W enn es im Fernsehen um das Thema Nummer eins geht, zappe ich meistens recht bald weiter - entweder verstehen die Filmemacher nichts von Erotik, oder das Diktat der Quote lässt keinen Raum für das Spiel der Sinne, verlangt nach der schnellen, fantasielosen Nummer. Höher, schneller, weiter - spätestens in der Werbe-Unterbrechung treiben mich die pseudo-lasziv sich räkelnden 0190-Damen endgültig auf die angezogeneren Kanäle.
Jüngst aber hat mich eine Meldung auf seltsame Weise getroffen - mit dem Quelle-Katalog wie ich ihn kannte, ist es wohl vorbei! Ich weiß nicht, wie viele Jahre es zurückliegt, seit ich das letzte Mal einen in der Hand hatte. Aber an das erste Mal, an das kann ich mich noch genau erinnern: Ich wollte nach irgendwelchem Spielkram schauen, einem Feuerwehrauto oder einer Indianerfigur - und was entdeckte ich? Frauen in Seide und Spitze und Korsage, mit BH oder Badeanzug am beinahe nackten Leib!
Legt man heutige Maßstäbe an, waren die Damen bieder, ja beinahe züchtig - doch damals haben sie mich regelrecht umgehauen. So wurde ausgerechnet der Quelle-Katalog zu einem Meilenstein meiner Pubertät. Und immer saß mir die Angst im Nacken, nur ja noch schnell umblättern zu können, sollte jemand unverhofft zur Tür herein kommen. Im Falle eines Falles entwickelten meine Finger ungeahnte Fertigkeiten, um weniger verdächtige Seiten aufzuschlagen als die mit den Leichtbekleideten drauf.
Wenn ich's mir recht überlege - auch das könnte schon ein Grund sein, warum aus mir ein Rastloser, ein Unruhiger, ein Zapper eben geworden ist.
Ein wehmütiges Zapperlott!