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WÜRZBURG: Bonanza wird 50: Mistel Kaltweit und seine Söhne

WÜRZBURG

Bonanza wird 50: Mistel Kaltweit und seine Söhne

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    Heute kaum nachvollziehbar, wurden anfänglich in Deutschland die Geschichten um „Pa“ und seine braven Jungs von der ARD als „zu brutal“ aus dem Programm genommen. Doch ab 1967 versammelte sich auch bei uns Jung und Alt sonntags um 18.10 Uhr vor dem Fernseher: „Ich will Bonanza sehen.“ Im ZDF. Die vier Rancher wohnten gemeinsam mit ihrem Leibkoch Hop Sing auf der Ponderosa, die Titelmelodie und die von der Mitte aus brennende Landkarte im Vorspann kannte jeder. „Bonanza“ war kein klassischer Western, sondern vereinte dessen Elemente mit Familien- und Abenteuerserien. 14 Jahre lang ritten die Cowboys von Erfolg zu Erfolg, die 430 in Farbe produzierten Folgen wurden in mehr als 90 Ländern ausgestrahlt. Die Hauptdarsteller kamen nicht als ballernde Revolverhelden wie Wyatt Earp oder Jesse James daher, die Konflikte mit Raubeinen, Viehdieben und anderen Banditen wurden mit Vernunft gelöst. Meistens jedenfalls, erst als letztes Mittel griffen auch die Cartwrights mal zum Colt.

    Serie ohne starke Mutterfiguren

    Produzent David Dortort wollte im Gegensatz zum Trend eine Familienserie ohne starke Mutterfiguren schaffen. Das gelang ihm vortrefflich, denn die Frauen in „Bonanza“ waren entweder bereits tot, wie die drei Mütter von Adam, Hoss und Little Joe, oder sie fanden nach kurzem Gastauftritt meist ein gewaltsames Ende. Auch daheim wartete auf die Cartwrights nach getaner Arbeit kein weibliches Wesen, nur ihr chinesischer Küchenchef („Mistel Kaltweit, Essen ist feltig“).

    In der Serie lag die Ranch „Ponderosa“ im Zentrum eines 2400 Quadratkilometer großen Grundbesitzes in Nevada. Zur Zeit des US-Bürgerkriegs lebte dort der verwitwete, wohlhabende Rinderzüchter Ben Cartwright (Lorne Greene) gemeinsam mit seinen drei erwachsenen Söhnen Adam (Pernell Roberts), Eric „Hoss“ (Dan Blocker) und Joseph „Little Joe“ (Michael Landon). Adam war der Intellektuelle, Hoss der Gutmütige und Little Joe der Heißsporn.

    Zwischen 1964 und 1967 war „Bonanza“ die meistgesehene Sendung in den USA. In Deutschland entwickelten sich die 208 gesendeten Folgen des ZDF ebenfalls zum Quotenhit. Lorne Greenes sonore Synchronstimme (Friedrich Schütter) schallt auch heute noch vielen im Ohr. Weitere 152 Folgen sendete Sat.1 ab 1989 in deutscher Erstausstrahlung, ab 1997 liefen nochmals 40 bei Kabel 1. So durften auch nachrückende Generationen am Schicksal der Familie Cartwright teilhaben – im Laufe der Jahrzehnte sollen es weltweit mehr als 400 Millionen gewesen sein. Nur „Rauchende Colts“ mit Marshall Dillon und Festus wurde länger produziert (20 Jahre).

    Neben den vier Helden gaben vor der Kamera zahlreiche Gaststars ihren Pferden die Sporen. Leonard Nimoy und DeForest Kelley, bei uns bekannt aus „Raumschiff Enterprise“, Telly Savalas, Charles Bronson, James Coburn, George Kennedy und Dennis Hopper reichten sich auf der Ponderosa die Zügel. Bereits 1965 stieg Pernell Roberts nach 195 Folgen aus der Serie aus, da er den Staub des ewigen Cowboy-Images abschütteln wollte. Außerdem war er nicht länger gewillt, dem nur 13 Jahre älteren Lorne Greene als folgsamer Filmsohn ewig hinterherzudackeln. Als dann 1972 Dan Blocker mit nur 43 Jahren plötzlich starb, wurden keine weiteren Staffeln mehr hergestellt.

    Die Ponderosa ist in Privatbesitz

    Obwohl die letzte Bonanza-Folge schon vor 37 Jahren abgedreht wurde, lebt der Mythos bis heute weiter. Seit 2003 erscheint vierteljährlich mit „Bonanza Gold“ ein offizielles Magazin zur Serie. Darin berichten Gastschauspieler, Stuntmen und technische Mitarbeiter in Interviews und Anekdoten, wie es damals vor und hinter der Kamera zuging. Zum Jubiläum des Sendestarts vor 50 Jahren findet vom 10. bis 14. September ein Convention-Wochenende auf der Ponderosa-Ranch statt. Der originale Drehschauplatz liegt in Incline Village nahe des Lake Tahoe. Eingeschworene Fans haben sich schon lange eine der Eintrittskarten gesichert, die Nachfrage ist riesengroß. Die Ranch befindet sich mittlerweile in Privatbesitz und ist sonst nicht zugänglich. Der Name Ponderosa, abgeleitet von den Ponderosa-Pines (Gelbkiefern), ist weltweit Namensgeber unzähliger Hotels. Die ursprüngliche Bedeutung von „Bonanza“ ist Goldgrube oder Glücksfall.

    Die Rolle der Cartwrights als Friedensstifter und Verfechter ökologischer Forstwirtschaft und fairen Viehhandels sowie als Fürsprecher von Minderheiten lässt sich in der Rückschau nur schwer mit dem Image der patriarchischen Rinderbarone in Einklang bringen. Ob die Botschaft des universellen Gutmenschen tatsächlich bei allen Menschen so angekommen ist, bleibt also fraglich – schließlich soll „Bonanza“ die Lieblingssendung von Terrorchef Osama Bin Laden gewesen sein.

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