Eine in vier europäischen Ländern tätige Bande verkauft gehackte „Smartcards“, mit denen man ohne Vertag Pay-TV-Sender sehen kann. Sechs Haftbefehle werden vollstreckt, der verursachte Schaden liegt im zweistelligen Millionenbereich. In Unterfranken wird ein Tabakschmuggler verhaftet, der gut eine Tonne Roh-Tabak illegal über das Internet verkaufen wollte.
Die Internet-Plattform „Lesen und Lauschen“ bot mehr als 223 000 gestohlene E-Bücher zum Herunterladen an, zwei Beschuldigte sitzen deshalb in Untersuchungshaft. Ein Mann aus Nordbayern wird Ende Juli wegen des „Darknet“-Handels mit Ecstasy, Cannabis und Kokain vom Landgericht Nürnberg-Fürth zu fünf Jahren und sechs Monaten Freiheitsstrafe verurteilt.
Cybercrime wächst sprunghaft an
Eine kleine Auswahl aktueller Ermittlungserfolge der Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB), die der zuständige Bamberger Generalstaatsanwalt Thomas Janovsky am Mittwoch in München vorstellte. Bereits seit 2015 ist die Sonderstaatsanwaltschaft gegen Internet-Verbrechen tätig. „Und die ZCB gehört zu den Dingen, auf die ich besonders stolz bin“, sagt Bayerns Justizminister Winfried Bausback (CSU). Denn die Zusammenfassung der Kompetenzen in einer Zentralstelle in Bamberg sei ein großer Erfolg: Gab es 2016 noch 1 545 Verfahren, erwartet Bausback in diesem Jahr bereits rund 3 500 Fälle für die Cyber-Staatsanwälte. „Diese Zahlen sprechen für sich“, findet Bausback.
Das Aufgabenspektrum der ZCB ist vielfältig: Von Hackerangriffen auf Firmen oder Behörden über gewerbsmäßigen Betrug mit fingierten Internet-Shops bis hin zum Handel mit Waffen, Drogen oder Kinderpornografie im „Darknet“. Trotz der steigenden Zahl der Fälle dürfe man sich aber keine Illusionen machen, schränkt Generalstaatsanwalt Janovsky ein: „Wir sehen hier nur die Spitze eines Eisbergs.“ Zumal die Verfolgung der Fälle nicht immer einfach ist: „Cybercrime ist international“, sagt Janovsky. Viele Täter seien deshalb nur schwer dingsfest zu machen.
Zusammenarbeit mit Interpol
Gerade deshalb sei die Erfolgsquote der Spezial-Staatsanwälte nicht zu unterschätzen, findet Janovsky: „Die Täter müssen wissen: Es besteht die Gefahr, erwischt zu werden.“ Zu diesem Zweck werde auch die internationale Zusammenarbeit – etwa mit Interpol – kontinuierlich ausgebaut.
„Cybercrime ist Teil der Realität“, warnt auch Minister Bausback. Dies sei aber noch lange kein Grund, sich damit einfach abzufinden. Bayern will deshalb weiter massiv in den Ausbau der Internet-Strafverfolgung investieren: Von anfangs zwei wuchs die ZCB inzwischen auf neun Spezial-Staatsanwälte. Bis Ende des Jahres soll das Team sogar auf 13 Staatsanwälte anwachsen. Hinzu kommen – neben externen Experten – drei eigene IT-Spezialisten. Denn klar sei: „Vernetzten Straftätern im Cyberspace können wir nur mit ebenso gut vernetzten und hoch spezialisierten Strafverfolgern begegnen“, sagt Bausback.
Zwölf Millionen Euro aus Bitcoins
So versuchten Internet-Straftäter zum Beispiel zunehmend ihre kriminellen Aktivitäten durch die Nutzung von Kryptowährungen wie „Bitcoin“ zu verschleiern, berichtet der Bamberger ZCB-Staatsanwalt Lukas Knorr: „Wir reagieren darauf, in dem wir ebenfalls auf modernste Techniken zurückgreifen, um Geldflüsse aufzudecken.“ Im Fall der illegalen E-Buch-Plattform konnten so aus sichergestellten Bitcoins rund 12 Millionen Euro erlöst werden.