Sein Name ist unbekannt, sein Werk weltberühmt: Der Naumburger Meister, ein Steinbildhauer des 13. Jahrhunderts, steht im Mittelpunkt einer bedeutenden Ausstellung in Naumburg. Dort wartet die diesjährige Landesschau Sachsen-Anhalt mit Schätzen des Mittelalters auf: Rund 500 Exponate sind zu sehen, darunter 300 Leihgaben. Die Ausstellung im Naumburger Dom und an weiteren Orten in der Stadt steht unter dem Titel „Der Naumburger Meister – Bildhauer und Architekt im Europa der Kathedralen“.
Name, Geburtsjahr und Herkunft des Steinbildhauers sind bis heute unbekannt geblieben. Seine Skulpturen gelten unter Experten als einzigartig, vor allem wegen der lebensnahen Gestaltung von zwölf Stifterfiguren – unter ihnen im Naumburger Dom Uta und Ekkehard. Auch die Figur der schönen Uta gibt der Wissenschaft Rätsel auf. „Es ist durchaus nicht sicher, dass diese Stifterfigur Uta von Ballenstedt ist“, so der Kurator der Ausstellung, Holger Kunde. Seit Jahrzehnten gebe es Zweifel, weil die mitunter als deutsche Mona Lisa oder Nofretete des Mittelalters bezeichnete Steinfigur eine Königskrone trage. Dabei dürfte Uta Historikern zufolge nur Gräfin gewesen sein. Es werde deshalb auch spekuliert, ob es sich in Wahrheit um eine polnische Prinzessin handelt. Uta von Ballenstedt, die vermutlich von 1000 bis 1046 lebte, war die Ehefrau von Ekkehard II. (um 985-1046), Markgraf von Meißen.
Leihgabe aus dem Louvre
Die hochkarätigen Exponate – neben Skulpturen sind Handschriften sowie Werke der Schatzkunst, Glas- und Buchmalerei zu sehen – sind zum Großteil Leihgaben aus Deutschland, Frankreich, Polen, Großbritannien, Österreich und den USA. Sie ermöglichen einen einzigartigen Einblick in den Kultur- und Kunstaustausch des europäischen Hochmittelalters. So ist die Stifterfigur des Frankenkönigs Childebert I. (497 bis 558), dessen Abbildung neben Uta für die Landesschau wirbt, aus dem Louvre nach Naumburg gebracht worden. Gleichfalls beleuchtet die Ausstellung die Entstehung der „Naumburger“ Werkstatt und ihres Leiters in Reims, Noyon, Coucy und Metz, wie die Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz mitteilten.
Der Naumburger Meister ging der Überlieferung nach im 13. Jahrhundert in Frankreich in die Lehre. Er sammelte Erfahrungen an den nordfranzösischen Kathedralbauten der le de France, der Champagne und Picardie in den 1220er Jahren. Danach zog er mit einer Gruppe von Bildhauern und Steinmetzen nach Deutschland und hier über Mainz nach Naumburg bis Meißen.
Zur Landesschau in Naumburg gibt es sechs Korrespondenzstandorte, einer davon ist Zeitz. Dort widmet sich eine Sonderausstellung (6. Juli bis 2. November) im Schloss Moritzburg der Geschichte des Naumburger Bistums vom 10. bis zum 16. Jahrhundert.
Öffnungszeiten: Samstag bis Donnerstag 10–19 Uhr, Freitag 10–22 Uhr. Bis 2. November.
Der Naumburger Dom
St. Peter und Paul in der Kleinstadt Naumburg im Süden Sachsen-Anhalts zählt zu den bedeutendsten sakralen Kulturdenkmälern Europas. Mehr als 100 000 Touristen kommen Jahr für Jahr, um sich den Dom mit seinen berühmten zwölf Stifterfiguren anzusehen. Sie wurden im 13. Jahrhundert von einem bis heute unbekannten Steinbildhauer geschaffen. Anziehungspunkt für Besucher sind auch die von Neo Rauch (50) gestalteten drei Kirchenfenster in der Elisabeth-Kapelle im Dom. Gezeigt werden darauf Episoden aus dem Leben der Heiligen Elisabeth von Thüringen (1207–1231). Die Kapelle ziert zudem die wohl älteste Steinplastik der heiligen Elisabeth aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts.