Vier bis sechs Millionen Menschen hierzulande leiden an Osteoporose. Die Hälfte kenne ihre Erkrankung gar nicht, und nur ein Viertel werde richtig behandelt, sagt Professor Franz Jakob, Leiter des Zentrums für Osteologie (Knochenforschung) an der Orthopädischen Universitätsklinik König-Ludwig-Haus in Würzburg. Der Fachmann nennt die verminderte Knochenfestigkeit eine "noch immer unterschätzte Volkskrankheit". Frauen sind wesentlich häufiger betroffen, weil die Verminderung der Sexualhormone während des Klimakteriums zum Knochenschwund beiträgt. Nach einer neuen Erhebung sind hierzulande im Alter von 55 Jahren etwa sieben Prozent der Frauen betroffen, im Alter von 80 Jahren bereits 19 Prozent. Für den Mann liegen nur grobe Schätzungen vor: Etwa jeder Fünfte sei betroffen, wobei, so Professor Jakob, "wahrscheinlich die Anzahl nicht diagnostizierter Männer sehr hoch ist".
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Osteoporose in die Liste der zehn bedeutendsten Krankheiten aufgenommen. "Schon heute werden die direkten Kosten der Osteoporose in Deutschland auf vier bis sechs Milliarden Euro pro Jahr geschätzt", sagt Professor Jakob. Die Ursachen sind vielfältig, zu wenig Bewegung und falsche Ernährung wie geringe Zufuhr von Kalzium und Vitamin D sowie unmäßiger statt moderater Konsum von Bier und Wein statt Wasser und Saft sind beeinflussbare Ursachen.
Osteoporose ist heimtückisch, weil sie erstmal keinerlei Beschwerden verursacht. Schleichend verlieren die Knochen Struktur und Substanz, in fortgeschrittenem Stadium brechen sie schon bei leichten Unfällen, die bei einem Gesunden niemals zur Fraktur führen würden. Typisch für Osteoporose sind Wirbelkörperbrüche, die akute und chronische - und häufig sehr heftige - Rückenschmerzen verursachen. Oberstes Ziel der Vorsorge und der Osteoporose-Therapie ist die Verringerung der Bruchgefahr (lesen Sie dazu auch den Beitrag unten "So vermeiden Sie Stürze"). Regelmäßige körperliche Aktivität hilft, die Knochenmasse zu erhalten und die Koordination zu verbessern. Besonders im höheren Alter ist das Sturzrisiko von höchster Bedeutung für die Entstehung von Knochenbrüchen. Neben der verloren gegangenen Fitness durch die sitzende Lebensweise sind Begleiterkrankungen wie Kreislaufstörungen, neurologische Krankheiten und Arthrose wesentliche Risikofaktoren für häufige Stürze. Neben Gymnastik empfiehlt Professor Jakob viel Bewegung an der frischen Luft und "moderate sportliche Betätigung", wobei von Knochenbrüchen Betroffene "stärkere Erschütterungen" vermeiden sollten.
Für den gesunden Knochen ist Vitamin D von großer Bedeutung - aber "es ist schwierig, den gesamten Bedarf mit der Nahrung aufzunehmen", so der Experte. Der Körper produziert Vitamin D durch Sonneneinstrahlung über die Haut. Im Sommer genüge es schon, "Hände und Gesicht 20 Minuten aus dem Fenster zu strecken". Auch Milch macht müde Knochen munter - zwar wird die Qualität des Knochens zu einem großen Teil durchs Erbgut bestimmt, aber man kann ihn pflegen: mit der richtigen Ernährung. "Die Vorsorge für gesunde Knochen fängt schon im Kindesalter an", sagt Professor Jakob. Er empfiehlt eine kalziumhaltige Ernährung. Viel Kalzium ist enthalten in Milch, Schnitt- und Weichkäse, grünem Gemüse (Kohl, Spinat, Fenchel, Broccoli) - und im richtigen Durststiller: "Kalziumhaltiges Mineralwasser ist sehr empfehlenswert", so Jakob.
Mehr zu Osteoporose im Netz:
www.n-i-o.org
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