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FRANKFURT: Die Legende von der deutschen Päpstin Johanna

FRANKFURT

Die Legende von der deutschen Päpstin Johanna

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    Johanna (Johanna Wokalek) beschließt in „Die Päpstin“, ihr Leben als Mann fortzusetzen – und wird zum Papst gewählt.
    Johanna (Johanna Wokalek) beschließt in „Die Päpstin“, ihr Leben als Mann fortzusetzen – und wird zum Papst gewählt. Foto: FOTO Constantin/dpa

    Die Amerikanerin Donna Woolfolk-Cross hat 1996 die Sage unter dem Titel „Die Päpstin“ in einen Historienroman verwandelt, der zum Weltbestseller wurde, allein in Deutschland rund fünf Millionen Mal verkauft. Die Münchner Produktionsfirma Constantin Film, die mit Verfilmungen wie „Der Name der Rose“ (1985) und „Das Parfüm“ (2006) Gespür für Erfolgsprojekte bewies, bringt nun eine Verfilmung ins Kino, die auf routinierte Art die Erwartungen des Genres bedient.

    Mit geringen Abweichungen folgt die Handlung des Films von Regisseur Sönke Wortmann der Romanvorlage: Johanna kommt im frühen 9. Jahrhundert in Ingelheim als Tochter eines armen Priesters zur Welt, der die Intelligenz und Wissbegierde des Mädchens eher für einen Fluch als einen Segen hält. Sie lernt heimlich lesen und schreiben, über Widerstände und Schicksalsschläge hinweg gelingt es Johanna, sich einen Platz an der Domschule in Dorstadt zu erobern, wo sie im Grafen Gerold einen Förderer und Gönner findet. Nach dem Einfall der Normannen sieht sie sich gezwungen, als Junge verkleidet in einem Kloster bei Fulda Schutz zu suchen, und macht dabei die Entdeckung, dass sie nun nicht länger angefeindet und für ihr Wissen angegriffen wird, sondern sogar Bewunderung und Anerkennung erfährt. Aus Johanna wird deshalb Johannes, der im weiten Umfeld insbesondere für seine Kenntnisse der Heilkunst geschätzt wird. Die Angst vor der Entdeckung aber treibt Johanna eines Tages wieder zur Flucht. Sie landet in Rom, wo sie sich weiter als männlicher Priester verkleidet und sich einen Ruf als ausgezeichneter Heilkünstler erwirbt. Das bringt sie eines Tages ans Krankenbett des amtierenden Papstes Sergius, der sie nach der erfolgreichen Behandlung prompt zu seinem engsten Vertrauten macht. Die Dinge spitzen sich zu, als ihr Aufstieg so manchen Karriereplan am Vatikan durchkreuzt und außerdem ihr alter Förderer Gerold auftaucht. Doch Johanna verzichtet auf Erfüllung in der Liebe und ergreift schließlich die sich ihr bietende Chance, Papst zu werden. Trotz einer illustren Besetzung, die neben der Deutschen Johanna Wokalek („Der Baader Meinhof Komplex“), die Ensemblemitglied am Wiener Burgtheater ist, in der Hauptrolle internationale Stars wie den Australier David Wenham („Der Herr der Ringe“) oder den Amerikaner John Goodman („König Ralph“, „The Flintstones“) als Papst aufbietet, kommt der Film nie über das Niveau des biederen Ausstattungskinos hinweg.

    In der langen ersten Hälfte, die in Ingelheim, Dorstadt und Fulda spielt, beherrschen härene Gewänder, also Kleidung aus Haar, schlechtes Wetter und grobe germanische Patriarchen die Leinwand, während im römischen Teil der Geschichte mit buntem Marmor, edlen Tüchern und strahlend blauem Himmel an alte Römerfilme angeknüpft wird.

    Analog dazu gerät auch die Emanzipationsgeschichte – eine Frau zeigt es den Männern im finsteren frauenfeindlichen Mittelalter! –, als die die Legende der Päpstin Johanna ja auch gilt, zum bloßen Klischee und verrät sich damit als Fantasieprodukt des 20. Jahrhunderts. Wer den Film an historischen Wahrscheinlichkeiten misst, kommt – wie auch schon bei der Romanvorlage – aus dem Kopfschütteln kaum heraus. Wer sich zweieinhalb Stunden mit Intrigen in einem erfundenen Mittelalter unterhalten möchte, kommt dennoch auf seine Kosten: • • • • ο ο

    Der Film läuft in folgenden Kinos der Region: Cineworld im Mainfrankenpark, Cinemaxx Würzburg, Casablanca Ochsenfurt, KuK Schweinfurt, Universum Bad Kissingen, Weltbio Schweinfurt, Broadway Wertheim, Filmwelt Schweinfurt, Starlight Bad Neustadt, Movie Marktheidenfeld

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