Die Klimaziele von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sind ambitioniert. Trotzdem lässt Söders Regierung das renommierte Würzburger Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE) weiter um die eigene Zukunft bangen: Denn seit Monaten ist unklar, ob es für das Klima-Institut auch 2023 noch eine staatliche Finanzierung gibt.
"Das ZAE Würzburg müsste erfunden werden, wenn es es nicht schon gäbe", findet dagegen der Würzburger Grünen-MdL Patrick Friedl. Denn das Institut entwickelt neue Methoden und Systeme zur effizienten Nutzung erneuerbarer Energien – mit dem Ziel der CO2-Neutralität.

Trotzdem setze die Staatsregierung dieses Können nun ohne Not aufs Spiel, kritisiert Friedl. Werde nämlich nicht schnell Klarheit geschaffen über die weitere Trägerschaft und Finanzierung, dann drohe dem Institut das Aus – und damit dem Forschungsstandort Würzburg "schwer wieder gut zu machender Schaden".
Zufall oder Absicht? Für die vor Ort gewünschte Zukunftslösung wird es zeitlich eng
Doch bereits im Januar hatte die Staatsregierung in Sachen ZAE auf Zeit gespielt: Die vor Ort gewünschte Lösung einer Eingliederung in die Hochschule Würzburg-Schweinfurt (FHWS) – und damit in den Etat des Wissenschaftsressorts – werde "ergebnisoffen geprüft", hieß es damals knapp.
Nun erklärt das bisher zuständige Wirtschaftsministerium auf Friedls Nachfrage lapidar, dass zur Zukunft des ZAE auch "zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine abschließenden Aussagen getroffen werden können". Ziel sei zudem "die synergetische Bündelung bayernweit vorhandener Kompetenzen".

Sätze, die Argwohn auslösen: Schließlich ist es längst beschlossene Sache, dass der ZAE-Trägerverein von Würzburg nach Garching bei München wechselt. Das ZAE-Erlangen schlüpft zudem unter das Dach der Helmholtz-Gesellschaft. Nur der Würzburger ZAE-Standort hängt weiter in der Luft.
Zufall oder Absicht? Für eine Überführung in die FHWS werde es zeitlich "allmählich eng", warnt der SPD-MdL Volkmar Halbleib – und fürchtet hinter dem Zeitspiel Methode: Die Frage dränge sich auf, ob in München oder in Söders Heimatstadt Nürnberg eine Lösung "nicht schon längst erfolgreich über die Bühne wäre", findet er.
Kein Einzelfall: Auch Konzept für Würzburger Klima-Zentrum droht "auszutrocknen"
Zumal das Aushungern des ZAE Würzburg kein Einzelfall ist: Im letzten Jahr hatten sich alle unterfränkischen Landtagsabgeordneten (außer AfD) in München für den Aufbau eines Würzburger Zentrums für angewandte Klimaforschung (WueZAK) eingesetzt. "Auch dieses Ansinnen droht am ausgestreckten Arm der Staatsregierung auszutrocknen", schimpft der Grüne Friedl.

Dabei hatten schon Ende März 2021 fünf namhafte Institutionen, darunter Uni und FHWS, ein Konzept für ein solches Forschungszentrum vorgelegt. Es sollte bewusst in Unterfranken als Klima-Hotspot entstehen: Denn in der Region zeigen sich bereits heute Klimaveränderungen, die anderen Teilen Deutschlands noch drohen. 75 Millionen Euro für den Aufbau und ein Jahresbudget von zwölf Millionen Euro hatten sich die Projektpartner vom Freistaat erhofft. Auch hierzu hieß es aus Söders Staatskanzlei nur: "Es wird ergebnisoffen geprüft." Doch seit Monaten ist dazu nichts mehr zu hören.
Klimaforschung in Würzburg: Kein Geld aus München, aber Geld aus Berlin
Während die Staatsregierung in München die Klimaforschung in Unterfranken "ins Feuer stellt", komme nun aber Fördergeld aus Berlin, freut sich Friedl: Das Klimaministerium von Robert Habeck (Grüne) fördert die Würzburger "Stiftung Umweltenergierecht" mit 10,45 Millionen Euro bis 2026. Die renommierte Einrichtung berät Regierungen und Institutionen in rechtlichen Klimafragen. Der Unterschied zu Söders Klimapolitik sei bezeichnend, findet Friedl: Denn wenigstens hier könne das Wissen zur Bewältigung der Klimakrise nun dauerhaft weiterentwickelt werden.