"Tut mir leid, wenn ich Sie jetzt ein bisschen erschlagen habe", entschuldigt sich Bestseller-Autorin Isabel Bogdan nach dem ersten Teil ihrer Lesung in der Würzburger Stadtbücherei. Und ja: Der Anfang ihres Romans "Laufen" (erschienen bei KiWi) , den sie im Rahmen des Literarischen Herbstes rund 180 interessierten Zuhörern präsentierte, hinterlässt erst einmal einen dicken Kloß im Hals. Es ist ein schweres Thema, um das sich die Gedanken der namenlosen Protagonistin drehen - es geht um Depression und den Suizid eines geliebten Menschen.
Ein überraschender Genre-Wechsel für die 51-jährige Wahl-Hamburgerin, die zuletzt mit ihrem Debüt "Der Pfau" - einer heiteren Satire - die Bestseller-Listen eroberte. "Ich hatte als Autorin nie die Absicht, mich in eine Schublade stecken zu lassen", erklärt sie dem Publikum. Deshalb also jetzt ein Buch über die Trauer und darüber, wie man mit ihr umgehen könnte.
Und dabei ist der erste Satz im Roman "Ich kann nicht mehr" doppeldeutig: Die Protagonistin ist emotional am Ende - und gleichzeitig körperlich. Auf Anraten einer Freundin versucht sie, durch das Joggen den Kopf frei zu bekommen. Damit ist die ganze Geschichte auch ein langer Lauf zu sich selbst.
Fast atemlos trägt Bogdan bei der Lesung den Text vor, der ein fortlaufender innerer Monolog ist, ein Lauftext, der beim Laufen entsteht. "Ein, ein, aus, aus." Ob das nicht die falsche Atemtechnik sei, fragt anschließend ein Zuhörer in der Stadtbücherei - aber nein, Isabel Bogdan demonstriert anschaulich, wie Schritte und Atem zusammen spielen bei ihrer Figur.
Sowieso sei die Frau im Roman ihr sehr ähnlich, und sie fühle sich ihr verbunden, wenn sie auch nicht dasselbe Schicksal - den Verlust des Partners durch Suizid - teilten. "Ich würde aber gerne mal ein Bier mit ihr trinken gehen und ihr Suppe kochen", so die Autorin augenzwinkernd.
Ein leichter Lauf sei das Projekt nicht gewesen, erläutert sie auf Nachfrage, denn tatsächlich hat die Autorin, die auch erfolgreich als Übersetzerin arbeitet, "große Angst vor dem Schreiben". Bei kurzen Auszeiten auf Helgoland versuche sie, gemeinsam mit anderen Autoren, die Blockaden zu überwinden. Und das erfolgreich, wenn dabei solche Sätze herauskommen wie dieser, den sie zum Abschluss des Abends unter großem Beifall in Würzburg liest: "Jeder Mensch ist eine Zumutung, und das ist auch gut und richtig so und hat damit zu tun, Mut zu haben und jemanden anzunehmen und umgekehrt dem anderen den Mut zuzutrauen, einen selbst anzunehmen."