Bayerns Schulminister Michael Piazolo (Freie Wähler) will noch in diesem Schuljahr für alle Schüler wieder einen abgespeckten Präsenz-Unterricht in den Schulen ermöglichen: "Wir wollen es schon schaffen, alle Schüler wieder in die Klassen zu bekommen", sagte Piazolo am Mittwoch in München. Dies gelte auch für die Grundschulen. Die Rückkehr sei nicht nur aus bildungspolitischen Gründen wichtig, sondern auch, "weil Kinder andere Kinder brauchen".
Wechsel zwischen Präsenz-Unterricht und Lernen zu Hause
Ein normaler Unterricht werde allerdings auf absehbare Zeit nicht stattfinden, so der Minister: "Schule für alle wird nicht gleichzeitig funktionieren können." Sein Haus arbeite an Schicht-Modellen, in denen kleinere Schülergruppen zu verschiedenen Zeiten unterrichtet werden könnten – auch am Nachmittag. Gedacht sei an ein Abwechseln zwischen Präsenz-Unterricht in der Schule und Lernen zuhause. Dieser Wechsel sei tageweise oder wochenweise denkbar. Exakte Zeitpläne könne es derzeit aber noch nicht geben: Bis auf weiteres könne er nur "auf Sicht fahren", so Piazolo.
"Schule für alle wird nicht gleichzeitig funktionieren können."
Minister Michael Piazolo zum Schicht-Unterricht an den Schulen
Die Rückkehr der Abschlussklassen an die Schulen am kommenden Montag, 27. April, sei dagegen bereits gut vorbereitet: Ein Hygiene-Plan sehe in den auf maximal 15 Schüler reduzierten Klassen genügend Sicherheitsabstand vor. Die Pausen sollen in den Klassenzimmern stattfinden, auf die Toilette können die Schüler nur einzeln gehen. Die Schülerbeförderung auch durch Schulbusse sei gewährleistet, so Piaolo am Mittwoch.
Piazolo: Masken in den Klassenzimmern nicht nötig
Lehrer wie Schüler sollen in den Schulen zwar Mund-Nasen-Masken bekommen können, eine Maskenpflicht sei aber vor allem in den Klassenzimmern nicht notwendig, findet Piazolo: "Wir haben dort Bedingungen geschaffen, in denen der nötige Mindestabstand eingehalten werden kann." Für Lehrer sei ein Unterricht mit Maske über mehrere Stunden zudem nur schwer zu leisten. "Durchfeuchtete Masken funktionieren auch nicht mehr gut", warnte der Minister. Im Schulgebäude selbst könne das Tragen der Maske jedoch sinnvoll sein. Er setze hier auf Umsicht und Rücksicht von Schülern und Lehrern.
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Vom Unterricht ausgenommen bleiben Schüler wie Lehrer mit Vorerkrankungen oder Schwangere. Lehrer über 60 Jahre können selbst entscheiden, ob sie derzeit in den Schulen unterrichten wollen. Risikogruppen in der Familie seien dagegen kein Grund, dem Unterricht fernzubleiben, so Piazolo.
Piazolo: Lücken durch Lernen zuhause können aufgeholt werden
Das Lernen zuhause soll laut Minister weiterentwickelt werden: Während es vor den Osterferien um die Vertiefung des Stoffs gegangen sei, soll nun reduziertes Basiswissen vermittelt werden. "Wir wollen keine Noten, aber Lernkontrollen", erklärte Piazolo. Eltern sollten sich zudem keine Sorgen um die Bildungschancen ihrer Kinder machen: "Wir sind uns bewusst, dass es Defizite gibt." Die Schüler würden deshalb nicht nur in diesem, sondern auch im nächsten Schuljahr entlastet.
"Wir sind uns bewusst, dass es Defizite gibt."
Schulminister Piazolo zum Lernen zuhause
Eltern sollten deshalb beim Lernen zuhause nicht zu viel Druck auf ihre Kinder aufbauen. "Es ist nicht unser Ziel, die Lernziele zu erreichen, die eigentlich vorgesehen sind", sagte Piazolo. Nach der Rückkehr an die Schulen und einer "Phase des Übergangs" sei es aber gut möglich, die wichtigsten Lücken schnell wieder zu schließen.