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NÜRNBERG: Rentner postet Ekel-Essen aus Altenheim

NÜRNBERG

Rentner postet Ekel-Essen aus Altenheim

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    Weil ihm das Essen nicht schmeckte, hat ein Bewohner eines Nürnberger Altenheimes zur Kamera gegriffen und wenig appetitliche Fotos von den täglichen Mahlzeiten

    ins Netz

    gestellt. Jetzt soll der 63-Jährige das Heim mit der angeblich miserablen Verpflegung verlassen.

    Bei diesem „Foodie“ läuft einem nicht das Wasser im Mund zusammen. Vier graue Würstchen treiben im trüben Essig vor sich hin. Obendrauf thront einsam eine Scheibe Brot. Selten hat man die bekannte fränkische Spezialität farb- und liebloser auf einem Teller präsentiert gesehen.

    Jürgen hat das Foto mit den blassen „Blauen Zipfeln“ im Juni aufgenommen und auf Facebook unter der Überschrift „Jürgen fotografiert sein Essen - Residenz Seniorenheim“ veröffentlicht. Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten: Manche haben einfach nur „unfassbar“ oder „Pfui Teufel“ unter das wenig appetitliche Bild geschrieben.

    Andere haben ihre Gefühle in einem Satz auf den Punkt gebracht: „Ekelhaft, das würden nicht mal meine Hunde und meine Katzen anrühren!“ Jürgen will mit den täglichen „Foodies“ auf die missliche Verpflegung in Alten- und Pflegeheimen aufmerksam machen. Mit Erfolg.

    Sogar das Magazin „Stern“ hat über Jürgen und seine wenig appetitlichen Fotos berichtet. Nach einer Lungenerkrankung zog der 63-Jährige Frührentner laut Medienberichten vor zwei Jahren in das Altenheim im Nürnberger Stadtteil St. Peter. Die Kritik an der Küche hat dem Betreiber des Altenheimes nicht geschmeckt.

    Eine „unschöne und unverdiente Geschichte“ nennt der Pressesprecher des Heimbetreibers den Wirbel um das angebliche „Ekel-Essen“. Die „Pro Seniore Consulting + Conception für Senioreneinrichtungen AG“ mit Sitz in Saarbrücken fühlt sich unfair behandelt und zu Unrecht an den Pranger gestellt. Schließlich könne püriertes Essen nicht wie ein Sterne-Menü auf dem Teller aussehen.

    Außerdem lege man das Hauptaugenmerk auf medizinische und nicht auf optische Maßstäbe. Mindestens einmal pro Jahr kontrolliert Andrea Brouer vom Gesundheitsamt Nürnberg mit ihren Mitarbeitern alle Alten- und Pflegeheime in Nürnberg. Die Verpflegung werde in der Regel nur nach Beschwerden kontrolliert.

    Im letzten Jahr habe es 20 Beschwerden über die Verpflegung gegeben, sagt Brouer. Fälle von verdorbener Nahrung hätte es nicht gegeben. Brouer plädiert für eine sachliche und weniger emotionale Debatte, die die Bilder von den wenig appetitlichen Speisen im Internet ausgelöst hätten.

    In dem aktuellen Fall sei das Gesundheitsamt von dem Bewohner nicht eingeschaltet worden. Man stehe aber mit den Betreibern in Kontakt, so Brouer. Ernste Sorgen macht sich Andrea Brouer über gravierende Beanstandungen.

    Im letzten Jahr seien allein in Nürnberg 32 erhebliche Mängel festgestellt worden. Das sei ein großer Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. 2013 musste das Gesundheitsamt nur vier schwere Fälle beanstanden. Brouer wünscht sich deshalb mehr Personal für die Heime. Derartige Forderungen scheitern allerdings oft an der Finanzierung.

    Freilich suchen Altenheime häufig nach ehrenamtlichen Mitarbeitern. Besonders in Städten wie Nürnberg mit seinen rund 7000 Bewohnern in Alten- und Pflegeheimen fänden sich immer weniger ehrenamtliche Helfer. Diese Entwicklung sei bedauerlich. „Gespräche und Zuwendung sind extrem wichtig“, ist sich Brouer sicher.

    Gerade für diese „weichen Faktoren“ fehle im Heimalltag allerdings oft die Zeit. Derweil erklärt Jürgen via Internet, dass das Altenheim ihm den Heimplatz gekündigt habe. In den nächsten zwei Monaten müsse er das Haus mit der angeblich miserablen Kantine verlassen. Der Heimbetreiber streitet dies ab: „Wir schmeißen den Herrn definitiv nicht aus dem Haus“, sagt der Sprecher am Mittwochnachmittag.

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