Typen wie ihn gibt es heutzutage nicht mehr: Gunter Sachs war nicht nur reich, gut aussehend und weltgewandt, sondern auch charmant, einfühlsam und gebildet. Ein Playboy und Gentleman gleichermaßen, der das Leben, die Frauen und die Kunst liebte. Insofern trifft der Titel des ausführlichen ARD-Porträts über den Millionenerben, der vor zwei Jahren starb, voll ins Schwarze: „Der Gentleman-Playboy“ läuft am Montag, 8. April, um 21 Uhr im Ersten und beeindruckt mit tollen Bildern aus dem Leben eines Mannes, der scheinbar alles hatte – und sich im betagten Alter von 78 Jahren das Leben nahm, weil er fürchtete, an Alzheimer erkrankt zu sein.
Der Beitrag nimmt den Zuschauer mit auf eine Zeitreise durch das turbulente, reiche Leben des Jetset-Lieblings und Frauenhelden und lässt Angehörige und Freunde der Stilikone zu Wort kommen. Schade nur, dass die Autoren Jens Nicolai und Kay Siering offenbar so geblendet vom Glanz des Gunter Sachs waren, dass kritische oder zumindest nachdenkliche Töne in ihrem 75-minütigen Film zu kurz kommen. Der 1932 in Mainberg bei Schweinfurt in schwerreiche Verhältnisse hineingeborene Gunter Sachs führte ein Leben, von dem viele Männer zumindest heimlich träumen: Er hatte Geld, fuhr schnelle Autos und Motorräder, besaß Häuser an den schönsten Plätzen der Welt und war mit einigen der attraktivsten und berühmtesten Frauen seiner Zeit liiert.
In den sechziger Jahren gehörte er zu den Schönen und Reichen, die den kleinen Hafenort St. Tropez in Südfrankreich zu einem Anziehungspunkt des internationalen Jetsets machten, der Industriellenerbe aus Schweinfurt wurde zum häufig fotografierten und gefilmten Liebling des Boulevards – die Suche nach Archivbildern für die ARD-Dokumentation dürfte für die Autoren denn auch kein Problem gewesen sein. Er flirtete mit Ex-Kaiserin Soraya, hatte Affären mit Topmodels und Schauspielerinnen, seine Liebeserklärung an den französischen Filmstar Brigitte Bardot wurde zur Legende: Sachs ließ aus einem Hubschrauber, der über dem Grundstück der Bardot kreiste, Hunderte Rosen regnen, die beiden waren von 1966 bis 1969 verheiratet, wurden zum Glamourpaar jener Jahre. Doch Sachs war alles andere als ein oberflächlicher Playboy, der das Geld mit beiden Händen zum Fenster hinauswarf und nur an sein Vergnügen dachte. Das erschließt sich unter anderem aus seiner Leidenschaft für Film und Fotografie, was er beides hochprofessionell und mit Erfolg betrieb, und seiner Liebe zur zeitgenössischen Kunst, die er in seinen Häusern sammelte.
Und das beteuern unisono die zahlreichen Freunde und Angehörige, die in der Dokumentation zu Wort kommen – darunter seine letzte Frau Mirja, seine Söhne und Prominente wie Regisseur Roman Polanski, die Rennfahrerikone Jackie Stewart oder auch Entertainer Thomas Gottschalk, der Sachs den einzigen wirklichen Weltmann nennt, den er je kennengelernt habe.
Im Mai 2011 erschoss sich Sachs in seinem Haus im schweizerischen Gstaad. In seinem Abschiedsbrief begründete er den Suizid damit, dass er bei sich Symptome von Alzheimer festgestellt habe – eine Krankheit, mit der er nicht leben wollte.