Während Bayern im Süden weiter wächst, nimmt die Bevölkerung im Norden langsam, aber stetig ab: Das ist das Fazit der „Bevölkerungsvorausberechnung“, die das Landesamt für Statistik (Fürth) jetzt vorgelegt hat. Aber gerade in Unterfranken lohnt ein Blick auf die Details. Während nämlich im Spessart und in der Region Main-Rhön die Einwohnerzahlen schrumpfen, legen die Landkreise Kitzingen und Würzburg zu.
Die Einwohnerzahl Bayerns wächst in den nächsten 20 Jahren insgesamt um rund 689 000 Menschen auf dann 13,53 Millionen (plus 5,4 Prozent). Oberbayern mit dem Großraum München kann mit einer Zunahme von 11,5 Prozent rechnen, Schwaben mit 5,8 Prozent, Niederbayern mit 4,8 Prozent, Mittelfranken mit 3,7 Prozent und die Oberpfalz noch mit 1,6 Prozent.
Demgegenüber wird für Unterfranken ein Bevölkerungsrückgang um 35 000 Menschen auf dann 1,27 Millionen Menschen prognostiziert, das entspricht einem Minus von 2,6 Prozent. Ein Zuwanderungsplus von 5,5 Prozent kann den „natürlichen Rückgang“ von acht Prozent durch mehr Sterbefälle als Geburten nicht auffangen. Oberfranken verliert gar 5,1 Prozent seiner Einwohner, die Kreise Kronach, Kulmbach, Hof und Wunsiedel schrumpfen zweistellig.
Auch Stadt Schweinfurt verliert
So heftig trifft es in Unterfranken keine Region. Aber auch ein Minus von 6,7 Prozent in Rhön-Grabfeld, 6,4 Prozent in Main-Spessart und 5,4 Prozent im Kreis Bad Kissingen sind wenig erfreuliche Werte. Überraschend deutlich verliert auch die Stadt Schweinfurt. Sie schrumpft demnach erstmals knapp unter die 50 000-Einwohner-Grenze (minus 5,6 Prozent). Nicht ganz so negativ ist die Entwicklung in den Kreisen Haßberge (minus 3,6 Prozent) und Miltenberg (minus 3,8 Prozent).
Die Stadt Aschaffenburg wird in 20 Jahren genau wie heute 69 000 Einwohner zählen, Würzburg verliert leicht auf dann 124 500 Einwohner (minus 0,4 Prozent). Doch es gibt auch eine gegenläufige Entwicklung am Speckrand der Domstadt: Die Kreise Kitzingen (plus 0,4 Prozent) und Würzburg (plus 1,0 Prozent) dürfen mit einem leichten Bevölkerungswachstum rechnen, dank der Zuwanderung aus anderen Teilen Deutschlands und – in geringem Maß – auch aus dem Ausland.
Deutliche Veränderungen wird es laut den Demografie-Forschern bei der Altersstruktur der Bevölkerung geben. Auch wenn aktuell wieder so viele Kinder zur Welt kommen wie seit 2000 nicht mehr, werde das Durchschnittsalter der Bayern von heute 43,6 Jahre auf 46,1 Jahre anno 2035 steigen. Der durchschnittliche Unterfranke ist dann sogar 47,7 Jahre alt, heute sind es 44,5 Jahre. Am ältesten sind dabei die Bewohner in den Landkreisen Bad Kissingen und Main-Spessart mit durchschnittlich 49,7 beziehungsweise 49,3 Jahren. In der Uni-Stadt Würzburg beträgt das Durchschnittsalter dann 44,3 Jahre.
Die Zahl der Über-65-Jährigen im Freistaat wird in den nächsten 20 Jahren gar um 39 Prozent wachsen, um eine Million auf dann 3,57 Millionen Menschen. Zahlen, die beim Ausbau der Infrastruktur eine wichtige Rolle spielen, etwa bei der Planung von Pflegeheimen und Nahverkehr. Für Innenminister Joachim Herrmann ergeben sich aus der Prognose Konsequenzen. Denn es bleibe Ziel, „dass die Menschen auch 2035 in allen Landesteilen Bayerns gut leben können“, so Herrmann bei der Vorstellung der Zahlen. In den Ballungsräumen müsse mehr Wohnraum geschaffen werden, in den strukturschwachen Gebieten die Infrastruktur mit Arbeitsplätzen, leistungsstarker Verkehrsanbindung und digitaler Erreichbarkeit ausgebaut werden.
Mehr Senioren in Main-Spessart
Punkte, die auch in der Region angegangen werden. So hofft man, in Main-Spessart die prognostizierte Entwicklung „zumindest mildern“ zu können, sagt Holger Steiger, der Sprecher von Thomas Schiebel. Der Landrat sieht vor allem die Alterung als Herausforderung. „Projekte wie die Initiierung einer ehrenamtlichen Wohnraumberatung, Veranstaltungen zu alternativen Mobilitätsformen und eine Zusammenstellung lokaler Lieferdienste“ seien aktuelle Reaktionen auf die wachsende Zahl an Senioren in Main-Spessart.
Weiter werde daran gearbeitet, den Landkreis als Wohnort für junge Familien attraktiv zu halten. Dazu gehöre die Einrichtung eines „Familieninformationszentrums“, das alle familienrelevanten Angebote und Hilfen, die es im Landkreis auch seitens der Kirchen, Vereine, Wirtschafts- und Wohlfahrtsverbänden gibt, bündele und passgenau zur Verfügung stelle. Gerne koordiniere man auch die Anstrengungen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern, so Steiger. Wichtig sei dem Landrat, dass die Entscheidungen nicht von Amts wegen getroffen werden, sondern im direkten Austausch und Kontakt mit Familien.