Wer an der Ecke Rottendorfer-/Martin-Luther-Straße auf die Parkplätze einbiegt, wird erst mal überrascht. Mit derart attraktiver Architektur rechnet in dem Hinterhof erst mal wohl keiner. Hohe, mit weißen Streben unterteilte Fenster, eingefasst in Rundbögen, und zwei kleine Reliefs gliedern die Fassade. Der Jugendstil, der dem Bau ursprünglich ein Gesicht gab, ist noch zu ahnen.
"Willkommen im Club", grinst Nicole Götz und meint damit den Kreis derer, die das Veranstaltungshaus noch nie gesehen haben. Der sei "gar nicht so klein", schätzt die Geschäftsführerin. Obwohl es den Luisengarten in seiner jetzigen Form schon seit vier Jahren gibt. Durch Glastüren betritt der Besucher das großzügige Treppenhaus. Das beste Stück des Hauses liegt im ersten Stock: der große Saal. Nicole Götz läuft über den Parkettboden: "300 Quadratmeter", sagt sie und deutet nach hinten, wo ein kleinerer Saal abgeteilt werden kann, "plus 80 Quadratmeter." Bis zu 430 Zuschauer finden Platz. Die Bestuhlung wird der Veranstaltung angepasst - mal mit, mal ohne Tische. Auch eine Empore gibt es. Die Geschäftsführerin steigt die Stufen zur kleinen Bühne hinauf. Dort gibt es Scheinwerfer, eine Verstärkeranlage mit Mischpult im verglasten Nebenzimmer - und einen schwarz glänzenden Bechstein-Flügel. Der gehört dem Tonkünstlerverband Würzburg, der den Luisengarten regelmäßig für Konzerte mietet.
Steffen Zeller, Vorsitzender des Verbandes, mag den Saal nicht nur wegen der Optik - der Raum mit der hohen, hell gestrichenen Decke liegt freundlich und luftig im Morgenlicht, das durch die vier hohen Fenster fällt. "Ich finde auch die Akustik gut", sagt der Musiker. Die Fenster seien schalldicht. Tatsächlich ist von den Autos auf der verkehrsreichen Martin-Luther-Straße nichts zu hören.
In seiner heutigen Form existiert der Luisengarten seit 2002. Das Veranstaltungshaus gehört der evangelischen Kirche, die vermietet es aber überkonfessionell. Es gibt Konzerte - nicht nur vom Tonkünstlerverband -, Theater, Ausstellungen, Lesungen und Familienfeiern in den Räumlichkeiten, zu denen noch ein kleiner Saal und eine Lounge mit heimeliger Bistro-Atmosphäre im Erdgeschoss gehören. Die Geschichte des Luisengartens begann 1854. Damals wurde der "Evangelische Arbeiterverein" gegründet, der "den evangelischen Arbeiterstand in christlich-sittlichem Leben, Geselligkeit und geistiger Bildung" fördern wollte. 1911 entstand im ehemaligen "Café Smolensk" das neue Vereinszentrum.
Das originale Jugendstilhaus fiel den Bomben des 16. März 1945 zum Opfer. 1950 war das Haus wieder aufgebaut und beherbergte 37 Jahre lang eine Kleiderfabrik. 2002 erfolgte der Umbau zum heutigen Veranstaltungszentrum.
Im Blickpunkt

Konzert des Tonkünstlerverbandes
Am 12. November um 17 Uhr fin-
det im Luisengarten ein Konzert
des Tonkünstlerverbandes mit Car-
men Fuggiss (Sopran - derzeit als
Lucia di Lammermoor am Main-
franken Theater) und Jonathan
Seers (Klavier) statt. Auf dem Pro-
gramm stehen Werke von Alban
Berg, Clara und Robert Schumann
und Seers. Karten unter
Tel. (0 93 36) 99 79 91. Internet:
www.luisengarten.com