Vor der Tür steht eine Großraumlimousine, die man mieten kann. Wie viele Gäste er schon gefahren hat, will der Fahrer nicht verraten. Möglicherweise nicht viele, denn frei nach dem Motto „Von den Reichen kann man Sparen lernen“ diskutieren zwei wohlsituierte Damen am Eingang mit den Sicherheitsleuten über die Notwendigkeit 35 Euro zu zahlen, ohne zu wissen, „ob es uns das dann wert ist“. Den Hinweis, dass man auch im Kino und Theater zahlen müsse, ohne zu wissen, was komme, lassen sie nicht gelten. Dennoch beugen sie sich dem schnöden Prinzip: Erst zahlen, dann schauen.
Im Hof des Praterinselforums erwarten ein Ferrari und andere Sportwagen das Publikum, bevor sich der Blick auf luxuriöse Gediegenheit und geschmackvolles Ambiente richtet. Drin warten Whirlpools, Hotels, Reiseunternehmen, Kunstwerke, italienische Keramikhersteller und ein Handyverschönerer aus Regensburg auf kaufkräftige Kundschaft: Georg Huber besetzt massivgoldene Handyhüllen mit rund 1700 Diamanten und verlangt für die dreimonatige Handarbeit 179 000 Euro.
Rund 70 Aussteller präsentieren auf 3000 Quadratmetern Fläche ihre Waren; die Erwartungen an die Besucherzahlen beim ersten Event dieser Art sind hoch: 5000 Menschen sollen kommen, hoffen Initiator Holger Breiner und Veranstalter Jürgen Bremer. Dem Publikum nach zu schließen, das über das Gelände schlendert, sind viele Nichtmillionäre darunter, die schauen wollen, wie man einen imaginären Lotto-Millionengewinn anlegen könnte.
Wofür der höchste Jackpot nicht reichen würde, ist das Ausstellungsstück, das die Welt wohl am wenigsten braucht: das angeblich teuerste lieferbare Buch, verfasst vom Schweizer Tomas Alexander Hartmann. Es trägt den Titel „Die Aufgabe“ und umfasst 13 Seiten. Die Damen vom Eingang werden sich dafür wohl nicht erwärmen, niemand weiß, was drinsteht, vage heißt es, es gehe um Philosophisches. Durchblättern lässt sich das Oeuvre ebenfalls nicht, es steht in einer Vitrine und harrt unberührbar eines Käufers, der schlappe 153 Millionen Euro berappt.
Dass auch ganz Gediegenes um die Gunst der Gäste buhlt, zeigt der Auftritt der traditionsreichen Kitzinger Klavierfabrik Seiler: Mit handwerklich wunderschönen Flügeln, aber auch dem Millenniumsdesign-Klavier „Meteorit“ für gut 200 000 Euro, dessen futuristisches Design zunächst alles andere als ein Klavier vermuten lässt, und einem Flügel aus Acrylglas, der mit LEDs beleuchtet zum Designobjekt taugt und avantgardistische Geschmäcker anspricht. „Für uns ist diese Messe eine Möglichkeit, unseren Namen in dieser Käuferschicht bekannt zu machen“, sagt Heinz Gaugler, im Unternehmen zuständig für den internationalen Markt, „man muss die Leute auf den Geschmack bringen.“ „Wir wollen auch darauf aufmerksam machen, dass in Bayern hochwertige, handgearbeitete Instrumente entstehen, an denen man lebenslang Freude haben kann“, ergänzt Georg Scheidl, der für Seiler Hoch- und Musikschulen betreut. Und die ihren Wert anders als modischer Tand über Jahrzehnte behalten.
Im Blickpunkt
Millionärsmesse „Luxurious Fair“ Die Messe auf der Münchner Praterinsel ist am Samstag von 10 bis 22 Uhr, am Sonntag von 10 bis 18.30 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 35 Euro.