Würzburg Medizinische Volksweisheiten gibt es viele. Doch was ist Wahrheit, was nur Dichtung? Dr. Walter Burghardt, Ernährungsexperte an der Medizinischen Klinik des Universitätsklinikums Würzburg, hat solche Volksweisheiten unter die Lupe genommen. Heute: Ein Spaziergang hilft bei der Verdauung Dr. Burghardt: Ja! Soweit es Witterung und individueller Zeitplan erlauben, sollte nach Ansicht vieler einem üppigen Mahl ein Spaziergang folgen. Zunächst einmal landet eine Mahlzeit nach dem Verzehr im Magen, wo größere Nahrungspartikel zerkleinert, mit den Sekreten des Magens vermischt und Verdauungsvorgänge von Eiweißen und Fetten eingeleitet werden.
Diese Funktion ist wesentlich an die Beweglichkeit des Magens geknüpft, wovon wiederum die Geschwindigkeit der Magenentleerung abhängt. Moderate körperliche Bewegung, wie ein Spaziergang, unterstützt die Tätigkeit des Magens und verkürzt die Magenentleerungszeit. Starke körperliche Aktivität dagegen, wie Leistungssport, ist eher in der Lage, die Magenmotorik zeitweise zu hemmen und die Magenentleerung zu verzögern.
Hat der Nahrungsbrei den Magen passiert, ist der Dünndarm gefordert. Er weist eine Vielzahl von Bewegungsmustern auf (rhythmische Einschnürungen, Pendelbewegungen, peristaltische Bewegungen), die eine weitere gute Durchmischung des Speisebreis gewährleisten, daneben einen guten Kontakt zur Dünndarmschleimhaut sicherstellen, was wichtig für die Aufnahme der Nährstoffe ist, und die Durchblutung fördern. Auch hier wirkt moderate körperliche Bewegung fördernd. Die unwillkürlich gesteuerte Muskelbewegung des Dickdarms schließlich, zeitlich nur locker an die Nahrungsaufnahme geknüpft, erhält ebenfalls wesentliche Impulse durch die körperliche Bewegung, was jeder aus dem Zusammenhang von Verstopfung und körperlicher Inaktivität kennt. Die Volksweisheit, dass ein Spaziergang bei der Verdauung hilft, kann medizinisch gestützt werden.
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