Mit der Casting-Show „The next Uri Geller“ hat sich der israelische Magier im deutschen Fernsehen zurückgemeldet. Sein Name steht für Löffelverbiegen, erbitterte Kritiker auf der einen, enthusiastische Fans auf der anderen Seite. Im Exklusiv-Interview mit dieser Zeitung erklärt der 61-Jährige, der von sich gerne in der dritten Person spricht, warum er kein Zauberer ist und was er jungen Menschen mit auf den Weg geben möchte.
Frage: Ich habe einen Löffel neben dem Telefon liegen. In Ihren Fernsehshows behaupten Sie, bei Zuschauern zu Hause Löffel verbiegen zu können – geht das auch übers Telefon?
Uri Geller: Dazu wurde ich schon millionenfach aufgefordert – aber ich kann es nicht.
Warum nicht?
Geller: Keine Ahnung, ich wünschte, ich könnte es. Übers Fernsehen funktioniert es. Mit einer einzelnen Person ist ein Phänomen dieser Art aber sehr schwer zu bewerkstelligen.
Meist werden Sie als „Löffelverbieger“ bezeichnet – nervt es Sie, auf diesen einen Trick reduziert zu werden?
Geller: Überhaupt nicht. Löffelverbiegen hat Uri Geller berühmt gemacht. Irgendwie habe ich es geschafft, Löffelverbiegen in die Weltkultur eingehen zu lassen. In dem Film „Matrix“ zeigen Kinder Keanu Reeves, wie man einen Löffel verbiegt. Berühmte Sänger wie Johnny Cash, Kenny Rogers und Michael Stipe von R.E.M. singen übers Löffelverbiegen. Seltsam, dass es eine relativ triviale Sache wie das Löffelverbiegen auf die kulturelle Weltbühne geschafft hat. Ich kann mich nicht darüber beschweren, überall als Löffelverbieger bezeichnet zu werden – im Gegenteil, ich bin stolz darauf.
Gibt es eine Berufsbezeichnung, die Sie bevorzugen würden?
Geller: Ich mache so viele verschiedene Dinge, da ist es schwierig, eine einzige zu finden. Ich habe 17 Bücher geschrieben, entwerfe Schmuck und Uhren, führe wichtige Verhandlungen für Regierungen, halte Vorträge für weltweit tätige Unternehmen. Für mich sind der Unterhaltungswert und die Überraschungsmomente, die ich vielen Millionen über das Fernsehen gebracht habe, das Wichtigste. Ich bezeichne mich deswegen am liebsten als „Mystifier“ – das Wort habe ich selbst kreiert.
Was unterscheidet einen Mystifier vom Zauberer oder Entertainer?
Geller: Mystifier verrät nicht sofort, was man ist. Als ich jung und naiv war, habe ich es als eine Tatsache dargestellt, dass meine Kräfte übernatürlich sind. Dann habe ich gemerkt, dass es viel besser ist, ein Mystifier zu sein – das ist gut für den Bekanntheitsgrad und ruft Kontroversen hervor. Ich liebe Kontroversen. Sie haben dafür gesorgt, dass Uri Geller im Rampenlicht bleibt. Dadurch, dass ich mich weder auf das eine noch auf das andere festlegen lasse, werde ich immer kontrovers bleiben.
Sie haben viele Fans – und viele Kritiker. Warum polarisieren Sie so sehr?
Geller: Schon als ich das erste Mal eine Bühne betreten habe – das war 1968 –, habe ich für Diskussionen gesorgt. Einige Zauberer waren neidisch, brauchten Werbung und versuchten, durch Kritik an mir etwas von meinem Erfolg abzubekommen. Andere waren engstirnige Skeptiker, die an gar nichts glaubten. Ich war jung, voller Energie und hatte die Chuzpe, ich zu sein. Einigen hat das nicht gepasst. Sie wollten meine Karriere zerstören, haben sie aber durch ihre Kritik erst aufgebaut. Oscar Wilde hat etwas sehr Richtiges gesagt: „Es gibt nur eine schlimme Sache, die über einen gesagt werden kann, und das ist nichts.“
Wollen die Leute von Ihnen unterhalten werden – oder hoffen sie darauf, dass Sie Ihnen einen tieferen Sinn aufzeigen?
Geller: Beides. Die Leute wollen Unterhaltung, Sinn, Motivation, Inspiration und vieles mehr. Ich versuche, ihnen all das auf meine ganz eigene Art und Weise zu geben. Wenn ich Leuten helfen kann – großartig. Mein Haus ist zum Beispiel immer offen für kranke Kinder. Demnächst empfange ich 100 krebskranke Frauen bei mir zu Hause – ich bin kein Wunderheiler, aber ich werden mit ihnen über positives Denken reden.
Wie haben Eltern und Freunde reagiert, als sie Ihre Fähigkeiten entdeckten?
Geller: Meine Mutter war nicht wirklich überrascht. Sie stammt aus Sigmund Freuds Familie, ihre Eltern kommen aus Wien. In meinem Pass steht als Name „Uri Geller Freud“. Als ich anfing, außergewöhnliche Fähigkeiten zu zeigen, dachte meine Mutter, dass ich sie von Freud geerbt habe. In der Schule wurde ich etwas als Freak gehänselt, ansonsten akzeptierten alle, was ich machte.
Waren Sie schon als Kind von Zauberei fasziniert?
Geller: Mich mit Zauberei in Verbindung bringen zu wollen, ist ein Missverständnis. Nur Skeptiker und Leute, die mich austesten wollen, tun das. 40 Jahre habe ich kein einziges Zauberbuch gelesen, die einzige Zauber-Show, die ich je gesehen habe, war in Las Vegas – um Zeit zu überbrücken, weil ich mein Flugzeug verpasst hatte. Das war mein einziger Kontakt mit Zauberei – ich bin kein Zauberer! Zauberer, die nett zu mir waren, habe ich immer respektiert; mit denen, die gegen mich waren, habe ich mich gar nicht erst eingelassen.
Sie würden Zauberer nicht als Ihre Kollegen bezeichnen?
Geller: Nein, niemals. Ich mag David Copperfield, ich liebe Siegfried und Roy, aber ich kann sie doch nicht Kollegen nennen! Ich bin der, der ich bin, und tue, was nur ich tue.
Sie sagen also, was Sie tun, ist einmalig?
Geller: Es ist einzigartig, was die Einfachheit angeht. David Copperfield, Siegfried und Roy und andere bringen sehr ausgefeilte und raffinierte Tricks auf die Bühne. Meine Aufführungen sind äußerst einfach und sehen natürlich aus.
Sie sind schon einmal zusammen mit Ihrer Tochter aufgetreten. Sind Ihre Kräfte vererbbar?
Geller: Nein, anscheinend nicht. Beim Auftritt mit meiner Tochter auf einer Bühne in Israel hat sie ein Experiment ausprobiert. Es hat aber nicht funktioniert.
Haben Sie ein Lebensmotto?
Geller: Sei gut zu anderen, dann tritt das Gute auch in Dein Leben. Da ich über 300 E-Mails pro Tag bekomme – darunter viele von Jugendlichen, die fragen, wie man Löffel verbiegt – würde ich gerne eine Nachricht an die jungen Leser Ihrer Zeitung übermitteln: Vergesst das Löffelverbiegen. Übt euch in positivem Denken, glaubt an euch, konzentriert euch auf die Schule, setzt euch das Ziel, zur Uni zu gehen. Raucht nicht, rührt keine Drogen an und glaubt an euren Erfolg. I love you – und auf Wiedersehen!
Zur Person
Uri Geller
Er wurde 1946 als György Gellér in Tel Aviv geboren. In Deutschland wurde der Magier 1974 durch seinen Auftritt in Wim Thoelkes Show „Drei mal Neun“ bekannt. Er hat zwei Kinder und lebt mit seiner Frau in Reading, England.