Eine große Mehrheit der Bürger in der Steigerwald-Region befürwortet einen Nationalpark vor der eigenen Haustür. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die von den Landtags-Grünen und dem Verein Nationalpark Steigerwald in Auftrag gegeben worden war. Für die Umfrage hatte das Institut Brand Support im vergangenen November und Dezember 1001 Telefoninterviews in der Region durchgeführt.
Zustimmung zum Nationalpark seit 2014 stark gestiegen
75 Prozent der Befragten finden einen Nationalpark im Steigerwald demnach "sehr gut" oder "eher gut". Nur 18 Prozent finden das Schutzgebiet "eher schlecht" oder "sehr schlecht". Interessant dabei: Nicht nur in den Städten ist die Zustimmung hoch - in Schweinfurt mit 71 Prozent und Bamberg mit 82 Prozent. Auch in den Landkreisen Haßberge, Schweinfurt und Bamberg gibt es nun eine klare Mehrheit pro Nationalpark. Im Vergleich zu inhaltlich wie regional gleichen Umfragen in den Jahren 2014 und 2016 ist die Zustimmung dort von zunächst 38 auf nun 72 Prozent deutlich gestiegen.
Dabei finden sich im Landkreis Bamberg mit 81 Prozent am meisten Nationalpark-Freunde. Aber auch in den Landkreisen Haßberge (68 Prozent) und Schweinfurt (67 Prozent) gibt es nun klare Mehrheiten für ein neues Schutzgebiet. Die beiden früheren Umfragen waren von Nationalpark-Kritikern jedoch als "unseriös" kritisiert worden – weil neben Steigerwald-Gemeinen wie Ebrach auch Kommunen wie Haßfurt, Lülsfeld oder Gerolzhofen einbezogen sind.

"Das bisherige Hauptargument gegen einen Nationalpark, dass die Bevölkerung vor Ort dagegen sei, ist nun endgültig widerlegt", sagt indes Florian Tully vom Verein Nationalpark Steigerwald. "Jetzt ist es bestätigt: Die Menschen vor Ort wollen den Nationalpark", sagt auch Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann.
Friedl: Söder-Regierung muss ideologischen Widerstand aufgeben
Die Staatsregierung von Markus Söder (CSU) müsse "endlich ihren ideologischen Widerstand gegen eine umfassende Machbarkeitsstudie für einen dritten Nationalpark in Bayern aufgeben", fordert der Würzburger Grünen-Landtagsabgeordnete Patrick Friedl. Die Koalition aus CSU und Freien Wählern hat bis 2023 einen neuen Nationalpark in Bayern ausgeschlossen. Das halten der Umfrage zufolge 64 Prozent der Befragten in der Region für falsch.
Die Zustimmung zum Nationalpark sei durch alle Altergruppen sowie in Stadt und Land eindeutig, erklärt Jochen Lukas vom Umfrage-Institut "Brand Support". Die Ergebnisse einzelner Gemeinden könnten jedoch nicht ausgewiesen werden, da die Anzahl der Befragten dafür nicht groß genug sei: "Die Zustimmung war aber durch die Bank sehr hoch."
Hoffnung auf mehr Tourismus und "Aufwertung Frankens"
Was die Umfrage noch ergab: Die Mehrheit der Befragten erhofft sich durch einen Nationalpark neben mehr Naturschutz (73 Prozent) auch eine Aufwertung Frankens (68 Prozent), mehr Tourismus (63 Prozent) und mehr staatliche Fördergelder (61 Prozent).
Auf der anderen Seite befürchten 60 Prozent Enteignungen und Auflagen für Waldbesitzer, 63 Prozent Betretungsverbote sowie 66 Prozent Jobverluste in der Wald- und Forstwirtschaft.

Viele dieser Bedenken könnten durch eine sachliche Diskussion ausgeräumt werden, glaubt Tully: So gehe es beim Nationalpark Steigerwald allein um Staatswaldflächen und nicht um privaten Waldbesitz.
Grüne: Gerne auch mehr als einen neuen Nationalpark
"Bayern will einen weiteren Nationalpark", ist Grünen-Chef Hartmann überzeugt. Bei einer gleichzeitig durchgeführten Umfrage im südbayerischen Ammergebirge stimmten 81 Prozent für einen neuen Alpen-Nationalpark. Bayern könne mehr als einen neuen Nationalpark vertragen, sagt Hartmann und kündigt vor Ort wie auch im Landtag verstärkten Druck auf die Staatsregierung an: "Das Momentum ist hier ganz klar auf unserer Seite."