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Kult-Puppe: Besitzerin von 18.500 Barbies erzählt: Deshalb wurde das Barbie-Universum pink

Kult-Puppe

Besitzerin von 18.500 Barbies erzählt: Deshalb wurde das Barbie-Universum pink

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    Bettina Dorfmann besitzt 18.500 Barbie-Puppen.
    Bettina Dorfmann besitzt 18.500 Barbie-Puppen. Foto: Bettina Dorfmann

    99 - 46 - 84. Wäre die Ursprungs-Barbie eine echte Frau, wären das ihre Maße, Kleidergröße 30. Ziemlich ungesund für eine Erwachsene, besonders aufgrund der Tatsache, dass bei diesen Proportionen nicht alle lebenswichtigen Organe im Körper ihren Platz fänden. Aber was ist schon realistisch in einer pinken Welt, in der die Füße auf Zehenspitzen bleiben, selbst wenn Barbie die Stöckelschuhe abstreift? 

    Bettina Dorfmann - Deutschlands bekannteste Barbie-Historikerin, wenn man so will - muss da gleich mal etwas klarstellen. "Pink ist das Barbie-Universum erst seit 1976", sagt die Düsseldorferin. "Vorher gab es in Barbies Welt viel Rot, viel Blau, in den Flowerpower-Zeiten auch viel Orange." Mitte der 70er dann sei Pink "so eine Modefarbe gewesen" - und war fortan aus Barbies Welt nicht mehr wegzustreichen. 

    Die erste Barbie von 1959 trug noch Badeanzug, heute hat sie hunderte Outfits und Berufe durch.
    Die erste Barbie von 1959 trug noch Badeanzug, heute hat sie hunderte Outfits und Berufe durch. Foto: dpa

    Barbie, ein Modepüppchen, eine Kleiderstange mit Modelmaßen? Oder eine Figur mit Charakter, an der auch das echte Leben nicht spurlos vorbeigeht - so, wie es ab diesem Donnerstag der neue "Barbie"-Film in den Kinos zeigt, in dem Barbies Fersen buchstäblich den harten Boden der Realität berühren? 

    "Am Anfang war Barbie wirklich nur eine Kleiderstange", sagt Bettina Dorfmann. Sie muss es wissen, besitzt sie doch so viele Barbies wie niemand sonst auf der Welt: 18.500, so sagt es das Guinness-Buch der Rekorde. Die allererste aus dem Jahr 1959 trug einen schwarz-weißen, figurbetonten Badeanzug, so wie Schauspielerin Margot Robbie im Kino. Die Barbie der 60er definierte sich über ihre Outfits. Die aber legten nahe, dass Barbie trotz ihres püppchenhaften Aussehens "immer schon eine sehr emanzipierte Frau war", wie die Sammlerin betont. 1965 machte sie sich in einem Astronautinnenanzug auf den Weg ins All - vier Jahre, bevor der erste Mensch den Mond betrat. "Die erste Amerikanerin im Weltraum konnte ihre Arme nicht beugen", schrieb Barbie-Hersteller Mattel im Nachhinein. Bettina Dorfmann geht noch weiter: "Barbie war von Anfang an eine Karrierefrau." Heute, mit 64 Jahren, hat sie schon mehr als 250 Berufe ausprobiert. "Sie hat ein eigenes Auto, Boot, Flugzeug - und hat immer ihr eigenes Haus behalten." Trotz der Langzeit-Beziehung zu Waschbrettbauch-Ken.

    Ryan Gosling als Ken und Margot Robbie als Barbie in einer Szene der Films "Barbie".
    Ryan Gosling als Ken und Margot Robbie als Barbie in einer Szene der Films "Barbie". Foto: -/Courtesy of Warner Bros. Pictures, dpa

    "Eines Tages werde ich genauso sein wie du", sagt eine junge Frau im ersten Werbespot für die Puppe, die Mattel seither Milliardenumsätze beschert. Heute soll Barbie wie ihre lebendigen Besitzerinnen sein, nicht andersherum. Diese Erkenntnis setzte sich bei Mattel Mitte der 2010er-Jahre durch, als Barbies Leben in Plastik gar nicht mehr fantastisch war. Die Debatten darüber, ob Barbie Frauen zum Objekt degradiert satt sie in all ihrer Vielfalt zu repräsentieren, ob sie Mädchen in Essstörungen und psychische Probleme stürzt, waren lauter denn je - obwohl es zu diesem Zeitpunkt schon lange Puppen mit schwarzer Hautfarbe (seit 1967) oder Oma-Barbies mit Alterserscheinungen gab. 

    "Wir mussten in einen Dialog mit den Konsumenten treten", sagte Mattel-Chef Richard Dickson im Jahr 2022 der spanischen Zeitung El País. 2016 schickte der Hersteller Puppen mit neuen Hauttönen und Körperformen hinaus in die Welt. Barbie mit Afro, die Latina, Barbie mit Beinprothese, erst im Jahr 2023 allerdings die Barbie mit Down-Syndrom. "Der Körper blieb lange gleich, das hatte ja auch ökonomische Gründe", sagt Dorfmann. Schließlich sollte die Barbie-Kleidung jeder Puppe passen." Zunehmender Wohlstand änderte das. 

    2023 kam die erste Barbie mit Down-Syndrom auf den Markt.
    2023 kam die erste Barbie mit Down-Syndrom auf den Markt. Foto: Catherine Harbour, Mattel/dpa

    Bis heute werden laut Mattel jede Minute über 100 Barbies in mehr als 150 Ländern verkauft. Die gigantische Marketing-Maschine rund um den Film von Regisseurin Greta Gerwig dürfte das Barbie-Bevölkerungswachstum weiter explodieren lassen. Auch Bettina Dorfmann wird sich den Film ansehen. Aber eins kommt ihr im ganzen Hype zu kurz: "Man sollte nicht vergessen: Barbie ist vor allem ein Spielzeug. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich selbst mit ihr gespielt habe. Mir war völlig egal, ob Barbie schlank ist. Barbie war immer das, was ich aus ihr gemacht habe." 

    Barbie und Ken: Wieder vereint

    Und Ken? Ach ja, Ken. Der Mann, mit dem Barbie seit 1961 in einer Beziehung lebt - einer On-Off-Beziehung, muss man seit 2004 sagen. Damals macht auf der US-Spielemesse Toy Fair die Schlagzeile die Runde, Barbie habe Ken zugunsten des Surfers Blaine verlassen. Heute kann Insiderin Bettina Dorfmann Entwarnung geben. "Meines Wissens nach sind sie wieder vereint." 

    In den Tagen nach der Filmpremiere, wenn bei ihr nicht mehr ständig das Telefon klingelt, wird die Düsseldorferin sich wieder der Arbeit in ihrer Barbieklinik widmen. Ihre häufigste Aufgabe: Alterserscheinungen beseitigen. Barbie ist eben doch ganz schön eitel.

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