Eineinhalb Jahre vor der nächsten Landtagswahl in Bayern nehmen Umweltverbände und Bürgerinitiativen einen erneuten Anlauf für einen dritten bayerischen Nationalpark im Steigerwald. Die Menschen in Bayern verlangten vor dem Hintergrund des Klimawandels von der Staatsregierung mehr Waldschutz, glaubt etwa Richard Mergner vom BUND Naturschutz: "Ministerpräsident Markus Söder muss sich deshalb gut überlegen, wie er beim Naturschutz in Bayern glaubwürdig bleiben will."
Bündnis: Alle Nationalparke in Deutschland sind eine Erfolgsgeschichte
Das Bündnis kündigte zum Start der neuen Kampagne in München an, in den nächsten Monaten überall in Bayern über "die zahlreichen Vorteile eines neuen Nationalparks in den Staatswäldern des Steigerwalds" informieren zu wollen. "Ein Nationalpark wäre eine große Chance für die gesamte Region", wirbt auch Liebhard Löffler vom Verein Nationalpark Steigerwald. Die Geschichte aller Nationalparke in Deutschland sei eine große Erfolgsgeschichte, findet er: "Genau deshalb wollen auch wir eine solche Attraktion in Form eines Nationalparks in unserem Steigerwald."

Einst aufgeschlossen für einen weiteren Nationalpark in Bayern, hatte Söder (CSU) als frisch gebackener Ministerpräsident Anfang 2018 die von seinem Amtsvorgänger Horst Seehofer (CSU) zwei Jahre zuvor aufs Gleis gesetzten Pläne für einen Nationalpark in Franken endgültig beerdigt. Zuvor hatte es nicht zuletzt im Steigerwald zum Teil hitzige Debatten über das Für und Wider eines Großschutzgebietes gegeben.
Ziel der Kampagne: Bevölkerung mobilisieren, um das Unmögliche möglich zu machen
Doch warum soll den Naturschützerinnen und Naturschützern jetzt gelingen, was seit gut 15 Jahren immer wieder diskutiert wird - und vor vier Jahren scheiterte? Das erfolgreiche Bienenvolksbegehren von 2019 habe doch gezeigt, "dass beim Naturschutz in Bayern das Unmögliche möglich wird", wenn nur die Bevölkerung mobilisiert werden könne, hofft Claus Obermeier von der Gregor Louisoder Umweltstiftung mit Sitz in München.
Ziel der neuen Kampagne sei deshalb "zu informieren, zu werben und immer auch auf kritische Beiträge sachlich zu reagieren", beteuert Obermeier. Dabei wolle man auch mit Bevölkerungsgruppen, Parteien oder einzelnen Politikerinnen und Politikern ins Gespräch kommen, "die einen Nationalpark Steigerwald skeptisch betrachten".
Initiatoren sind von den Vorteilen eines Nationalparks Steigerwald überzeugt
Von den Vorteilen eines Nationalparks - nicht nur für die Natur, sondern auch für die wirtschaftliche Entwicklung der gesamten Region - sind die Naturschützerinnen und -schützer jedenfalls felsenfest überzeugt: Die kürzlich vom Rechnungshof kritisierte finanzielle Schieflage des Baumwipfelpfads in Ebrach (Lkr. Bamberg) und des Steigerwald-Zentrums in Handthal (Lkr. Schweinfurt) zeige doch, dass solche Einrichtungen ohne das für den Tourismus wichtige Markenzeichen eines Nationalparks "eine Fehlinvestition sind", findet BUND-Chef Mergner: "Nur ein Nationalpark hat die Ausstrahlung, mehr Menschen und mehr Geld in die Region zu bringen."
Über die kurzfristigen Erfolgsaussichten der neuen Kampagne macht sich das neue Bündnis angesichts der aktuellen politischen Mehrheitsverhältnisse in Bayern jedoch keine Illusionen: "Wir setzen auf das zarte Pflänzchen der Hoffnung", beteuert Mergner: "Und wer als Naturschützer in Bayern etwas bewegen will, der muss ein Marathonläufer sein."