Dass Mozart bis heute wie eine Lichtgestalt gefeiert wird, gab möglicherweise die Inspiration zum Thema des Abends mit dem Philharmonischen Orchester Würzburg im Rahmen des Mozartfests: "Licht und Schatten". Die informative Einführung von Tabea Hilser, Konzertdramaturgin am Mainfranken Theater, half dabei, das Klangerlebnis als imaginative Reise zu begreifen.
Generalmusikdirektor Enrico Calesso nimmt seinen Job ernst: Mit großen Gesten und viel Emotion scheint es, als würde er selbst die Strippen ziehen und die Geigen streichen. Zum Auftakt erklingt im Kaisersaal der Residenz das gediegene "Notturno in G-Dur" von Joseph Haydn, das seinerzeit noch als U-Musik durchging. Wie in der Einführung zu erfahren war, bezeichnete der Titel hier noch nicht, wie später bei Vertretern wie Chopin, eine schwere und düstere Musik, sondern lediglich Stücke, die abends oder nachts aufgeführt wurden. Für den Einstieg also etwas leicht verdauliches.
Wenn Musik der Seele Nahrung geben soll
Es folgt Pēteris Vasks "Tālā gaisma" (Fernes Licht) mit dem preisgekrönten italienischen Geiger Giuseppe Gibboni als Solist. Der 78-jährige lettische Komponist äußert sich selbst zu seiner Musik wie folgt: "Die meisten Menschen haben heute keinen Glauben, keine Liebe und keine Ideale mehr. Die geistige Dimension geht verloren. Ich will der Seele Nahrung geben."
Sofort ist der Sprung von Haydn zu dem knapp 200 Jahre jüngeren Stück bemerkbar. Sowohl tonal als auch spieltechnisch befinden wir uns ganz klar in der Moderne. Das ferne Licht baut sich langsam auf, es entwickelt sich eine virtuose Verfolgungsjagd auf dem Griffbrett. Dass Gibboni wahnsinnig flinke Finger besitzt, beweist er dann noch in einer Zugabe: Paganinis Caprice Nr. 5. Spätestens jetzt dürfte allen schwindelig sein.
Als Abschluss Schuberts Sinfonie Nr. 5 in B-Dur, die das Ganze sanft auffängt. Schubert soll das Werk als Hommage an Mozart komponiert haben. Seine Begeisterung für ihn hat er jedenfalls wortreich bekannt: "Ein heller, lichter, schöner Tag wird dieser durch mein ganzes Leben bleiben. Wie von ferne leise hallen mir noch die Zaubertöne von Mozarts Musik. O Mozart, unsterblicher Mozart."