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Die Ehrlichkeit des Vadim Glowna

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Die Ehrlichkeit des Vadim Glowna

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    Liebespaar vor der Kamera und dahinter: Vadim Glowna mit Vera Tschechowa in dem Film „Liebe und so weiter“ (Deutschland 1968). Glowna und Tschechowa heirateten 1967, 23 Jahre später wurde die Ehe geschieden.
    Liebespaar vor der Kamera und dahinter: Vadim Glowna mit Vera Tschechowa in dem Film „Liebe und so weiter“ (Deutschland 1968). Glowna und Tschechowa heirateten 1967, 23 Jahre später wurde die Ehe geschieden. Foto: FOTO Cinetext

    Regisseur, Produzent, (Drehbuch-)Autor – und zweifellos einer der markantesten Köpfe unter Deutschlands Schauspielern: Vadim Glowna ist auch international hoch angesehen. Am morgigen Donnerstag, 22. Februar, liest er ab 19.30 Uhr im Würzburger Kulturspeicher aus Thorsten Palzhoffs Debüt „Tasmon“. Ein Gespräch über gebrochene Menschen und Schicksale.

    Frage: Sie sind erfolgreich im Theater, im Fernsehen, im Kino. An was hängt Ihr Herz am meisten?

    Vadim Glowna: Im Moment hängt es mehr am Kino, aber ich werde sicher irgendwann wieder ans Theater zurückkehren, das sollte man alle paar Jahre auch mal machen.

    Sie spielen oft gebrochene Menschen, Außenseiter. Warum keine Helden?

    Glowna: Das liegt schon auch an den Produzenten, die sagen: Oh, das hat er schon mal gespielt, das kann er. Gebrochene Menschen sind auf einer anderen Weise ja auch Helden. Sie kämpfen ums Überleben. Sie kämpfen gegen Widrigkeiten. Sie sind unangepasst, unanpassbar. Sie haben einen Stolz, auch wenn es ihnen schlecht geht, auch wenn sie einen Kampf kämpfen, den sie verlieren müssen – sie tun es trotzdem. Das ist viel spannender, diese Brüche, diese Tiefen, diese Schicksale.

    Sie entblößen sich oft vor der Kamera.

    Glowna: Gerade zwei Mal bei 160 Filmen – ich bitte Sie!

    Nicht kleidungsmäßig. Woher kommt der Drang?

    Glowna: Das ist kein Drang. Das ist eine Form von Ehrlichkeit im Spiel. Ich kann ja nicht sagen, ich verkörpere eine Rolle, ich stelle sie dar und behalte aber ständig etwas zurück. Wenn es die Rolle verlangt, dann muss man auch weit gehen.

    Sie haben das Kino mal als Königsweg bezeichnet.

    Glowna: Nicht gegen das Theater. Im filmischen Bereich ist es im Vergleich zum Fernsehen der Königsweg. Fernsehen ist ja auch gestaffelt in anspruchsvolles Fernsehen und Soaps, da gibt es viele Schattierungen nach unten. Der große Kinofilm ist die größte Herausforderung. Ich meine, was ist das für ein Beruf? Ich bin ja nicht nur Schauspieler, das ist ein Terminus technicus. Ich bin ein Geschichtenerzähler. Ich erzähle von Menschen, von Schicksalen, von Leidenschaften, von Glück und Unglück.

    In Ihrem Buch „Der Geschichtenerzähler“ erzählen Sie, dass Lesen in Ihrer Kindheit unglaublich wichtig für Sie gewesen sei.

    Glowna: Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, als es noch kein Fernsehen gab und keine Gameboys. Und deshalb hat man gelesen, mehr gelesen und mehr erzählt. Das ist eine sehr schöne Erfahrung. Die ist nicht wiederholbar und heute auch schwierig zu vermitteln. Aber ich finde, Eltern und Großeltern sollten sich ein bisschen mehr Mühe geben, die gute alte Gutenachtgeschichte nicht vergessen und überhaupt mehr sprechen.

    Zur Person

    Vadim Glowna Der Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor, geboren am 26. 9. 1941 in Eutin, wurde von Gustaf Gründgens fürs Theater entdeckt. Nach Engagements in Hamburg, Bremen und München wendete er sich dem Film zu. Er arbeitete mit Regisseuren wie Peter Zadek, Claude Chabrol und Sam Peckinpah. Neben Romy Schneider spielte Glowna in „Gruppenbild mit Dame“, neben Richard Burton in „Steiner – Das eiserne Kreuz“. Für sein Regie-Debüt „Desperado City“ erhielt Glowna 1981 die Camera d'Or (Goldene Kamera) bei den Filmfestspielen in Cannes als „Bester Erstlingsfilm“. Im vergangenen Jahr veröffentlichte er in „Der Geschichtenerzähler“ (Ullstein, 270 S., 19,90 Euro) seine Erinnerungen. Reservierungen für die Lesung im Würzburger Kulturspeicher an diesem Donnerstag, 22. Februar, 19.30 Uhr, aus „Tasmon“ von Thorsten Palzhoff: Tel. (09 31) 30 89 – 2 21.

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