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WÜRZBURG: Der Papst und der Dalai-Lama-Effekt

WÜRZBURG

Der Papst und der Dalai-Lama-Effekt

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    Positive Ausstrahlung: Wim Wenders zeigt den Papst im Film als weisen Mann.
    Positive Ausstrahlung: Wim Wenders zeigt den Papst im Film als weisen Mann. Foto: Foto:Universal Pictures

    Es sei wichtig zu lächeln und den Sinn für Humor zu bewahren, sagt er und lächelt großformatig von der Kinoleinwand. Es ist ein stilles Lächeln, das aus dem Inneren zu kommen scheint. Auch ein bisschen verschmitzt wirkt es. So etwas kannte man bislang nur vom Dalai Lama, dem Popstar unter den Religionsoberhäuptern. Jetzt hat auch die katholische Kirche ihren Popstar – dank Wim Wenders, der Papst Franziskus ein filmisches Denkmal gesetzt hat.

    „Eine Bereicherung in meinem Leben“ seien die fünf Jahre gewesen, die er an „Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“ gearbeitet habe sagte der Regisseur bei der Präsentation des Films im Würzburger Central-Kino beim Gespräch mit Würzburgs Bischof Franz Jung und dem Publikum, das zwei Kinosäle füllte. Der Protestant Wenders, der sich als gläubigen „ökumenischen“ Christen bezeichnt, ist vom Oberhaupt der katholischen Kirche beeindruckt. Das ist in praktisch jeder Einstellung des eineinhalb-Stunden-Werks zu spüren.

    Der Blick in die Kamera

    Wim Wenders, bekannt durch Spielfilme wie „Paris, Texas“ oder „Der Himmel über Berlin“ und die Doku „Buena Vista Social Club“, hat vier zweistündige Interviews mit Franziskus geführt. Dabei blickte Franziskus direkt in die Kamera, was beim Zuschauer so ankommt, als rede er ihm persönlich ins Gewissen. Die Interviewszenen wurden mit Archivmaterial – auch aus dem Vatikan – und Spielszenen aus dem Leben des Franz von Assisi unterfüttert, die mit einer alten Handkurbel-Kamera gedreht wurden.

    Wenders ist ein großartiger Filmemacher, der weiß, wie man ein Thema wirkungsvoll umsetzen kann. Und weil er den Papst nicht aus einer kritischen Distanz habe zeigen wollen, wie er im Interview mit dieser Redaktion äußerte, ist eine Dokumentation herausgekommen, die der „Spiegel“ als „Meisterstück der PR-Kunst“ bezeichnete. Wenders scheint das wenig zu stören. Auch beim Gespräch im Kino wird deutlich, dass er durchaus daran interessiert ist, die Botschaft des Papstes zu verbreiten. Er bezeichnet den Film denn auch nicht als Film über, sondern als „mit“ dem Papst. Der Vatikan habe sich im Übrigen nicht eingemischt („keine Zensur“).

    Wobei der Franziskus des Films vor allem selbst die Botschaft ist. Da tritt dann dieser Dalai-Lama-Effekt ein. Ob gläubig oder nicht, man sieht und hört dem älteren Herrn auf der Leinwand einfach gerne zu. Beobachtet seine sparsame, aber deutliche Gestik, freut sich über die Mimik, die Besorgnis ausdrückt, immer wieder aber eben auch Humor und – Gottvertrauen. Der 81-Jährige sagt nichts wirklich Neues über Umweltverschmutzung, Wegwerfkultur, Waffenhandel oder Flüchtlingselend. Aber er sagt es in einfachen Worten, trifft dennoch den Punkt – und die Emotionen der Zuschauer.

    Stets präsent ist das Gefühl, dass da nicht leere Reden geschwungen werden. Wenders' Film-Papst – und womöglich auch der Papst der Wirklichkeit – ist ein weiser Mann.

    Diese innere Kraft, diese Ausstrahlung, könne nur ein Mensch haben, „der tief meditiert hat“, fand Bischof Franz Jung, der den Film bereits zum zweiten Mal gesehen hatte. Hinter der Ausstrahlung des „Heiligen Vaters“, die, bei allem Leid in der Welt, Hoffnung lässt, stehe die Überzeugung der Gegenwart Christi. Jung sieht auch den Auftrag, den Kontakt zum Leben nicht zu verlieren. Jeder müsse in seinem Umfeld schauen, wo es möglich ist, anderen zu helfen.

    Auch das hat den Bischof beeindruckt: Franziskus habe die Fähigkeit, von einfachen Beispielen zu konkreten politischen Aussagen zu finden. Eine dieser Aussagen ist, dass man nicht Grenzen und Mauern errichten solle, sondern Brücken bauen. Eine Kinobesucherin äußerte daraufhin den Wunsch, „unsere bayerischen Politiker“ sollten sich den Film anschauen . . .

    Der Film läuft in vielen Kinos der Region

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