Im Kampf gegen Trockenheit und sinkende Grundwasserpegel, nicht zuletzt in Unterfranken, fordert Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) deutlich mehr Geld und Personal für staatliche Wasserschutz-Maßnahmen in Bayern. Es werde "zunehmend deutlich, dass dazu die vorhandenen Stellen und Mittel nicht ausreichen", schreibt der Minister in einem Bericht an den Landtag zur Wasserknappheit, der dieser Redaktion vorliegt.
Im schlimmsten Fall könnten Bayerns Wasserressourcen bis 2065 regional bis zu 25 Prozent schrumpfen. Gleichzeitig soll der Bewässerungsbedarf auf Bayerns Feldern aber bis 2050 um 19 Prozent steigen.

Wasserknappheit: Bayerns Umweltminister fordert viel mehr Geld und Personal
Nach ersten Schätzungen seien "jährlich bis zu rund 560 Millionen Euro und etwa 500 Stellen allein im Bereich der Wasserwirtschaft erforderlich", verlangt der Minister. Diese Kosten seien "jedoch in Relation zu den prognostizierten Folgekosten des Klimawandels in Bayern vergleichsweise gering". Glauber verhandelt derzeit im Team der Freien Wähler mit der CSU über einen neuen Koalitionsvertrag, der auch die politischen Ziele und finanziellen Rahmenbedingungen in der Umweltpolitik bis 2028 festschreiben soll.

Das 17-Seiten-Papier ist die Antwort auf einen Beschluss des Landtags aus dem Juni 2023. Darin forderten die Regierungsfraktionen von CSU und Freien Wählern die eigene Staatsregierung auf, der Wasserknappheit etwa in Unterfranken "mit umfangreichen und intelligenten Maßnahmen im Rahmen vorhandener Stellen und Mittel" zu begegnen. Wasser müsse zudem "auch in Zukunft verlässlich und im notwendigen Maße zur Bewässerung landwirtschaftlicher Erzeugnisse" zur Verfügung stehen, heißt es in dem Landtagsbeschluss.
Minister Glauber macht nun in seiner schriftlichen Antwort unmissverständlich deutlich, dass massive Investitionen in die Wasserversorgung und Wasserbewirtschaftung notwendig seien. Denn: Bayerns Grundwasser-und Quellressourcen könnten angesichts häufiger Trockenperioden und stark sinkender Grundwasserneubildung bis 2065 um bis zu 25 Prozent sinken. Die im Programm "Wassersicherheit 2050" der Staatsregierung zusammengefassten Maßnahmen könnten jedoch "mit der bestehenden Personalressource an den Wasserwirtschaftsämtern nicht umgesetzt" werden, stellt der Freie-Wähler-Politiker klar.

In diesem Frühjahr und Sommer hatten Recherchen der Main-Post und des Bayerischen Rundfunks bereits massive Probleme etwa bei der Kontrolle des Wasserverbrauchs, des Grundwasserschutzes oder in der Personalausstattung der Wasserwirtschaftsämter in Bayern aufgedeckt. Defizite, die im Landtag aus den Reihen von CSU und Freien Wählern offen angezweifelt wurden.
Glauber: Regionale Lebensmittelproduktion wird durch Klimawandel zum "enormen Kraftakt"
Die Sicherstellung regionaler Lebensmittelproduktion stelle durch den Klimawandel "für alle Beteiligten einen enormen Kraftakt dar", stellt Glauber dagegen nun fest. So soll laut wissenschaftlicher Studien der Bewässerungsbedarf auf Bayerns Feldern bis 2050 im Durchschnitt um 19 Prozent steigen.
Zusätzliche Bewässerung dürfe aber angesichts sinkender Pegel nicht nur auf der Entnahme von Grundwasser basieren, warnt Glauber. Notwendig sei vielmehr "Grundwasserentnahmen aufzugeben und auf Oberflächenwasser bzw. Uferfiltrat zurückzugreifen", verlangt der Minister. Der dafür notwendige technische Umbau führe jedoch alleine schon zu einem "erheblichen weiteren Bedarf an Personal und Haushaltsmitteln".
Bei der Grundwasserentnahme müsse zudem die Trinkwasser-Versorgung der Bevölkerung Vorrang vor Landwirtschaft und Industrie haben, verlangt der Umweltminister. Erst im März 2023 hatte ein Vorstoß von CSU und Freien Wählern im Landtag für Schlagzeilen gesorgt, der den Wasser-Vorrang für die Bürgerinnen und Bürger aufweichen wollte. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte damals jedoch die Lockerung des Trinkwasserschutzes wieder einkassiert.