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Altersarmut: Worauf Frauen bei der Altersvorsorge achten sollten

Altersarmut

Worauf Frauen bei der Altersvorsorge achten sollten

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    Frauen erledigen noch immer einen Großteil der unbezahlten Sorge- und Familienarbeit.
    Frauen erledigen noch immer einen Großteil der unbezahlten Sorge- und Familienarbeit. Foto: Annette Riedl, dpa

    Zwei rote Sofas und ein Sessel füllen das Wohnzimmer von Hans und Susanne Baumann. Fotos von den Kindern und Enkeln zieren die cremefarbene Tapete. Auf einem der Sofas sitzt Hans Baumann. Der 68-Jährige hat strahlend weißes Haar, sein rot-blau kariertes Hemd ist in die Jeans gesteckt. Gegenüber sitzt seine Frau Susanne. Sie hat schulterlanges braunes Haar und trägt ein schwarzes Langarmshirt. Zwischen ihnen liegt ein prall gefüllter Ringordner, in dem Hans Baumann alle Versicherungsunterlagen fein säuberlich abgeheftet hat. Er blättert – Susanne fragt gespannt: "Und, wie viel Rente bekomme ich?"

    Würde Susanne Baumann in fünf Jahren mit 67 in Rente gehen, bekäme sie eine gesetzliche Altersrente von 648 Euro. Mit 15 Jahren fing sie eine Ausbildung zur Bäckereifachverkäuferin an, die sie nach dreieinhalb Jahren abschloss. Zwei Jahre nach der Ausbildung wechselt sie zu einem besser bezahlten Job am Fließband einer Porzellanfirma. Bald darauf heiratet sie ihren Mann: "Als wir geheiratet haben, war ich gerade mal 22. Unsere erste Tochter habe ich mit 23 bekommen." Susanne Baumann gibt ihren Job damals vollständig auf. So wie den Baumanns, die in Wirklichkeit nicht so heißen, aber nicht mit ihrem echten Namen genannt werden wollen, geht es vielen Menschen.

    Wer weniger verdient, sammelt weniger Rentenpunkte

    "Wichtig ist für Frauen zu wissen, dass sie immer eine Rentenlücke haben werden, wenn sie länger nicht erwerbstätig sind", erklärt Helma Sick, Gründerin der Münchner Finanzberatung Frau & Geld. Als Rentenlücke bezeichnet man den prozentualen Unterschied zwischen dem monatlichen Nettoeinkommen vor und nach Renteneintritt. Eine solche Lücke könne auch durch eine langjährige Teilzeitbeschäftigung mit geringer Stundenzahl entstehen, sagt Sick, denn: Wer weniger verdient, sammelt auch weniger Entgeltpunkte. Deshalb sind besonders Frauen betroffen: Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts arbeiten 65,5 Prozent der erwerbstätigen Mütter in Teilzeit – aber nur 6,4 Prozent der Väter. 

    Wie aber stellt man fest, ob einem eine Rentenlücke droht? Wer mindestens 27 Jahre alt ist und bereits fünf Jahre mit Beitragszeiten im Konto bei der Deutschen Rentenversicherung (DRV) gespeichert ist, erhält einmal im Jahr die sogenannte Renteninformation. Diese gibt an, welche Rentenansprüche bereits erworben wurden und wie hoch die Altersrente voraussichtlich sein wird. Um festzustellen, ob der Vorsorgebedarf für den Ruhestand gedeckt ist, rät Florian Kuhn von der DRV Schwaben, zunächst das gesamte Bruttoeinkommen aus allen Vorsorgemaßnahmen zu berechnen. Dazu gehören neben der gesetzlichen Rente auch Privat- oder Betriebsrenten. Wichtig ist zu beachten, dass von diesem Bruttobetrag in einem zweiten Schritt noch die Kranken- und Pflegeversicherung sowie Steuern abgezogen werden müssen. "Liegt der ermittelte Wert unter dem individuellen Betrag, der für den gewünschten Lebensstandard nötig wäre, sollten zusätzliche Altersvorsorgemaßnahmen getroffen werden", erklärt Kuhn. 

    An Arbeit hat es nie gefehlt

    Eigentlich hat Susanne Baumann ihr ganzes Leben lang gearbeitet, nur eben nicht erwerbsmäßig. Sie zog drei Töchter und einen Sohn groß, kümmerte sich um den Haushalt und pflegte ihre Schwiegereltern. Ein paar hundert Euro pro Monat verdient sie sich durch einen Minijob dazu. Richtig zurück ins Berufsleben wollte sie nach der Kindererziehung aber nicht mehr: "Finanziell ging es uns immer gut, und zu Hause gab es genug zu tun."

    Trotz ihrer geringen Berufstätigkeit konnte Susanne Baumann genügend Entgeltpunkte für eine Rente in Höhe von 648 Euro sammeln, denn: Auch Kindererziehungszeiten werden in der gesetzlichen Rentenversicherung berücksichtigt, wenn ein entsprechender Antrag gestellt wird. Für vor 1992 geborene Kinder können bis zu zweieinhalb Jahre Erziehungszeit angerechnet werden, für nach 1992 geborene Kinder bis zu drei Jahre. Pro Jahr erhält der Elternteil, der das Kind überwiegend erzieht, einen Entgeltpunkt. "Er wird dabei so gestellt, als würde er den Durchschnitt aller Versicherten verdienen", erklärt Bettina Keiß von der DRV Schwaben. Eltern können die Erziehungszeit auch aufteilen, indem sie einen übereinstimmenden Antrag abgeben.

    Ein Minijob bringt für die Rente wenig

    Für ihre vier Kinder hat Susanne Baumann insgesamt 10,5 Entgeltpunkte bekommen. Multipliziert mit dem aktuellen Rentenwert von 36,05 Euro (Stand: Dezember 2022) ergibt allein die Kindererziehungszeit eine Monatsrente von knapp 378 Euro. Hinzu kommen Beträge für die Pflege der Angehörigen. Wie stark sich die Rente durch eine Pflegetätigkeit erhöht, hängt laut Florian Kuhn jedoch vom Pflegegrad und den bezahlten Leistungen der Pflegekasse ab. "Ein Jahr Pflege bei Pflegegrad 3 und dem Erhalt von Pflegegeld erhöht die monatliche Rente derzeit um 15,72 Euro, bei Pflegegrad 5 um 36,56 Euro", erklärt der Rentenberater.

    Susanne Baumanns Minijob wirkt sich hingegen kaum auf die Rentenhöhe aus. Obwohl sich geringfügig Beschäftigte von der Rentenversicherungspflicht befreien lassen können, zahlt sie jeden Monat Rentenbeiträge in Höhe von 3,6 Prozent. Um die Wartezeit von 45 Jahren zu erfüllen, sind nämlich 540 Beitragsmonate nötig. "Sollte kein Eigenbeitrag gezahlt werden, zählt der Minijob nur in sehr geringem Umfang für die Wartezeit von 45 Jahren", erläutert Kuhn, "und diese ist dann in der Regel nicht zu erfüllen."

    Zerbricht die Ehe, droht die Altersarmut

    Die gesetzliche Rente wird natürlich nicht das einzige Renteneinkommen von Susanne sein, denn Hans hat für sie eine Lebensversicherung und eine Riester-Rente abgeschlossen. "Mich interessiert das einfach alles nicht", gesteht Susanne, "und ich bin froh, dass ich mich damit nicht auseinandersetzen muss."

    Laut Helma Sick sollten Frauen die eigene Altersvorsorge so früh wie möglich in die Hand nehmen. Bekannterweise sei das Risiko der Altersarmut bei Alleinerziehenden und Personen mit geringem Einkommen besonders hoch, erklärt sie. Aber auch verheiratete Frauen, die sich für die Familie aus dem Erwerbsleben zurückziehen, seien gefährdet: "Scheitert deren Lebensmodell Ehe, ist oft Altersarmut die Folge."

    Hinweis: Dieser Text ist im Rahmen eines Kooperationsprojekts unserer Redaktion mit dem Master-Studiengang Fachjournalismus der TH Würzburg-Schweinfurt entstanden.

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