„Nosferatu!“, rufen Stimmen aus dem Off. Sie kreischen und sie stöhnen. Zehn bleichgesichtige Vampirellas eröffnen das Musical „Dracula“ mit einem wilden Tanz auf der Bühne der Burg Brattenstein in Röttingen. Graf Dracula, gesungen und gespielt von Rob Fowler, steht noch mit dem Rücken zum Publikum. Er trägt einen langen, schwarzen Mantel, den Kragen nach oben geklappt. Bei seinem ersten Solo zeigt Fowler die Bandbreite seiner Stimme, mit der er es bis ins Halbfinale von „The Voice of Germany“ geschafft hatte.
Das Musical „Dracula“ erzählt die Geschichte einer leidenschaftlichen Liebe. Die Handlung hält sich eng an den Briefroman von Bram Stoker. Jonathan Harker (Andreas Bieber), ein junger Anwalt aus England, besucht Graf Dracula in den Karpaten. Durch einen Zufall erblickt der Graf ein Bild von Mina Murray (Caroline Frank), der Verlobten Jonathans.
Caroline Frank, die zuletzt eine Hauptrolle in dem Udo-Jürgens-Musical „Ich war noch niemals in New York“ gesungen hat, spielt Mina als sensible, starke Frau. Ihre Faszination für den Vampir drückt sie in leidenschaftlich gesungene Balladen aus. Harker gelingt – von seinem Gastgeber gebissen und sehr geschwächt – die Flucht. Mina, die sofort zu ihm eilt, gibt ihm das Jawort, während Minas Freundin Lucy (Kathleen Bauer) und Arthur (Daniel Ogris) vor den Traualtar treten. Auch Lucy fühlt sich zu dem Vampir hingezogen und verwandelt sich auf der Bühne von einer wohlhabenden, gut erzogenen Frau in eine Untote. Ihre Gefühle spielt Kathleen Bauer glaubhaft aus. „Komm zu mir und trink mich aus, saug das Blut aus mir heraus“, singt sie, und es wird klar, dass jede Hilfe für die junge Frau zu spät kommt. Selbst Vampirjäger Abraham Van Helsing (Dennis Kozeluh) kann nichts mehr für sie tun.
Bühnenbild und Kostüme sind konsequent in Schwarz-Weiß gehalten. Vier große Zahnräder, die beliebig hin- und hergeschoben werden, gestalten die Bühne. Ein Hingucker ist ein versenkbares Bühnenstück, das wahlweise als mit rotem Samt bezogenes Bett oder schwarzer Sarg aus dem Boden auftaucht. Lucy, inzwischen ein Geschöpf der Nacht, wird dort von Van Helsing, Arthur und zwei von Lucys ehemaligen Verehrern gestellt und getötet.
Viel Applaus gibt es vor der Pause für den Dreigesang „Ein perfektes Leben“. Rob Fowler, Caroline Franke und Andreas Bieber zeigen die Bandbreite ihrer Stimmen. Wunderbar, dass auch die Musik nicht vom Band kommt, sondern unter der musikalischen Leitung von Walter Lochmann von einer sechsköpfigen Band live gespielt wird.
Auch im zweiten Akt helfen Knoblauch, Lauchblumen, Weihwasser und Kruzifixe nicht: Mina fühlt sich von Dracula magisch angezogen. Hin- und hergerissen zwischen Furcht und Liebe lädt sie ihn schließlich zu sich ein.
Rob Fowler, als Vampir in schwarzen, engen Lederhosen, hat Sex-Appeal: Ewig jung und schön, mit übernatürlichen Fähigkeiten ausgestattet, gelingt es ihm schließlich doch noch, Mina zu verführen. „Meine Liebe heißt Unsterblichkeit“, verspricht er – und läutet den Showdown ein.
Nächste Vorstellungen heute, Samstag, 29. Juni, um 20.30 Uhr und Sonntag, 30. Juni, um 18.30 Uhr. Bis 11. August auf dem Spielplan. Informationen und Eintrittskarten unter Tel. (0 93 38) 9728-55, -56, -57 und -59, im Internet: www.frankenfestspiele.de