Dr. Walter Burghardt, Ernährungsexperte an der Medizinischen Klinik des Uni-Klinikums Würzburg, hat solche Volksweisheiten unter die Lupe genommen. Heute: Entschlacken ist gesund Dr. Burghardt: Jein! Ganze Sanatorien leben von diesem Motto, zumal im Frühjahr, indem sie (häufig teure) Entschlackungskuren anbieten. Auch die Eigentherapie mit Entschlackungsgetränken (Tees, Säfte) hat Hochkonjunktur, und der einschlägige Medienmarkt boomt. Übergewicht ("Winterspeck"), schlaffe Haut, Leistungsschwäche und allgemeine Missbefindlichkeit, allesamt ursächlich mit der Ablagerung von Schlacken im Körper verbunden, behaupten die Anhänger der Theorie, gilt es also anzugehen. Personen, die Behandlungen zur Entschlackung absolviert haben, berichten schon mal von einem verbesserten Befinden und neu gewonnener Energie und Lebensfreude. Doch ist das tatsächlich der Erfolg des Entschlackens? Die Methode ist, auch unter Ärzten, äußerst umstritten. So ist keineswegs klar, wovon der Körper eigentlich entschlackt werden soll. Auch gibt es für keinen Anwendungsbereich aussagekräftige wissenschaftliche Beweise dafür, dass die propagierten Entschlackungspraktiken die Gesundheit fördern. Verdauungs- und Stoffwechselrückstände, Giftstoffe aus der Nahrung und Störungen im Säure-Basen-Haushalt sollen, so die Entschlackungsfans, mit (Heil-)Fasten, spezieller (oft sehr einseitiger) Ernährung, Darmspülungen und verschiedenen anderen Anwendungen beseitigt beziehungsweise korrigiert werden. Natürlich entstehen in jedem Organismus Endprodukte aus der Verwertung exogen zugeführter Stoffe (Atemluft, Ernährung) wie aus dem endogenen Stoffwechsel, doch verfügt der Körper über effektive Methoden, diese wieder loszuwerden (Ausscheidung über Darm und Niere, Atemluft und Haut). Die Vorstellung, es könne eine gefährliche Anhäufung von Schlacken entstehen, die es erforderlich macht, spezielle Entschlackungsmaßnahmen durchzuführen, ist streng wissenschaftlich nicht zu objektivieren. Entschlacken heißt für viele Menschen allerdings in einem weiteren Sinne, sich ganz allgemein, auch seelisch, zu entlasten und zu reinigen, und ein neues, gesünderes Leben einschließlich einer gesunden, ausgewogenen Ernährung zu beginnen. Insofern mag, fast unabhängig von der angewandten Methode und natürlich nur soweit kein gefährlicher Mangel an Energie, Makro- und Mikronährstoffen oder ein Verlust von Funktionseiweißen (Muskeln) provoziert wird, eine so genannte Entschlackungsmaßnahme nicht generell abzulehnen sein.
Die ganze Serie im Internet:
www.mainpost.de/gesundheit