(dpa/lby) „Es gibt viele Dinge, die ich nicht mehr so wichtig nehme“, sagte Cleo Kretschmer vor wenigen Jahren. „Denn ich habe gelernt, dass es nicht die materiellen Dinge sind, auf die es im Leben ankommt.“ Diese Erkenntnis verdankt der Filmstar der 1970er und 80er Jahre nicht nur der Lebenserfahrung, sondern hauptsächlich einem einschneidenden Erlebnis: 1998 starb Cleo Kretschmer fast an einer Hirnblutung. In ihrem „zweiten Leben“ geht sie die Dinge ruhiger an. Heute, Freitag (11. Februar), wird sie 60.
Ingeborg Maria Kretschmer wurde am 11. Februar 1951 in Wegscheid im Bayerischen Wald geboren. Als sie elf Jahre alt war, zog sie mit ihrer Familie nach München. Nach der Schule lernte sie Drogistin. Sie fing an, sich Cleo zu nennen – nach Cleopatra, weil das alte Ägypten sie faszinierte. Mit 20 traf sie in einer Diskothek den zehn Jahre älteren Regisseur Klaus Lemke. Die beiden wurden ein Paar und blieben es viele Jahre lang.
In der Münchner Schickeria
1973 stand sie zum ersten Mal vor der Kamera – im fünften Teil des „Schulmädchenreports“. In den darauffolgenden Jahren spielte sie in gut einem Dutzend Film- und TV-Komödien („Amore“, „Arabische Nächte“), meist an der Seite von Wolfgang Fiereck und unter der Regie ihres Freundes Klaus Lemke. Dadurch erlangte sie in den 1970er und 1980er Jahren Kultstatus. Sie war ein bekanntes Mitglied der Münchner Schickeria. Eine Schauspielschule hatte sie nie besucht.
Neben ihrer Arbeit vor der Kamera schrieb sie einige Romane. Ihr Erstlingswerk „Herzschmerz“ erschien 1984.Im Oktober 1998 dann veränderte sich ihr Leben schlagartig. „Mein Bild war plötzlich wie bei einem Computerabsturz weggeklickt, und ich wusste: Das ist der Tod.“ Wegen eines angeborenen Gewebeschadens war in ihrem Gehirn eine Schlagader geplatzt. Die Ärzte gaben der damals 47–Jährigen eine Überlebenschance von fünf Prozent. Aber Cleo Kretschmer überlebte. Allerdings war sie zunächst halbseitig gelähmt und hatte ihr Kurzzeitgedächtnis verloren. Laufen und Sprechen musste sie in einer Münchner Klinik erst mühsam und schmerzvoll neu lernen. Es dauerte sechs Jahre, bis sie wieder gesund war.
Die Schauspielerin empfand diesen Schicksalsschlag als „Wiedergeburt“, sah ihn als „Chance für einen Neubeginn und ein zweites Leben“. Nach ihrer Genesung nahm sie einige kleinere Rollen an, „aus therapeutischen Gründen“, wie sie sagt. Nach einer Saison am Hamburger Schauspielhaus 2005 gab sie die Schauspielerei zunächst auf und schrieb einen weiteren Roman, „Sehnsuchtskarussell“. Darin beschreibt sie in Tagebuchform die Suche nach der großen Liebe. 2010 stand sie doch wieder vor der Kamera, für den ZDF-Film „Meine Mutter, Heinrich und ich“. Ende 2011 wird sie sogar im Kino zu sehen sein, in „Eine ganz heiße Nummer“. Kretschmer wohnt in Dorfen in der Nähe von München.