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Zecken: Gibt's einen Durchbruch bei der Borreliose-Impfung?

Zecken

Zecken auf dem Vormarsch: Durchbruch bei der Impfung gegen Borreliose?

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    Wer viel draußen unterwegs ist, kann den Kontakt mit Zecken nicht immer vermeiden. Schutz bietet etwa lange Kleidun.
    Wer viel draußen unterwegs ist, kann den Kontakt mit Zecken nicht immer vermeiden. Schutz bietet etwa lange Kleidun. Foto: Marijan Murat, dpa

    Die Zecken sind auf dem Vormarsch. Das liegt vor allem daran, dass die Parasiten inzwischen fast das ganze Jahr über aktiv sind und die Bedingungen ideal: Der Winter war in Bayern so warm wie noch nie, auch im März verzeichnete man Temperaturrekorde. Die Folge sieht man an den Infektionszahlen: In Bayern wurden dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in diesem Jahr bereits 60 Fälle der von Zecken übertragbaren Hirnhautentzündung (Frühsommer-Meningoenzephalitis, FSME) gemeldet – so viele wie noch nie seit Beginn der Meldepflicht 2001. Zudem registrierte das LGL 1037 Fälle von Lyme-Borreliose in Bayern, ein Viertel mehr als im Vorjahr.

    Nicht zuletzt wegen der weiten Verbreitung von mit Borrelien infizierten Zecken tritt diese Erkrankung wesentlich häufiger auf als die FSME. Risikogebiete, die besonders betroffen sind, gibt es im Gegensatz zu FSME nicht. "Borreliose tritt überall dort auf, wo es Zecken gibt", sagt Volker Fingerle, Leiter des Nationalen Referenzzentrums für Borrelien, das am LGL angesiedelt ist. "Das gilt für Stadtparks genauso wie am Waldrand oder im Garten. Und das ist in Göttingen und Hamburg nicht anders als in München oder Augsburg."

    Doch während man sich gegen FSME mit einer Impfung schützen kann, gibt es diese gegen Borreliose nicht. Noch nicht. Denn die beiden Pharmafirmen Valneva und Pfizer tüfteln seit geraumer Zeit an dem Borreliose-Impfstoff VLA15. Nun scheint ein Durchbruch bevorzustehen. VLA 15 habe erfolgreich die Zulassungsstudie der Phase 2 durchlaufen, teilt der österreichische Konzern Valneva mit. 800 Probanden waren laut einer im Fachmagazin The Lancet Infectious Diseases veröffentlichten Studie bisher daran beteiligt. Die Ergebnisse seien vielversprechend, heißt es. Ob der Impfstoff tatsächlich zugelassen wird, entscheidet sich in der Phase-3-Studie. In diesem Rahmen wird der Borreliose-Impfstoff an mehr als 9400 Probanden ab dem Alter von fünf Jahren in hoch endemischen Gebieten in den Vereinigten Staaten, Kanada und Europa getestet. Läuft alles nach Plan, will man 2026 eine Marktzulassung beantragen, teilt Valneva mit.

    In den USA gibt es bereits seit Ende der 1990er Jahre einen Borreliose-Impfstoff

    "Die Impfung gegen Borrelien ist sehr komplex", erklärt Fingerle. "In Europa gibt es sechs verschiedene Borrelien-Arten, die den Menschen krank machen können. Jede dieser Borrelien-Arten sieht für das Immunsystem unterschiedlich aus." Die Schwierigkeit liege also darin, einen Impfstoff zu entwickeln, der sechs verschiedene Borrelien-Antigene enthält.

    In den USA ist bereits seit Ende der 1990er Jahre ein Impfstoff gegen Lyme-Borreliose auf dem Markt. Dieser wirke aber nur gegen eine Art von Borrelien, die in den USA typisch sind, und sei daher für den europäischen Markt ungeeignet, sagt Fingerle.

    Wer so ein Schild beim Wandern sieht, sollte sich am Abend besonders gut nach Zecken absuchen.
    Wer so ein Schild beim Wandern sieht, sollte sich am Abend besonders gut nach Zecken absuchen. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Die Erwartungen an den neu entwickelten Impfstoff von Valneva und Pfizer sind groß. "Die Hoffnung ist, dass Erkrankungen verhindert werden", sagt Fingerle. Und man könnte auch wieder viel entspannter mit der Natur umgehen, wenn man sich prophylaktisch schützen könne. "Das nimmt einfach Sorgen."

    Typisches Symptom einer Borreliose ist die sogenannte Wanderröte – eine kreisförmige Rötung, die sich um die Einstichstelle ausbreitet. Wird das beobachtet, muss unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden. Darüber hinaus können Fieber, Kopf- und Gelenkschmerzen sowie Müdigkeit auftreten. In der Regel lässt sich eine Borreliose gut mit Antibiotika behandeln. "In der Mehrzahl der Fälle ist das dann normalerweise erledigt", sagt Fingerle. Doch entscheidend für den Erfolg sei, dass die Infektion rechtzeitig diagnostiziert wird. Das Problem ist allerdings, dass Betroffene den Zeckenstich häufig gar nicht bemerken oder typische Symptome ausblieben. "Bei einem dicken Knie oder einer massiven Schwellung des Sprunggelenks denkt der Hausarzt nicht unbedingt an Borreliose, da kommt vieles in Betracht", sagt Fingerle.

    Borreliose: Je länger die Zecke saugt, desto höher ist das Infektionsrisiko

    Unbehandelte Infektionen können unter Umständen schwere Erkrankungen hervorrufen, insbesondere am Nervensystem, den Gelenken und der Haut. Lähmungen, Brennen und stechende Schmerzen können auftreten, erklärt Fingerle.

    Bislang hilft gegen eine Borreliose-Infektion nur Vorsicht. Das heißt: Bei einem Aufenthalt in der Natur am besten lange Kleidung tragen und sich selbst, ebenso wie Kinder, danach gründlich nach Zecken absuchen. Denn je früher die Zecke entfernt wird, desto niedriger ist auch das Risiko einer Borrelien-Infektion. Denn diese steigt, je länger die Zecke Zeit hat zu saugen, sagt Fingerle. Und einen Tipp hat er noch für alle, die sich Sorgen vor einer machen: "Gehen Sie trotzdem raus und lassen Sie sich nicht einschränken. Das wäre der falsche Weg."

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