Einen der Höhepunkte zum 30-jährigen Jubiläum der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur bot die große Autorenlesung in der Mainschleifenhalle. Die Veranstaltung fand zum zweitägigen Seminar zum Thema "Leser treffen Autoren" statt, das Wichtigkeit und Macht des Buches, vor allem für junge Leser, in den Vordergrund rückte. Allerdings sollte man in einer Zeit der vorherrschend visuellen Medien und der kommunikativen Globalisierung die Bedeutung des Buches auch für Erwachsene nicht unterschätzen, betonte Akademiepräsident Professor Dr. Kurt Franz.
Vor knapp 250 Besuchern gaben sich prominente Kinder- und Jugendbuchautoren wie Kirsten Boie, Klaus Kordon, Paul Maar, Mirjam Pressler und Renate Welsh ein Stelldichein. "Eine großartige Resonanz", freute sich Franz über das Interesse der Gäste.
Den Anfang machte Paul Maar, erfolgreicher und vielseitiger Kinder- und Jugendbuchautor, der aus seinem Werk "Große Schwester - fremder Bruder" die Titelgeschichte las. Da man ihn mehr als Autor von humorigen, fantastischen und lustigen Geschichten kenne, habe er sich mit Blick auf das literaturinteressierte Publikum bewusst für eine seiner realistischen Kindergeschichten aus der Jetztzeit entschieden, sagte er.
"Fünf Finger hat die Hand" ist der Titel seines jüngsten, noch nicht erschienenen Buches, das Klaus Kordon vorstellte. Es ist eine teils amüsante, teils traurige Erzählung aus dem deutsch-französischen Krieg 1870/71, die nachdenklich stimmte.
Kirsten Boie vermittelte ihren Zuhörern die Geschichte von "Skogland", eine Fantasiegeschichte für Jugendliche ohne magische Elemente, eingebunden in eine politische Handlung. Nach ihrer "Katzenmusik", einer Erzählung für kleine Leseratten, gab Renate Welsh eine Probe aus der weitgehend autobiografischen Geschichte "Dieda oder das fremde Kind".
Doch dann wurde die Atmosphäre eine andere. Mirjam Pressler erzählte die schicksalhafte Geschichte von "Malka Mai", die in der Zeit des Nationalsozialismus spielte. Intensiv und einfühlsam beschrieb sie in kleinen Ausschnitten den Lebens- und Leidensweg des kleinen Flüchtlingsmädchens Malka während des Holocaust. Die bewegende Odyssee eines behüteten Kindes und die "holzschnittartigen Erinnerungen" an eine intensive Mutter-Kind-Beziehung mit allen Gefühlen, Ängsten und Hoffnungen. Historisch fundiert erzählte die Schriftstellerin von dem Kind mit den goldenen Zöpfen, das in schwierigen Situationen ungeahnte Überlebensstrategien und positives Lebensgefühl entwickelte. Ein Schicksal, das bewegte und ein untrügliches Spiegelbild einer grausamen Zeit, das unter die Haut ging. Gerade die Dichte und Authentizität des Romans, die schnörkellose Sprache der Dichterin, berührte das Publikum. Deutlich spürbar war ihr Herz für Kinder mit komplizierter Geschichte und ihr Engagement für Benachteiligte, das sie eindringlich offen legte. Sie präsentierte eine beeindruckende Mutmach-Geschichte aus der Perspektive Malkas, die mit viel Verständnis nachempfunden wurde, aber auch die facettenreiche Gefühlswelt der Mutter offenbarte.