kugelrundes Bäuchlein – Dein Rumturnen im Film hat insgesamt weit über 100 Zeichner beschäftigt. Aber wieso hüpfst Du immer barfuß herum?
Pumuckl: Socken können nicht locken.
Aha. Und dann friert's Dich im Winter, sobald die Werkstatttür aufgeht.
Pumuckl: Meister Eder holt im Nu, Pumuckl-Pulli mit viel Pu. Und hab' ich erst den grünen Janker, sag ich ihm recht vielen Danker.
Die Film-Animateure hatten gut zu tun: Nasse Fußstapfen mussten entstehen, wenn Du unsichtbar durch eine Pfütze tappst, Stifte mussten an unsichtbaren Fäden malen, schwebende Bücher umgeblättert, Teller aus dem Schrank geschmissen werden.
Pumuckl: Wenn der Sturmwind in die Segel bläst, und wenn die Balken kra-aachen.
Das mit dem Sturmwind ging dann ja schief. Nachdem Pumuckl zuerst ein paar Schiffe gemalt hatte, beschloss er, sich selber eines zu besorgen. Er schnappte sich ein Brett aus der Werkstatt – und kenterte damit in der Badewanne. In letzter Sekunde zog Meister Eder den kleinen Nichtschwimmer aus den Wannenfluten. Als Ersatz bekam Pumuckl vom Schreinermeister eine Schiffschaukel gebaut.
Pumuckl: Schaukelschiff, Schaukelschiff, fährst gar niemals auf ein Riff, schaukel hoch und höher, komm dem Himmel näher . . .
Was mag der Kobold noch gerne außer Schiffen? Hobelspäne, Schokolade, Schmutz und Wurst, Goldpapier und Löcher, durch die man hindurchsehen kann. Und Kakao zum Frühstück. Was der Pumuckl hasst, ja geradezu verabscheut: Heinzelmännchen, Gartenzwerge, Käse, Katzen . . .
Pumuckl: Wo Klabauters sind, da gibt es keine Katzen, und wo Katzen sind, da gibt es keine Klabauters. Altes Koboldsgesetz.
Natürlich. Und Käse ist faule Milch. Aber Schokoladenpudding . . .
PUmuckl: Ich rühre und passe auf, und passe auf und rühre, und rühre und rühre. Ich bin schlau, und rühre Kakao, und bringe zum Platzen, sämtliche Batzen.
Also, ganz so rührend war das mit dem Puddingkochen ja nicht. Die Milch . . .
Pumuckl: Milch, Milch muss ich trinken. Oh wie freundlich, die Milch kommt mir aus dem Topf direkt entgegen, die will unbedingt getrunken werden, ist aber komisch diese Milch. Das war zuerst ganz wenig, dass der Topf nur halb voll war und jetzt ist es so viel, dass der Topf immer voller und voller und voller und . . . halt! Halt! Halt, nicht überlaufen, du sollst nicht, hat der Meister Eder gesagt. Merkst du denn nicht, dass ich dastehe und aufpasse. Du sollst aufhören sage ich, sofort.
Schon gut, schon gut. Leibspeise: angebrannter Schokoladenpudding. Sonstiges Markenzeichen: liebt Schmutz.
Pumuckl: Ruß wird von Kobolden sehr geliebt, Ruß ist das Schönste, was es gibt.
Fast so schön wie Sägespäne?
Pumuckl: Ach wie ist das Putzen putzig, wenn die Putzfrau völlig stutzig sieht, dass alles wieder schmutzig.
Mittlerweile sind Generationen von Kindern mit Pumuckls Abenteuern groß geworden – nicht nur in Bayern, auch in der Schweiz, wo alle Mitwirkenden Schwyzerdütsch sprechen. Sogar im Rheinland, aber in den vom Westdeutschen Rundfunk produzierten Folgen trägt Pumuckl den Namen „Fizzibitz“ – das muss man mögen. Woher der Pumuckl seinen Namen hat? Er soll Kauts Mann, dem Schriftsteller Kurt Preis, auf einem Winterspaziergang eingefallen sein – als Ellis Kaut ihn mit rötlichem Haarschopf und rot gefrorener Nase mit Schnee bewarf. Pumuckls optischen Auftritt prägte übrigens die Illustratorin Barbara von Johnson. Sie hatte den Kobold 1963 bei einem Wettbewerb entworfen und am Anfang im Auftrag von Ellis Kaut gezeichnet. In den vergangenen Jahren machte der Pumuckl in einem Rechtsstreit zwischen der Autorin und der Zeichnerin Schlagzeilen: Da ging es um die Frage, ob der Wicht eine Freundin bekommen und heiraten dürfe. Er darf, urteilte das Münchner Landgericht. „Ein unglaublicher Unsinn“, schimpfte Ellis Kaut. Doch apropos – Meister Eder hatte versprochen, nicht zu schimpfen, weil Pumuckls Geburtstag ist.
: Und dann wär' das doch ganz dumm, wenn ich brav wäre, nicht?
Bestechende Logik, aua! Also dann, zum Schluss vielleicht ein Geburtstagswunsch?
Pumuckl: Eine Schokolade, einen groooßen Schluck Bier, eine grrrrooße Wurst und Himbeersaft und Kuchen natürlich.
Radio-Tipp: Pumuckls Antworten sind natürlich Originalzitate aus seinen Hörspielen oder Filmen. Der Bayerische Rundfunk gratuliert dem kleinen Kobold mit einer Jubiläumssendung am Sonntag, 19. Februar, um 12.05 Uhr auf Bayern 2. Fünf legendäre Pumuckl-Hörspiele folgen dann von Montag bis Freitag, 20. bis 24. Februar, jeweils um 18.30 Uhr auch auf Bayern 2.
Pumuckl: Alles war weg, die Schleife, die Seife, die Knöpfe, die Schöpfe, die Socken, die Locken, der Rasier und das Papier . . . das Papier . . . die Karten, das war das Allerschönste. |