Sie wünschten sich Schauer, Schlamm und Schmuddel, um sich beim Rock-Donnerwetter in der Masse zu suhlen – doch der liebe Rock-Gott gab ihnen Sonntagswetter. Sie wünschten sich Bier, das in die Kehlen rieselt – aber am Ende floss weniger als in den Jahren zuvor. Sie wünschten sich die volle Härte auf der Bühne und sie bekamen – einen Ex-Flipper. Oder kurz: Gutes Wetter, fast alle sternhagelnüchtern, dazu Schlagermusik. Was war das denn bitte, mögen Sie jetzt fragen. Ja, war da was? Rock im Park und Rock am Ring 2023.
Olaf von den Flippers wird bei "Rock im Park" gefeiert
Sind die beiden Festival-Schwestern, das eine Fest in Nürnberg, das andere am Nürburgring, in die Jahre gekommen? Das ließ das Star-Aufgebot fast befürchten: Die Toten Hosen, die Foo Fighters, Sum41. Als hätten die 90er Jahre ihre alten Helden auf dem Zeppelinfeld abgeladen, ja ausgesetzt. Und dann, am Nürburgring – ein Überraschungsgast. Olaf von den Flippers. Sänger jener früheren Herrenband, die mit Dauerwelle und Glitzersakko die Großmütter beglückte. Gut, beim Metal-Festival in Wacken bläst die örtliche Feuerwehrkapelle den Rockern den Marsch und selbst Heino, der kühle Blonde, hat ja seinen blauen Enzian in Rock verwandelt.
70.000 Festivalgänger feiern bei "Rock im Park"
Allein in Nürnberg feierten nun 70.000 Fans an drei Tagen. Die Bilanz der Einsatzkräfte: Alles verlief friedvoll und ruhiger als 2021. "Alkohol hält sich tatsächlich in Grenzen", sagte ein Sprecher. Die Leute hätten Lust auf das Festival und nicht aufs Krankenhaus.
Ja, da strahlt doch das kreuzbrave Rockerherz. "Die Rote Sonne von Barbados" schien auf den Nürburgring und am Ende dachte sich manch einer im Spaß, ein anderer mit Ernst, aber auf jeden Fall mit dem Hit der Flippers: "Wir sagen danke schön!" Bis nächstes Jahr. Vielleicht haben ja die Wildecker Herzbuben Zeit?