An manchen Tagen steht das Gartentelefon gar nicht still: Bis zu 100 Anrufe haben Gottfried Röll, Christine Scherer und Isolde Keil-Vierheilig in den sommerlichen Spitzenzeiten pro Tag zu beantworten. Die Hobbygärtner wollen wissen, was man gegen Blattläuse tun kann, wie man Nacktschnecken wieder loswird oder welche robusten Apfelsorten sich für kleine Gärten eigenen. Fragen über Fragen, für die drei Berater der Bayerischen Gartenakademie der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim immer ein offenes Ohr haben.
Gartentelefon auf der Landesgartenschau
Das Gartentelefon gibt es seit 1990, und Isolde Keil-Vierheilig ist fast von der ersten Stunde an dabei. Immer montags und donnerstags können Hobbygärtner bei der LWG anrufen und sich zu allen Themen rund um den Hausgarten beraten lassen. Gärtnern werde immer beliebter, nur das Wissen fehle oft, sagt Isolde Keil-Vierheilig. Und die Probleme wiederholen sich: „Fragen zu Nacktschnecken und Blattläusen sind der Dauerbrenner.“ In diesem Jahr beraten die drei Gartenbautechniker erstmals nicht nur telefonisch, sondern auch live: Vier mal schon standen sie am Pavillon des Landwirtschaftsministeriums auf der Landesgartenschau in Würzburg für alle Fragen zur Verfügung – und noch einmal am 12. September, jeweils zur vollen Stunde von 10 bis 15 Uhr. „Unsere Beratung ist staatlich, unabhängig und kompetent. Zudem profitieren wir von den Ergebnissen aus der Forschung der Landesanstalt“, sagt Keil-Vierheilig.
Welche Sorgen haben Freizeitgärtner derzeit? Eine bis zu fünf Zentimeter lange, gelb-grüne Raupe sorgt dafür, dass das Telefon der Experten besonders häufig klingelt. „Wegen dem Buchsbaumzünsler kommen nicht nur Anrufe aus Unterfranken, sondern sogar aus München oder Berlin“, sagt die Gartenbautechnikerin, die abwechselnd mit ihren Kollegen am Gartentelefon sitzt. Vor allem in den kühlen Abend- und Morgenstunden sind die Falter des Buchsbaumzünslers zu beobachten. „Die Raupen fangen immer im Inneren an zu fressen“, informiert Keil-Vierheilig. Deshalb sei es wichtig, die Pflanzen alle zwei bis drei Tage innen zu kontrollieren.
Strauch mit viel Wasser abspritzen
Echte Schutzmaßnahmen gegen den ostasiatischen Kleinschmetterling mit dem lateinischen Namen Cydalima perspectalis gebe es kaum: „Das wäre allenfalls durch Einnetzen möglich.“ Besonders betroffen seien Sträucher, die sehr dicht wachsen. Der Zünsler kann einen Buchsbaum vollständig zerstören. Das liegt an den gefräßigen Raupen des Falters, die nicht nur die Blätter, sondern sogar die Rinde an den Ästen fressen. Oberhalb der Fraßstelle sterben alle Pflanzenteile ab. Die Gartenexpertin rät: „Raupen absammeln und den Strauch mit viel Wasser abspritzen.“
Über 160 Infoschriften zu Gartenthemen
Neben der Beratung am Telefon erstellen die Gartenexperten auch Infoschriften, halten Vorträge und Seminare. Im Internet gibt es eine Sammlung aus 160 Infoschriften zu den wichtigesten Gartenthemen. Sie können dort alle kostenlos heruntergeladen werden. „Das ist fundiertes Wissen, das sich über die Jahre angesammelt hat“, sagt Keil-Vierheilig. Früher hätte man die Oma oder den Opa gefragt, heute könne man sich an die Gartenakademie wenden.
„Ich habe einen Käfer gefunden, den ich nicht kennen?“ Oder: „Wie und zu welcher Jahreszeit schneide ich meine Hecke?“ Neben den Anrufen erhalten die Berater pro Tag etwa 20 bis 30 E-Mails, die sie ebenfalls beantworten. „Viele Leute haben Pflanzen und wissen nicht, wie diese heißen und dementsprechend welche Pflege sie brauchen“, sagt Christine Scherer. Meist schicken sie per E-Mail ein Foto und die Experten recherchieren dann und können in den meisten Fällen helfen.
Tomaten mit festerer Haut
Die meisten Fragen kommen in diesem Jahr zur extremen Wettersituation und damit verbundenen Wachstumsstörungen durch die Trockenheit. „Tomaten im Gewächshaus waren in diesem Jahr ein großes Problem, denn es war einfach zu heiß“, sagt Christine Scherer. In ihrem eigenen Gewächshaus hatte sie Anfang August Temperaturen um die 47 Grad gemessen. Tomaten in Töpfen hätten in diesem Jahr allesamt eine festere Haut. „Ungewöhnlich, aber nicht schädlich.“
In den Telefonaten komme man mit den Anrufern immer auf einen grünen Zweig, so Scherer. Über die Jahre führte sie aber auch einige skurrile Gespräche, verrät Gottfried Röll. Das Team gibt aber nicht nur Tipps, sondern hört auch einfach nur zu. „Manchemal komme ich mir ein bisschen vor wie ein Telefonseelsorger“, sagt er. So rufen vor allem ältere Leute an und plaudern über ihren Garten. „Die meisten Anrufe kommen von März bis November, dann wird es bei uns etwas ruhiger“, sagt Röll.
Insgesamt, so die Beraterin, sind nun die meisten Beete im Gemüsegarten nun abgeerntet. Entweder waren die Pflanzen schon erntereif, lieferten aufgrund der Witterung sehr wenig Ertrag oder waren durch Schädlinge und Krankheiten geschädigt. „Der Boden sollte aber im Herbst nicht kahl und unbedeckt bleiben“, rät die Fachfrau vom Gartentelefon. Neben Pflanzungen von Herbstsalaten und Saaten von Feldsalat, Spinat und Radieschen eignet sich die Einsaat einer Gründüngung, um den Boden bedeckt in den Herbst und Winter zu bringen.
Die Vorteile einer Gründüngung
Bei einer Gründüngung werden die Pflanzen nicht nur für die Begrünung der Fläche eingesetzt. Sie verbessern gleichzeitig den Boden. Die Gründüngungspflanzen beschatten den Boden, schützen vor Erosion, Verschlämmung und Verkrustung. „Da sie den Boden bedecken, unterdrücken sie auch den Aufwuchs von Unkraut“, sagt Scherer.
Auch zum Obst kämen in diesem Sommer viele Fragen, bestätigen die beiden Beraterinnen. „Viele Freizeitgärtner schimpfen über einen sehr starken Fruchtbehang oder Sonnenbrand bei den Früchten“, sagt Isolde Keil-Vierheilig. Bevor sich die Äste nach unten biegen, sollte man Äpfel und Birnen besser ausdünnen, „denn sonst leidet auch die Qualität“.
Gartentelefon Sie haben Fragen rund um den Garten? Dann rufen Sie die Mitarbeiter des Gartentelefons an! Die Experten der Bayerischen Gartenakademie sind Montag und Donnerstag jeweils von 10 bis 12 Uhr sowie von 13 bis 16 Uhr unter der „Grünen Hotline“ Tel. (09 31) 98 01-147 erreichbar. Wenn die Leitungen mal wieder glühen und Sie nicht beim ersten Mal einen Experten ans Ohr bekommen, dann einfach auf der LWG-Homepage stöbern und Tipps & Tricks finden: www.lwg.bayern.de Die Experten des Gartentelefons kann man am Mittwoch, 12. September, live auf der Landesgartenschau in Würzburg erleben. Besucher können sich von 10 bis 15 Uhr zu allen Gartenfragen am Pavillon des Landwirtschaftsministeriums beraten lassen.
Buchtipp: Hausbesuch vom Pflanzenarzt Gartencenter und Zeitschriften versprechen viel, doch im Gemüsebeet, Schrebergarten oder auf dem Balkon blüht und gedeiht längst nicht immer alles so, wie man es sich wünscht. Hier kommt Pflanzenarzt René Wadas mit seinem Buch „Hausbesuch vom Pflanzenarzt“ (Rowohlt Verlag, 10 Euro) ins Spiel: Schädlinge, Ungeziefer und Pflanzenkrankheiten sind nämlich sein Spezialgebiet. Mit seiner mobilen Pflanzenapotheke und viel Einfühlungsvermögen kann der Pflanzendoktor fast allen grünen Patienten helfen, seien es kränkelnde Rosen, Bonsais, Rasen oder Bäume. Und das in den meisten Fällen ganz ohne Chemie. In seinem Buch erzählt er von seinen spannendsten Fällen und gibt hilfreiche Tipps, mit denen alle Hobbygärtner selbst dafür sorgen können, dass ihre Schützlinge gesund bleiben. Rene Wadas ist Gärtnermeister und lebt mit seiner Familie in Börßum bei Braunschweig. Als Pflanzenarzt ist er seit vielen Jahren im Norden unterwegs und hilft Hobbygärtnern mit ihren „Sorgenkindern“. Der gebürtige Berliner schult mittlerweile in ganz Deutschland Mitarbeiter aus Gärtnereien und Baumärkten, Landwirte und Biologen.