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200. Geburtstag: Was Adolph von Menzel so modern macht

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200. Geburtstag: Was Adolph von Menzel so modern macht

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    „Das Eisenwalzwerk“: Eines der bedeutendsten Bilder Adolph von Menzels entstand zwischen 1872 und 1875.
    „Das Eisenwalzwerk“: Eines der bedeutendsten Bilder Adolph von Menzels entstand zwischen 1872 und 1875. Foto: Fotos: dpa, WP

    Es war ein Sensationserfolg: Das Bild „Stehende Rüstungen“ von Adolph von Menzel (1815-1905) wurde Ende vergangenen Jahres für mehr als drei Millionen Euro inklusive Aufgeld im Auktionshaus Villa Grisebach versteigert, geschätzt war es auf 100 000 Euro. „Alte Rüstungen schlagen Junge Wilde“ titelte das Kunstmagazin „art“. Der Maler und Grafiker Menzel gilt als einer der bedeutendsten deutschen Künstler des 19. Jahrhunderts - und wird auf dem Kunstmarkt offenbar noch heute geschätzt. Vor 200 Jahren, am 8. Dezember 1815, wurde er in Breslau geboren.

    Bekannt wurde er als Maler Preußens und Friedrich des Großen. Aber Adolph von Menzel malte im Revolutionsjahr 1948 auch die „Aufbahrung der Märzgefallenen“ und dokumentierte mit dem „Eisenwalzwerk“ den Beginn des Industriezeitalters. Schon im Alter von 14 Jahren fing er an, in der Steindruckerei seines Vaters zu arbeiten. Nach einem Umzug nach Berlin und dem frühen Tod des Vaters muss Menzel mit 16 Jahren die Werkstatt des Vaters fortführen und für den Lebensunterhalt der Familie sorgen.  

    Ölmalerei in der frühen Phase

    Dennoch besucht er 1833 die Königliche Akademie der Künste und wird schon bald in den „Verein der Jüngeren Künstler“ aufgenommen. 1846 stirbt die Mutter, die Geschwister Menzel führen fortan einen gemeinsamen Haushalt. In dieser frühen Phase seines künstlerischen Schaffens widmet er sich der Ölmalerei. Vor allem seine Illustrationen zu Franz Theodor Kuglers mehrbändiger Geschichte von Friedrich dem Großen (1712-1786) machen ihn berühmt.

    1849 beginnt Menzel dann mit seiner Gemäldefolge über Leben und Wirken des Preußenkönigs, den sogenannten Fridericus-Rex-Bildern, die er mit dem Gemälde „Tafelrunde Friedrich des Großen in Sanssouci“ beendet. Menzels Bild vom Flötenkonzert prägt das Image des Preußenkönigs als Feingeist – auch wenn es so wie auf dem Bild vermutlich nie stattgefunden hat.

    Auch Menzels Porträts und die Darstellungen eines großbürgerlichen Lebensstils in der wirtschaftlich aufstrebenden Metropole Berlin treffen auf begeisterte Käufer. „In der Berliner Gesellschaft, die etwas auf sich hielt und es sich leisten konnte, gehörte es zum guten Ton, ein Menzel-Bild zu besitzen“, hieß es anlässlich einer Versteigerung von Menzel-Arbeiten im März 2012 in München. Privat gilt Menzel als Einzelgänger. Zeitlebens leidet er unter seiner Kleinwüchsigkeit, er ist nur 1,40 Meter groß. Großes Interesse hat er an den Lebens- und Arbeitsbedingungen in der Zeit der Industrialisierung. Dennoch ist er sicherlich kein Kritiker des Fortschritts, der sich mit seinen Bildern auf die Seite der Benachteiligten stellt. Vielmehr sind seine Werke als Dokumentationen zu verstehen. Entsprechend geht es dem Maler immer auch um die möglichst genaue Wiedergabe des Gesehenen.

    „Mit gezieltem Blick auf das Alltägliche eröffnete er der Berliner Malerei ein neues Themenfeld“, urteilt das Stadtmuseum Berlin, wo ab dem 3. Dezember eine Menzel-Ausstellung zu sehen ist. Es sei seine Aufmerksamkeit für die triviale Seite der menschlichen Existenz, die ihn nach heutigem Verständnis so modern mache.

    Menzels Bedeutung manifestiert sich wohl am besten in zwei Werken: Das eine, mit dem Titel „Aufbahrung der Märzgefallenen“, stammt aus dem Revolutionsjahr 1848, es gilt als eines der ersten Werke politisch engagierter Malerei in Deutschland. Das zweite Werk, mit dem Titel „Das Eisenwalzwerk“, entsteht zwischen 1872 und 1875, für Kritiker ist es die erste künstlerisch gültige Industriedarstellung in der europäischen Bildkunst. 1853 wird der Maler in die Königliche Akademie der Künste aufgenommen, er wird Professor und später Senatsmitglied.

    1861 erhält er seinen einzigen staatlichen Auftrag: Er fertigt das offizielle Monumentalbild der Krönung von Wilhelm I. zum König von Preußen in Königsberg. 1884 findet schließlich in Berlin die erste große Ausstellung zu seinem Werk statt, der viele weitere Schauen im In- und Ausland folgen. Hoch geehrt, Mitglied der Akademien in Paris und London, wird seine Laufbahn als Künstler mit der Erhebung in den Adelsstand gekrönt.

    Grabstätte auf Dreifaltigkeitskirchhof

    Am 9. Februar 1905 stirbt der Maler in Berlin. Wilhelm I., der in ihm einen Verherrlicher des Preußentums sieht, ordnet ein Staatsbegräbnis an und folgt mit seiner Familie dem Sarg. Menzels Ehrengrabstätte befindet sich auf dem Dreifaltigkeitskirchhof II.

    Wer sich Menzel-Werke live ansehen will: Das Schweinfurter Museum Georg Schäfer besitzt über 100 Gemälde, Gouachen und Zeichnungen von ihm.  

    Zum 200. Geburtstag zeigt das Stadtmuseum Berlin bis zum 28. März die Ausstellung „Ich. Menzel“. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr.

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