Twittern ist „in“. Auch Else Buschheuer (43) hat ihr Internet-Tagebuch aufgegeben und ist auf den Kurznachrichtendienst umgestiegen. Rund drei Monate nach dem Wechsel zieht die Leipziger Autorin („Ruf! Mich! An!“) und Fernsehmoderatorin („Riverboat“) eine Zwischenbilanz – im Twitter-Stil, das heißt mit maximal 140 Zeichen. Mehr lassen sich bei dieser Art der Kommunikation via Handy und Internet nicht nutzen. Das „Gespräch“ wurde per Email geführt.
Frage: Im April haben Sie Ihr Internet-Tagebuch aufgegeben. Kann man nach neun Jahren einfach so aufhören?
Else Buschheuer: Neun Jahre waren eine lange Zeit, länger als alle meine Ehen zusammen. Heute weiß ich, ohne Twitter hätte ich den Entzug nicht geschafft.
Inzwischen folgen schon rund 2000 Leute ihren Kurztexten. Was teilen Sie Ihren Followern mit?
Buschheuer: Ich bringe sie zum Lachen. Manchmal mache ich sie nachdenklich, manchmal wütend.
Ein Beispiel bitte . . .
Buschheuer: Wenn zum Beispiel Nina Hagen morgen beschlösse, eine alte Frau sein zu dürfen (Schminke ab, weiße Haare), ich würde vor ihr knien.
Im Tagebuch hatten Sie mehr Platz. Können Sie Ihre Gedanken in den bei Twitter zugelassenen 140 Zeichen zusammenfassen?
Buschheuer: Das war die Sorge meiner Stammhasen, aber es ist erstaunlich, was man auf 140 Zeichen alles ausdrücken kann.
Sie schreiben immerhin noch in ganzen Sätzen.
Buschheuer: Ein Satz gewinnt mitunter, wenn man gezwungen ist, ihn zu verdichten . . .
Haben Sie auch Zeit gewonnen?
Buschheuer: Keine Zeit am Stück, da ich viel twittere. Aber Inspiration und Motivation. Viele Follower kannten mich gar nicht. Ein neuer Leserkreis.
Das war knapp, Ihre Antwort umfasst fast 140 Zeichen. Wie lautet ihr Twitter-Fazit?
Buschheuer: Gebloggt habe ich lieber, wenn ich unglücklich war. Twittern kann ich besser, wenn ich fröhlich bin.
In ihrem Profil schreiben Sie: „Else Buschheuer twittert ausschließlich nackt in Pumps“. Welche Rolle spielt Sex?
Buschheuer: Sex sells. In der Kurzbio schreiben manche Langweiler „I'm totally insane“ oder „Zyniker, Menschenfeind“, das ist genauso gelogen.
Und wie ist der Stand der Debatte, ob das frauenfeindlich ist?
Buschheuer: Der Aufschrei der Feministinnen blieb bisher aus – da liegt die Hündin begraben. Es ist sexistisch, und es ist ironisch.
Schreiben Sie zum Ausgleich an einem neuen Roman?
Buschheuer: Ich schreibe nicht zum Ausgleich einen neuen Roman, ich twittere zum Ausgleich, Roman kommt, es sei denn, ein Asteroid zerstört die Erde.
Ihre Antworten waren auch schon mal ausführlicher . . .
Buschheuer: Ihre Fragen auch. Inzwischen wissen wir beide: Plappern ist Silber, Twittern ist Gold.
www.twitter.com/elsebuschheuer