(dpa) Als Hollywood-Star Paul Newman seine Frau Joanne Woodward einmal schmunzelnd mit einem „Steak“ verglich, war das tatsächlich eine – wenn auch ungewöhnliche – Liebeserklärung. „Ich habe ein Steak daheim. Warum sollte ich dann Hamburger essen gehen?“, begründete der Schauspieler schalkhaft seine eheliche Treue. Und Woodward schwärmte über Newman: „Mit Paul verheiratet zu sein, ist eine Ehe mit dem aufmerksamsten und romantischsten Mann.“
Mehr als ein halbes Jahrhundert dauerte die Bindung zwischen Newman und seiner Kollegin Woodward an, ohne sichtbare Skandale und Affären, bis zum Krebstod Newmans im Alter von 83 Jahren im September 2008. Zusammen hatte das Paar drei Töchter, drei Oscar-Trophäen und neben den eigenen Karrieren viele gemeinsame Leinwandauftritte. Woodward feiert an diesem Samstag (27. Februar) ihren 80. Geburtstag.
Die 1930 geborene Schauspielerin wuchs während der Großen Depression in einer Kleinstadt im US-Staat Georgia auf. Wie ihre Mutter entdeckte das Mädchen früh seine Liebe zum Film. Mutter und Tochter reisten 1939 zur Premiere von „Vom Winde verweht“ nach Atlanta. Die Neunjährige sei mutig in den Schoß von Laurence Olivier gesprungen, als der Star mit Hauptdarstellerin Vivien Leigh in seiner Limousine vorfuhr, wird berichtet.
Als Teenager gewann Woodward viele Schönheitswettbewerbe, doch das war der blonden Südstaatenschönheit nicht genug. Nach dem Theaterstudium in Baton Rouge (Louisiana) nahm sie in New York Schauspielunterricht. 1952 erhielt der Neuling als zweite Besetzung den Zuschlag für das Broadway-Stück „Picnic“. Dort trafen ihre grünen Augen zum ersten Mal auf Newmans berühmte stahlblaue Augen. Auch er war Anfänger und stand nur auf der Ersatzliste für das Bühnenstück.
Nach Newmans Scheidung von dessen erster Frau ging es Schlag auf Schlag. Im Januar 1958 gab sich das Paar in Las Vegas das Ja-Wort. Zwei Monate später nahm Woodward in Hollywood für ihren dritten Filmauftritt den Oscar als beste Hauptdarstellerin entgegen. In dem Drama „Eva mit den drei Gesichtern“ glänzte sie als schizophrene Patientin. Newman bekam ein Jahr später als rebellischer Sohn an der Seite von Elizabeth Taylor in der Tennessee-Williams-Verfilmung „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ seine erste Oscar-Nominierung.
Die erste von ihren drei Töchtern brachte Woodward 1959 zur Welt. Da hatten die Eheleute bereits ihren ersten gemeinsamen Film abgedreht. An der Seite von Orson Welles und Lee Remick waren sie in dem Drama „Der lange, heiße Sommer“ zu sehen. Sidney Lumet holte Woodward 1960 mit Marlon Brando und Anna Magnani für „Der Mann in der Schlangenhaut“ vor die Kamera. Im gleichen Jahr erhielt sie den allerersten Stern auf dem „Walk of Fame“. Der Bürgersteig am Hollywood Boulevard in Los Angeles ist inzwischen mit über 2400 sternförmigen Promi-Plaketten geschmückt.
Newman führte 1968 mit dem einfühlsamen Frauenporträt „Die Liebe eines Sommers“ erstmals selbst Regie. Die Hauptrolle gab er seiner Ehefrau, die damit prompt ihre zweite Oscar-Nominierung holte. Weitere Nominierungen folgten für „Sommerwünsche, Winterträume“ (1974) und, erneut mit Co-Star Newman, für das Drama „Mr. & Mrs. Bridge“ (1991), in dem sie ein entfremdetes Ehepaar spielen.
In Cannes holte sich Woodward unter der Regie ihres Ehemannes mit „Die Wirkung von Gamma-Strahlen auf Ringelblumen“ (1972) den Darstellerpreis. Ihre leibliche Tochter Elinor spielte darin die Rolle der Leinwandtochter. Der deutsche Kameramann Michael Ballhaus setzte Woodward in der Drama-Verfilmung „Die Glasmenagerie“ (1986) gekonnt ins Licht. Mit zunehmendem Alter nahmen ihre Filmauftritte ab. Jonathan Demme holte sie 1993 für sein Aids-Drama „Philadelphia“ vor die Kamera. Den letzten gemeinsamen Auftritt hatte das Ehepaar 2005 in dem TV-Mehrteiler „Empire Falls“, in dem Woodward eine herrschsüchtige Witwe spielt.
2008 sagte der schon von seinem Krebsleiden gezeichnete Newman seine geplante Inszenierung eines Theaterstücks an dem renommierten „Westport Country Playhouse“ ab. Das Theater im US-Staat Connecticut, wo das Paar abseits von Hollywood lebte, wird von Woodward mitgeleitet. Newman blieb über seinen Tod hinaus den sozialen Anliegen des Paares treu. Seine Oscar-Trophäen und andere Wertsachen vermachte er der von ihnen gegründeten „Newman's Own Foundation“. Die gemeinnützige Firma vertreibt Spaghetti- und Salatsoßen, deren Erlös sozialen Zwecken, oft für krebskranke Kinder, zu Gute kommt.