Man stelle sich vor, dass alles, was beim Stöbern durch ein Geschäft im Einkaufswagen landet, auch gleich bezahlt wird. Kein lästiges an der Kasse stehen und Geld- oder Kartengesuche mehr. Der Zahlungsvorgang fügt sich vielmehr ganz harmonisch und leise in die Einkaufserlebnistour ein. Was nach einem Wunschtraum des Einzelhandels klingt, ist im Internet schon lange Realität.
So befinden sich In-App-Käufe mit einem Umsatzvolumen von 3,25 Milliarden Euro im Jahr 2020 auch in Deutschland auf dem Vormarsch. Die ermöglichen den Kauf von digitalen Gütern und Leistungen direkt in einer App auf dem Smartphone. Der Kaufvertrag mit dem Anbieter wird hier ganz unkompliziert per Klick abgeschlossen.
Wegen zusätzlichen Funktionen: In-App-Käufe sind kostenpflichtig
Ein wichtiger Anwendungsbereich hierfür sind Onlinespiele. Die meist junge Kundschaft wird durch Versprechen wie Gratis-Apps oder Gratisspiele angelockt. In den App-Stores werden teils auch bloße Demo-Versionen von Spielen und Apps angeboten. So ein Spiel ist dann schnell im Handy hochgeladen. Wem es dann gefällt und wer neue Level, Zusatzinhalte oder Funktionsupgrades für das Spiel haben möchte, kann dies per In-App-Kauf freischalten.
Für die Bezahlmethode spricht die einfache Funktionsweise. Beim Kaufbutton, der sich im laufenden Spiel (In-Game) öffnet und in der passenden Situation zum Kaufabschluss animiert, kann man schon von einem sehr niederschwelligen Angebot sprechen. Die Bankdaten sind bereits in der App hinterlegt oder es wird über die Handyrechnung abgerechnet. Ein Fingertipp zur Bestätigung reicht. Störende Unterbrechungen durch den Wechsel auf eine weitere Webseite oder in andere Programme entfallen.
Kleine Summen können sich bald zur Kostenfalle aufaddieren
Es handelt sich bei In-App-Käufen zwar immer nur um kleine Käufe, die sich jedoch schnell zu hohen Summen aufaddieren können. Noch intransparenter wird es, wenn Apps mit virtuellen Währungen arbeiten. Also unechtes Geld, für dessen Wert man gar kein Bewusstsein hat. Gerade Kinder und Jugendliche lassen sich schnell dazu verleiten, den Spielerfolg oder das Weiterkommen mit virtueller Währung zu erkaufen. Die Realität, dass der Spielspaß harte Währung kostet, die man auch besitzen sollte, gerät dann leicht in den Hintergrund.
Damit In-App-Käufe nicht zur teuren Kostenfalle werden, sollte man einige Regeln beachten: Bevor man sich für ein Spiel entscheidet, sollte man sich informieren, ob fürs Weiterkommen oder für Zusatzfunktionen In-App-Käufe zwingend notwendig sind. Wem die Bezahlfunktion nicht die Lust verdirbt, sollte zumindest keine Zahlungsarten (Kreditkarte, PayPal usw.) in der App oder im Store hinterlegen, sondern besser Guthabenkarten (Prepaid) verwenden.
In-App-Käufe deaktivieren: So funktioniert es
Schneller ist nicht besser: Um unbeabsichtigte In-App-Käufe zu verhindern, können Kaufvorgänge zusätzlich mit einem Passwort geschützt werden. Bei iOS von Apple kann man In-App-Käufe auch komplett deaktivieren. Auch eine Drittanbietersperre ist praktisch, weil so keine ungewollten Käufe über die monatliche Handyrechnung abgewickelt werden können. Letztlich bleibt die regelmäßige Kontrolle von Kontobewegungen und Kreditkartenabrechnung unverzichtbar, um unerlaubte Abbuchungen zu erkennen.
Zur Person: Sascha Straub ist Fachmann für Finanzfragen und Versicherungen bei der Verbraucherzentrale Bayern.