Generationen von Kindern können nicht irren: Ein Aufenthalt im Wald tut Körper und Seele gut. Für alle Erwachsenen gibt es deswegen jetzt das Waldbaden. Der positive Einfluss der Bäume auf den Körper ist messbar. Forscher bezeichnen ihn als "Biophilia"-Effekt: die Interaktion zwischen Mensch und Natur.
Spessart, Franken- oder Steigerwald, geahnt hat man das schon immer, sind natürliche Erholungsgebiete. Wer den Baumwipfelpfad im Steigerwald besucht, kann auch gleich zwischen den Wipfeln baden und jede Menge über die Bäume des Waldes und den Wald als lebendigen Organismus lernen.
Was ist Waldbaden?
Man muss sich nicht gleich im Laub wälzen oder jeden Baum umarmen, um im Wald zu baden. Auch Joggen und Wandern sind nicht zwingend notwendig. Können aber Teil des Naturerlebnisses sein. Als Waldbad bezeichnet man den bewussten Aufenthalt zwischen den Bäumen und den Versuch, alle Sinne für den Wald zu öffnen. Forscher vermuten, ein Waldbad wirkt wie eine Art Aroma-Therapie. In Japan etwa ist das Waldbaden, dort bezeichnet als Shinrin yoku eine anerkannte Anti-Stress-Therapie, die von Ärzten verschrieben wird.
Warum Wald, Natur und Bäume den Menschen gut tun
Bereits in den 80er-Jahren beobachtete der schwedische Arzt Roger Ulrich einen interessanten Effekt: Patienten, die aus dem Krankenhaus-Fenster auf einen Baum blickten, wurden schneller gesund als Patienten, die auf einen Parkplatz schauten. Der österreichische Biologe Clemens Arvey erklärt diesen Effekt so:
"Im Wald kommunizieren Pflanzen untereinander. Sie schütten chemische Verbindungen aus, sogenannte Terpene, und geben sie an die Luft ab. So warnen sie andere Pflanzen vor Angreifern oder Schädlingen, die daraufhin ihr Immunsystem hochfahren, um sich zu schützen."
Nach einem Waldspaziergang wurden im menschlichen Körper zum Beispiel 50 Prozent mehr sogenannte Killerzellen gemessen, die körperfremde Zellen bekämpfen: Waldbaden stärkt damit auch das Immunsystem.
"Gerade jetzt in der heißen Jahreszeit", betont Barbara Ernwein, Leiterin des Baumwipfelpfades Steigerwald in Ebrach im Landkreis Bamberg, "hat das Waldklima einen gesundheitsfördernden Einfluss. Es ist kühler, und insgesamt ausgeglichener, es ist ruhiger und auch die Naturstimmen wirken beruhigend."
Waldbaden im Baumwipfeldpfad Steigerwald
Ohne es Waldbaden zu nennen, schmunzelt die Försterin, haben die Bayrischen Staatsforsten die Bäume nicht nur wirtschaftlich genutzt, sondern immer schon den Wald als Naherholungsgebiet als besonders schützenswert erachtet. "Vielleicht braucht es einen neuen Namen", lächlt Ernwein, "um den Wald als Ausflugsziel wieder ins Bewusstsein der Menschen zu rücken." Also warum nicht zum Waldbaden in den Baumwipfelpfad?

Der Wald, das ist in Zeiten des Klimawandels für viele Menschen eher ein Problemkind: er trocknet aus. "Ja, gerade Nadelhölzer trifft die Trockenheit dramatisch", betont Ernwein. Buchen und Eichen seien zwar vereinzelt, aber nicht flächendeckend betroffen. Insofern zeigen sich die Laubbäume des Steigerwalds noch robust.
Shinrin Yoku - Waldbaden auf Rezept?
In Japan ist die Waldmedizin eine anerkannte wissenschaftliche Disziplin, und das Waldbaden ebenso wie in den USA eine von den Behörden anerkannte Therapie. In Deutschland ist dies nicht ganz so weit. Allerdings gibt es hierzlande erste Anstrengungen. In Berlin treffen sich am 18. und 19. November 2019 Forst- und Sozialwisschenschaftler, Mediziner, Stadtplaner und Poltiker zum ersten "Stadt-Wald-Kongress". Thema: "Der Wald tut gut - dem Menschen und der Stadt".
Natur erleben im Steigerwald

Natürlich braucht es zum Waldbaden nicht zwingend ein Programm, auch einen Coach, wie zum Teil im Internet angeboten, muss niemand buchen, um sich in der Natur zu erholen. Gleichwohl bietet der Baumwipfelpfad neben dem Besuch des spektakulären Turmes und dem Blick auf die Bäume ein abwechslungsreiches Programm. Dazu gehören:
- Greifvogelflugshow
- Pfad Yoga und Indien Balance
- Fledermauswanderungen
- Themenführungen wie "Was wären Märchen ohne den Wald" und "Sagen rund um den Steigerwald"
Weitere Infos zum Waldbaden, zu den Veranstaltungen am Baumwipfelpfad im Steigerwald finden Sie hier